Das Horror-Hirn
möglich.«
»Jetzt sag mir nur noch, weshalb wir verkabelt sind. Ich kann es mir denken, aber ich will es von dir wissen. Ein siamesischer Zwilling, dessen Existenz von der Technik abhängt, möchte ich nicht sein. Denk mal an einen Stromausfall...«
Trotz der bedrückenden Lage musste ich lächeln. Es war gut, dass Suko seinen Humor behalten hatte. »So sehe ich das nicht. Er hat etwas anderes vor.«
»Sehr schön. Will er den Kontakt?«
»Den hat er leider schon.«
»Und wie sieht der nächste Schritt aus?«
Suko hatte eine gute und auch schwierige Frage gestellt, die ich ihm leider nicht beantworten konnte. Keiner von uns kannte die Pläne dieses Professors. Dass wir allerdings schon mit ihm in Verbindung standen, war zu sehen, denn auf einmal zuckten die Lippen des Kopfes. Es sah so aus, als würde der Mann anfangen zu lächeln. Für eine Weile blieb das bestehen. Sicherlich sah Suko die ersten Bewegungen so wie ich und hielt ebenfalls den Atem an.
Das Lächeln verschwand.
Sehr langsam öffnete sich der Mund, und dann hörten wir die Stimme des Kopfes.
»Willkommen in der neuen Welt, meine Herren. Ich kann auch sagen: Willkommen in der Zukunft...«
Es waren wohl die Worte, auf die wir irgendwie gewartet hatten. Trotzdem machten sie uns nicht glücklich. Sie waren wie ein Hammerschlag, und als ich den ersten Schock überwunden hatte, da kroch die Furcht in mir hoch. Da fürchtete ich mich tatsächlich vor meinen eigenen Gedanken, wenn ich daran dachte, was die Wissenschaft noch alles als Zukunft bezeichnete.
Ein spöttisches Lachen klang auf. Wir hörten alles, obwohl die Kiste geschlossen aussah. Irgendwie musste es Lücken geben, um der Akustik freien Lauf zu lassen.
»Haben Sie Ihre Überraschung verdaut, meine Herren?« ’
»Fast«, gab ich zu.
»Es ist auch menschlich. Und mit Menschen habe ich mich schon immer beschäftigt.«
»Kann ich mir vorstellen«, flüsterte ich. »Da Sie uns kennen, Mister, darf ich dann vielleicht fragen, mit wem wir beide es zu tun haben? Wer sind Sie?«
»Ich war Professor Wilson.«
Mehr sagte er zunächst nicht. Er gab uns Zeit, über seinen Namen nachzudenken.
»Tut mir leid, aber den kennen wir nicht.« Ich sprach für Suko gleich mit.
»Das macht nichts. Viele kennen mich nicht. Ich bin jemand, der mehr in Fachkreisen bekannt war, bis ich mich zurückzog, weil ich die anderen Kollegen von meinen faszinierenden und auch zukunftsweisenden Ideen nicht überzeugen konnte.«
»Die mit Köpfen zu tun hatten, nehme ich an. Oder mit Kopftransplantationen. Nicht wahr?«
»J... ein...«
»Das ist abscheulich!«, rief ich ihm zu. Man kann Herzen, man kann Nieren und was weiß ich alles verpflanzen, aber Köpfe...«
»Sie haben Recht, Sinclair. Es ist in der Tat abscheulich. Und deshalb hasse ich den Begriff auch. Ich spreche lieber von einer Ganzkörper-Transplantation. Das akzeptieren die Menschen mehr.«
»Ganzkörper? Ohne Körper?«
»Ja. Eben weil es um den Kopf geht. Um das Gehirn. Es ist das wichtigste Organ beim Menschen. Den Körper können Sie vergessen. Wenn das Gehirn nicht funktioniert, ist alles andere zweitrangig. Ich will Ihnen ein Beispiel geben, wie perfekt das Gehirn sein kann. Denken Sie nur an Stephen Hawking, den berühmten Physiker. Er ist letztendlich ein Gehirn an einer Art von Computer. Für ihn wäre das, was ich getan habe, ebenfalls passend.«
Mich schauderte, aber ich fragte weiter. »Was haben Sie denn getan, Professor Wilson?«
Lachend erwiderte er: »Ich habe meinen Körper einfach abgegeben und den Kopf verdrahtet. Ich lebe. Sie können nicht behaupten, dass ich nicht mehr am Leben bin. Ich habe mich von meinem Körper getrennt, und es ist recht einfach, wenn ich meinen Kopf auf einen fremden Körper transplantiere. Wenn sie den Kopf vom alten Körper getrennt haben, brauchen sie nur zwei Metallplatten, die aufeinander gesetzt und mit Schrauben befestigt werden. Das ist überspitzt einfach gesagt das Prinzip der Transplantation. Ich will Sie auch nicht mit medizinischen Details langweilen, zu denen das Skalpell gehört, mit dem ich Muskeln, Blutgefäße und Nervenstränge durchtrenne.«
»Ist das wirklich so einfach?«
»Natürlich nicht. Es gibt noch den sehr schwierigen Teil der Arbeit. Da geht es dann um den Blutkreislauf, den sie von Körper A an den Kopf von B anschließen müssen. Das ist schon bei Affen durchgeführt worden, und der nächste Schritt bis zum Menschen ist nicht weit.«
»Klar, wie man bei Ihnen
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