Das Höllenbild
einer Antwort.
Glenda nahm ab und sagte nur einen Satz. »Sie sind hier, Sir.«
Eine kurze Hörpause. Danach sagte sie: »Ja, ich sage ihnen Bescheid.«
Suko stand schon an der Tür. »Zum Alten, nicht?«
»Aber hurtig.«
»Und unser Kaffee?« fragte ich quengelnd.
Diesmal grinste mich Glenda an. Es sah schon beinahe boshaft aus.
»Auf den mußt du heute mal verzichten. That’s life, mein Lieber.«
»Ja, ja, man hat es schon schwer.«
Hinter Suko verließ ich das Büro. Er stand nahe des Getränkeautomaten. Ich wußte, was sein ausgestreckter Finger bedeutete und schüttelte den Kopf. »Nein, Suko, ohne mich. Diese Brühe findet in meinem Magen keinen Platz, das sage ich dir.«
»War auch nur ein Versuch.«
»Laß es dabei bleiben.«
Wir gingen, und er runzelte die Stirn. »So sehr ich auch nachgedacht habe, eine Arlene Shannon kenne ich nicht.«
»Sir James wird uns schon darüber aufklären. Der Name allerdings hört sich irisch an.«
»Das ist doch was für dich, Alter.«
»Wieso?«
»Magst du keine irischen Frauen?«
»Doch – schon, aber Dienst ist Dienst.«
Suko grinste nur. Noch vor mir öffnete er die Tür zum Büro unseres Chefs, der nicht allein war. Nur saß ihm gegenüber keine Arlene Shannon, sondern ein Mann mit grauschwarzen Haaren, der eine dünne Brille trug und mich ein wenig an den amerikanischen Schauspieler Roy Schneider erinnerte. Er war klein, drahtig und breitschultrig. Hinter den Gläsern schauten uns braune Augen prüfend an.
Wir wurden von Sir James vorgestellt und erfuhren auch den Namen des Mannes. Commander Curly Sheppard.
»Der Commander arbeitet übrigens für die Regierung«, erklärte unser Chef noch.
Ich verzog die Mundwinkel. Ausgerechnet für die Regierung, denn diese Umschreibung beinhaltete ein weites Feld, und dahinter konnte sich einiges verstecken, wobei ich immer auf den Geheimdienst tippte. Das hatten mich meine Erfahrungen gelehrt.
Deshalb fragte ich auch sofort: »Secret Service?«
»Nein, Mr. Sinclair. Ich war früher Einsatzleiter eines Sonderkommandos zur Terroristenbekämpfung. Nun aber arbeite ich im Stab, in der Organisation. Mein letzter Einsatz liegt zehn Jahre zurück. Danach habe ich mich versetzen lassen.«
Wir nahmen auf zwei Stühlen Platz, der Commander saß zwischen uns.
»Da Sie schon von Ihrer Versetzung gesprochen haben, können wir möglicherweise darauf schließen, daß diese Tatsache etwas mit Ihrem Besuch bei uns zu tun hat?« fragte ich.
»Indirekt schon.«
»Gut, dann erzählen Sie schon, wo Sie der Schuh drückt. Wie wir hörten, geht es um eine Frau namens Arlene Shannon.«
»Richtig. Um eine brandgefährliche Terroristin, die uns damals leider entwischt ist. Ich möchte meinen Bericht auch mit einem Ereignis beginnen, das zehn Jahre zurückliegt. Mit der Flucht dieser Person.«
»Gut, wir haben Zeit.«
Der Commander schlug die Beine übereinander. Er brauchte nicht lange nachzudenken, denn er hatte sich seine Worte bereits zurechtgelegt. Wir erfuhren von seiner Jagd nach dieser Terrorgruppe, die der IRA zuzurechnen gewesen war. Wir hörten, daß alle Mitglieder entweder gestellt oder getötet worden waren, einige saßen auch hinter Gittern, aber nur diese Arlene fehlte. Auf einer Insel hatte das Kommando sie schließlich stellen wollen, aber da war die Frau plötzlich wie vom Erdboden verschwunden, als hätte sie sich in Luft aufgelöst.
»Sie kann Helfer gehabt haben«, sagte Suko.
»Nein, hatte sie nicht.«
»Ein Boot?«
»Auch nicht. Wir fanden das ihre. Und ein zweites wäre uns nicht entgangen.«
Ich hob die Schultern. »Sie hatten damals ein Problem. Da scheint sich Ihre Arlene Shannon tatsächlich in Luft aufgelöst zu haben. Manchmal steht man eben vor einem Rätsel, das wissen wir aus Erfahrung.«
»Sie hat sich nicht in Luft aufgelöst!« erklärte Sheppard. »Sie ist wieder aufgetaucht.«
»Ho – und?«
»Nicht auf der Insel, sondern hier in London. Und zwar in einem Museum, meine Herren.«
Nach den Ausführungen des Commander hatten wir ja mit allen möglichen Geschichten gerechnet, aber daß diese Terroristin in einem Museum erschienen war, sah ich als Klopfer an. Das schlug dem Faß den Boden aus.
»Was hat sie denn dort getan?« fragte ich.
»Moment, Commander!« mischte sich Sir James ein. »Bevor Sie weitersprechen, lassen Sie mich bitte einige Dinge erläutern.«
»Gern, Sir.«
Der Superintendent beugte sich vor. Suko und ich kannten ihn lange genug, um ihm anzusehen, daß er sich
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