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Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Titel: Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
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allein. Und in neun von zehn Fällen wird er schnell wieder aufgegriffen, meist weil er durchgefroren und nass ist, nichts zu essen hat und keine trockenen Klamotten findet, oder weil er nicht weiß, wo er ist und nicht wagt, jemanden zu fragen, weil er die Sprache nicht spricht. Die kommen nicht weit. Viele kommen sogar freiwillig wieder zurück – und nicht nur zum Militär. Die ergeben sich sogar gewöhnlichen Menschen auf der Straße. Aber wenn es mehr als einer ist, wenn zwei oder drei ausgebrochen sind, dann muss man davon ausgehen, dass es geplant war, dass sie Nahrungsmittel und Kleidung beiseitegeschafft haben, vielleicht haben sie sogar einen Bewacher erpresst, ihnen eine Landkarte zu verkaufen, damit sie sehen, wie weit es zur Küste ist, wo man ein Boot stehlen kann. Selbst dann schaffen es nicht viele. Es genügt ein unvorsichtiges Wort, jemand hört sie Französisch sprechen, oder Englisch mit einem Akzent, und schon ist es vorbei. Aber mit diesen Geflüchteten ist es anders.«
    »Inwiefern?«
    »Wie ich schon sagte, wir haben keine Spur von ihnen gefunden.«
    »Und das heißt?«
    »Für mich heißt es, dass es jemanden geben muss, der ihnen hilft.«
    »Wer zum Beispiel?«
    »Gerade das sollten Masterson und Sark ja herausfinden.«
    »Und was vermuten Sie?«
    »Meine Theorie? Am wahrscheinlichsten wohl Schmuggler.«
    »Schmuggler?«
    »Ich vermute, sie bringen die Flüchtlinge runter zur Küste. Die haben ihre Schleichwege, außerdem genügend Leute und Boote.«
    »Und das, Hawkwood, wäre Ihre dritte Aufgabe«, sagte Read. »Wenn es einen organisierten Fluchtweg gibt, möchte ich, dass er unterbrochen und wenn möglich ganz zerschlagen wird.«
    »Das könnte erklären, warum Ihr Mann Masterson in der Swale gefunden wurde«, sagte Hawkwood. »Vielleicht wurde er von einem Schiff geworfen.«
    »Möglich«, gab Ludd zu. »Ich würde es als persönlichen Gefallen betrachten, wenn Sie nebenbei noch herausbringen würden, was mit meinen Männern passiert ist. Wenn sie ermordet wurden, dann würde ich es gern wissen.«
    »Wenn Schmuggler involviert sind, wird es nicht einfach sein«, gab Hawkwood zu bedenken. »Die haben ihre eigenen Gesetze. Sobald da einer auftaucht und Fragen stellt, spitzen sie die Ohren. Höchstwahrscheinlich werden die mich schon von weitem erkennen.«
    Ludd und Read sahen sich an.
    »Genau so ist es«, sagte Read leise, »aber in diesem Falle werden sie in die verkehrte Richtung schauen.«
    »Späte Einsicht ist etwas Wunderbares«, sagte Ludd. »Wir haben den Fehler gemacht, Masterson und Sark zum Haupteingang zu schicken. Beide waren kompetente Männer, aber sie waren eben in erster Linie Navyoffiziere und erst in zweiter Linie Landbewohner. In dieser Situation waren sie überfordert. Wir hätten sie genauso gut mit einer Blaskapelle losschicken können. Masterson hatte den Auftrag, die Schmugglerbanden zu infiltrieren. Wir hielten es für das Beste, wenn er sich als ehemaliger Seemann ausgibt, der Arbeit sucht und den es nicht weiter interessiert, ob sie legal oder illegal ist. Aber leider bilden die Schmuggler ein solidarisches, engmaschiges Netzwerk. Ich fürchte, er hat den falschen Leuten die falschen Fragen gestellt – und dass Sark den gleichen Fehler gemacht hat.
    »Man kann einen Mann aus der Navy nehmen, aber man kann diesem Mann die Navy nicht aus dem System austreiben«, sagte Hawkwood.
    »So sieht’s aus«, sagte Ludd düster.
    »Andererseits werden Sie nicht so leicht auffallen«, sagte James Read. »Hoffentlich.«
    »Sie meinen, ich werde den Hintereingang nehmen«, sagte Hawkwood.
    Um Reads Mundwinkel zuckte es. »Vorausgesetzt, wir können eine geeignete Geschichte für Sie erfinden.« Der Oberste Richter unterbrach sich. »Mein erster Gedanke war, Sie könnten sich als französischer Offizier ausgeben, aber ich weiß nicht, ob das praktisch machbar wäre. Zwar haben Sie ausgezeichnete französische Sprachkenntnisse, aber könnten Sie das über einen längeren Zeitraum durchhalten? Captain Ludd und ich haben darüber gesprochen, und wir denken, dass die augenblickliche Krise in Amerika uns die perfekte Lösung bietet. Sie werden sich als amerikanischer Freiwilliger ausgeben.«
    »Als Amerikaner?«
    »Wie Sie von Ihrem letzten Zusammentreffen mit William Lee nur zu gut wissen, sind unsere amerikanischen Vettern im Moment nicht besonders gut auf uns zu sprechen. Schon vor der Kriegserklärung sind viele amerikanische Freiwillige zu Bonapartes Fahnen geeilt; ein

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