Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hohelied des Todes

Das Hohelied des Todes

Titel: Das Hohelied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
denken konnte. Ich wußte, daß Sie irgendwo auf eigene Faust unterwegs waren.«
    Decker schwieg.
    »Diesmal lasse ich es Ihnen noch durchgehen«, sagte Morrison. »Aber setzen Sie sich nicht noch einmal über meine Anordnungen hinweg.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Was haben Sie denn nun über Dustin Pode rausgefunden?«
    »Nichts.«
    »Wir haben ihn vom Tod seines Vaters benachrichtigt. Sie können ihn jetzt nach Cecil befragen, wenn Sie wollen.«
    Decker räusperte sich und erzählte Morrison von seinem Jack-Cohen-Pseudonym. Während seiner Ausführungen spiegelten sich auf dem Gesicht des Captains abwechselnd Bewunderung und Mißbilligung.
    »Was erwarten Sie sich davon?« fragte Morrison.
    »Wenn Dustin sich nebenher im Pornofilmgeschäft betätigt, kann ich ihn als potentieller Investor vielleicht dazu bringen, mir eine Beteiligung anzubieten. Da er sein Geld ja auch in legalen Filmproduktionen angelegt hat, wäre es für ihn ganz einfach, die Profite aus den harten Pornos zu waschen. Ich möchte meine Tarnung nicht aufs Spiel setzen. Es wäre mir lieber, wenn Hollander ihn noch einmal vernehmen könnte.«
    »Aber Sie haben doch Cecil Pode selbst in die Mangel genommen«, sagte Morrison. »Was, wenn er Sie Dustin beschrieben hat? Sie sind schließlich nicht gerade ein unauffälliges Kerlchen. Ihre Tarnung könnte schon längst im Eimer sein.«
    Decker stöhnte innerlich. Wie hatte er bloß so blöd sein können!
    »Da haben Sie recht«, räumte er ein. »Aber sehen Sie es doch mal von dieser Warte, Captain. Wenn Dustin weiß, daß ich ein Cop bin, müssen wir wieder bei Null anfangen. Wenn nicht, sind wir ihm gegenüber im Vorteil. Am besten mache ich mich erst mal an ihn ran, und dann sehen wir weiter.«
    Schließlich willigte Morrison ein, Decker noch eine Zeitlang verdeckt ermitteln zu lassen.
     
    Die Bergluft war schneidend kalt. Decker knöpfte sich den Mantel zu, während er zusah, wie die Suchkommandos den Hang umgruben. Kaum zu glauben, daß er erst vor einem Monat mit Jake und Sammy auf diesem Friedhof gezeltet hatte. Es war ein sonniger, warmer Tag gewesen, nicht trübe und bewölkt wie heute.
    Obwohl die Grabungsversuche nichts ergaben und die Erde bald mit Löchern übersät war, blieb Decker bei seiner Meinung, daß sie die Leiche finden würden. Es wäre einfach sinnlos gewesen, nur die Mädchen hier zu verscharren und den jungen Mann woanders abzuladen. Es sei denn, der Killer wäre ein wirklich gerissener Hund.
    »Sergeant Decker!« rief ihm ein Kollege von der Spurensicherung zu.
    »Ja?«
    »Wir haben etwas gefunden – einen Fußknochen.«
    »Sonst nichts?«
    »Nein. Nur einen Fußknochen.«
    Er ging zu dem Mann hinüber und beugte sich zu den verkohlten Überresten eines Fußes hinunter.
    »Augenblick, Augenblick mal … Ich glaube, da haben wir noch was«, sagte der Kollege, nachdem er noch ein bißchen weiter in der harten Erde gegraben hatte.
    Nach und nach kam das komplette Skelett, groß genug für einen Mann, zum Vorschein. Das mußte Blade sein. Decker war erleichtert. Die meisten Gelegenheitskiller waren eben doch nicht besonders gerissen.
     
    Mrs. Bates beschnitt im Vorgarten die Rosen. Sie sah hoch, als Decker aus dem Wagen stieg, machte aber keine Anstalten, aus der Hocke hochzukommen. Decker ging zu ihr hinüber und kniete sich neben sie ans Blumenbeet.
    »Hallo«, sagte sie leise. »Was führt Sie hierher, Sergeant Decker?«
    »Ich war gerade in der Gegend, da dachte ich mir, ich komme mal vorbei und sehe nach, wie es Ihnen geht.«
    Sie knipste eine Hagebutte ab und zuckte mit den Schultern.
    »Die roten Rosen da vorne gefallen mir«, sagte Decker. »Das sind Olympiaden, richtig?«
    Sie nickte.
    »Meine Mutter hat ein ganzes Beet nur mit Olympiaden«, sagte er. »Der Garten ist ihr ein und alles.«
    Mrs. Bates schwieg.
    »Für sie ist Gartenarbeit eine Therapie«, fuhr Decker fort. »Sie meint, wenn die Menschen sich mehr mit Pflanzen beschäftigen würden, bräuchte die Welt keine Seelenklempner.«
    »Das kann ich verstehen«, flüsterte Mrs. Bates.
    Decker sah ihr eine Zeitlang beim Beschneiden der Rosenstöcke zu.
    Sie fragte: »Wohnt Ihre Mutter hier in der Gegend?«
    »Nein. In Florida.«
    »Da scheint auch oft die Sonne.«
    »Das stimmt«, sagte er. »Aber in Gainsville ist die Luftfeuchtigkeit sehr hoch. Was das Wetter angeht, ist L. A. nicht so leicht zu schlagen. Ich habe schon versucht, das meiner Mom klarzumachen, aber mein Dad und sie haben nun einmal in Florida Wurzeln

Weitere Kostenlose Bücher