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Das höllische Ich

Das höllische Ich

Titel: Das höllische Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte im Laufe der Zeit Rost angesetzt. Seine Stäbe sahen aus wie mittelalterliche Lanzen, die sich in die Höhe reckten. Da sie sehr dicht beisammenstanden, war es wegen der engen Zwischenräume nicht einfach, sie zu überklettern.
    »Hatte der Kollege nicht von einem Tor gesprochen?«, murmelte Suko und entfernte sich von mir.
    Er streifte in der Nähe des Zauns entlang auf der Suche nach einem Durchlass, die hohen Gewächse verdeckten ihn offenbar. Ich blieb neben einem blau leuchtenden Rittersporn stehen.
    »Hier ist es, John«, rief mein Partner einen Augenblick später triumphierend.
    »Gut. Ist das Tor auch offen?«
    »Ich werde es probieren.«
    Ich musste mich zu ihm durchkämpfen und sah, dass er es geschafft hatte, uns einen Einlass zu verschaffen. Das Tor war so hoch wie die Stäbe selbst, aber es konnte nicht mehr geschlossen werden, weil man es aus seiner Verankerung entfernt hatte. Suko hatte es aufgezogen.
    »Du kannst gehen«, begrüßte er mich.
    »Toll, und wohin?«
    Er deutete nach vorne. »Da zwischen den Bäumen steht unser Ziel. Fast perfekt getarnt.«
    Besser hätte er es nicht ausdrücken können. Von diesem ungewöhnlichen Treffpunkt war nicht viel zu sehen, denn die Natur hatte einen schützenden Mantel um ihn herum gelegt.
    Es machte wohl keinem Menschen Spaß, irgendwelche Brombeerhecken zu durchstreifen. Wir allerdings hätten es machen müssen, wenn wir den kürzesten Weg genommen hätten. So schlugen wir einen Bogen, durchquerten Büsche, die nicht so dicht wuchsen, erlangten endlich freie Sicht. Da entdeckten wir auch den Weg von der anderen Seite, wo eine befahrene Straße lag. Wir hörten nur die Geräusche, die Straße selbst allerdings bekamen wir nicht zu Gesicht.
    Durch die wenigen Lücken schimmerte die Außenseite des Hauses oder des Tempels, was immer der Bau auch sein mochte. Sogar das Dach sahen wir. Ich hatte damit gerechnet, dass das Gebäude einem Turm glich. Das traf nicht zu. Es war flach wie ein Bungalow, und auf dem wuchs auch keine Antenne in den Himmel.
    Wir kamen jetzt besser voran, und als vor mir ein Fenster auftauchte, warf ich einen Blick hindurch ins Innere. Durch den kleinen Ausschnitt sah ich jedoch nicht viel. Die Lehnen einiger heller Stühle fielen mir auf, das war aber auch alles.
    Suko war nicht bei mir geblieben. Er hatte das Haus einmal umgangen und blieb jetzt neben mir stehen.
    »Hast du was entdeckt?«, fragte ich.
    Suko schüttelte den Kopf. »Die Tür natürlich, aber nur ein weiteres Fenster. Es liegt dem hier genau gegenüber.«
    Ich war schon leicht verwundert. »Und trotzdem ist es im Haus recht hell.«
    »Du sagst es. Es muss andere Lichtquellen geben.«
    »Und was ist mit der Tür?«
    »Ich habe noch nicht ausprobiert, ob sie offen oder abgeschlossen ist«, sagte Suko. »Mir kommt der ganz Bau übrigens wie ein übergroßes Gartenhaus vor.«
    »Das scheint wohl so zu sein.«
    »Los, komm mit.«
    Ich ließ meinen Freund und Kollegen wieder Vorgehen. Er schlich an der hölzernen Hauswand entlang und war ebenso angespannt wie ich. Wir bemühten uns, auch einen Teil der Umgebung im Auge zu behalten, denn unser Besuch war nicht eben als normal einzustufen.
    Nichts Verdächtiges begegnete uns. Es blieb die natürliche Ruhe bestehen. Ab und zu bewegten sich die Blätter der Bäume, wenn ein Windhauch durch das Geäst streifte. Das hier war ein Garten, in dem ich mir auch irgendwelche Fabelwesen aus Stein hätte vorstellen können, doch nichts dergleichen war zu entdecken. Die Umgebung blieb verwildert. Da hatte kein Mensch seine Zeichen hinterlassen – abgesehen von diesem Haus, dessen Holz wohl mal hell gewesen war und im Laufe der Zeit eine grünlich braune Patina bekommen hatte. Die lag auch auf der Tür.
    Suko untersuchte sofort das Schloss, nachdem er festgestellt hatte, dass sich die Tür nicht öffnen ließ. »Kein Problem«, teilte er mir mit und machte sich an die Arbeit.
    Eine halbe Minute später konnten wir eintreten. Es gab keinen Flur, keinen besonderen Eingangsbereich, wir konnten sofort wie in einer Kirche hinein in das Zentrum gehen und uns dort umschauen. Im Kreis aufgestellte Stühle füllten den Raum aus.
    Niemand war anwesend. Mir fiel die Sauberkeit auf, als hätte jemand zuvor gewischt. Unsere Schuhe aber hinterließen Spuren, weil der Schmutz an den Sohlen klebte.
    Der Boden war mit Holz ausgelegt worden. Vielleicht war es auch Laminat. Es war wegen des hellen Anstrichs schlecht zu erkennen.
    Endlich sah ich, weshalb es

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