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Das Hohelied des Todes

Das Hohelied des Todes

Titel: Das Hohelied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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auf. Aus dem zarten Schatten einer Ulme hervor sah Decker sein feistes Gesicht im künstlichen Licht der Straßenlaterne schmalzig weiß leuchten. Der Fotograf kramte die Schlüssel zum Geschäft heraus, sah sich verstohlen um und schloß auf.
    Was machen wir nun? dachte Decker. Ich schnappe ihn mir, wenn er wieder rauskommt. Hat keinen Sinn, ohne Durchsuchungsbefehl eine Ein-Mann-Razzia zu veranstalten. Ohne den Wisch werden die belastenden Beweise vor Gericht sowieso nicht zugelassen.
    Fünfzehn Minuten später verließ Pode mit einer Leinentasche über der Schulter das Geschäft. Er wollte gerade zuschließen, als Decker sich lautlos an ihn heranpirschte.
    »Polizei, Mr. Pode.« Decker stellte den Fuß in die Tür.
    Pode schnappte nach Luft, erkannte ihn und atmete geräuschvoll wieder aus. »Sie haben mich zu Tode erschreckt. Was, zum Teufel, wollen Sie?«
    »Ich hätte mich gern einen Augenblick mit Ihnen unterhalten, Cecil«, sagte Decker.
    »Worüber? Herrschaftszeiten, es ist schon nach Mitternacht. Hat das nicht bis morgen Zeit?«
    »Nein.«
    »Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
    »Nein«, antwortete Decker. »Aber soweit ich weiß, braucht man für einen kleinen Plausch auch keinen.«
    Pode schwieg. Decker spürte, wie der Mann mit sich kämpfte.
    »Kommen Sie rein«, sagte der Fotograf schließlich. Er machte die Tür hinter ihnen zu.
    Plötzlich sah Decker schräg hinter sich ein metallisches Blitzen. Instinktiv sprang er Pode an, und im selben Augenblick ging die Waffe los und hinterließ schwarze Schmauchspuren auf seiner Jacke. Der Revolver flog Pode im hohen Bogen aus der Hand und schlitterte über das Linoleum.
    »Du Drecksack!« brüllte Decker und stürzte sich auf den sich windenden Fleischberg. Unter dem Speck war eine Muskelschicht. Es war nicht einfach, ihn festzuhalten und gleichzeitig nach den Handschellen zu tasten. Pode bäumte sich auf, brachte Decker aus dem Gleichgewicht und kroch auf allen vieren auf den Revolver zu. Decker riß ihn am Hemdkragen zurück und knallte ihn mit dem Gesicht auf den Boden.
    »Das ist doch nicht zu fassen!« sagte er, während er ihm die Armbänder anlegte. Er atmete tief durch. »Du wolltest mich über den Haufen knallen, du Hornochse! Du bist verhaftet!«
    »Ach, du lieber Himmel«, blubberte Pode.
    »Du hast das Recht zu schweigen. Wenn du von diesem Recht keinen Gebrauch machen willst, kann alles, was du sagst, vor Gericht gegen dich verwendet werden …«
    »Scheiße, Scheiße, verdammte Scheiße!«
    »Du hast das Recht, einen Anwalt hinzuzuziehen …«
    »Ich kann Ihnen alles geben, was Sie suchen, Decker.«
    »Wenn du dir keinen Rechtsbeistand leisten kannst …«
    »Ich kann es Ihnen sofort besorgen, aber ich habe es nicht bei mir. Ein Anruf nur, dann kann ich liefern.«
    »… wird vom Gericht ein Anwalt gestellt …«
    »Ich kann Ihnen den Film besorgen, Decker! Den Film, hinter dem Sie her sind.«
    »Hast du die Rechtsbelehrung verstanden, Pode?«
    »Ich weiß, wo er ist.«
    »HAST DU VERDAMMT NOCH MAL VERSTANDEN, ÜBER WELCHE RECHTE ICH DICH GERADE BELEHRT HABE?«
    Der dicke Mann nickte.
    »Sag ja, Pode«, befahl Decker. »Sag: ›Ja, ich habe die Rechtsbelehrung verstanden‹.«
    »Ja, ich habe die Rechtsbelehrung verstanden. Ich kann Ihnen alles beschaffen, was Sie wollen, aber Sie müssen einen Deal mit mir machen.«
    »Wenn du von deinem Recht zu schweigen keinen Gebrauch machen willst …«
    »Ich will von überhaupt nichts Gebrauch machen, wenn ich einen Deal mit Ihnen machen kann.«
    Decker hievte den Mann hoch und drückte ihn gegen die Wand, mit aller Kraft rammte er ihm das Knie ins Kreuz. »Weißt du, was du gerade gemacht hast? Du hast versucht einen Polizeibeamten umzunieten, der sich vorschriftsmäßig ausgewiesen und dich nicht provoziert hat. So etwas tut man nicht.« Decker verpaßte ihm einen Schwinger in die linke Niere. Pode schnaufte aus und stöhnte.
    »Jetzt mußt du erst einmal sehr brav sein, bevor wir über einen Deal reden. Wo ist der Film, Pode?«
    »Ich weiß die Adresse nicht.«
    Decker rammte ihm das Knie in die rechte Niere. Pode schrie auf.
    »Ich schwöre, ich weiß die Adresse nicht«, blubberte er. »Aber ich kann Sie hinbringen. Ich weiß, wo der Laden ist. Wir sind umgezogen, nachdem Sie angefangen haben, hier rumzuschnüffeln.«
    »Was ist das für ein Laden, von dem du redest? Wird dort das Dreckszeug gelagert?«
    »Die Vorführräume für die Abartigen. Da läuft der Film, den Sie suchen.«
    »Und was

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