Das Horror-Hirn
Wagen, sondern auf ein Gebüsch zu. Dahinter lag die Straße, über die auch die beiden Frauen gefahren waren, und wahrscheinlich stand auch dort deren Fahrzeug.
Der Kleinere schaute noch einmal über den Parkplatz hinweg auf der Suche nach Zeugen. Als Shao und Jane das mitbekamen, duckten sie sich tiefer, warteten zehn Sekunden und lugten dann wieder über den unteren Rand der Scheibe hinweg.
Sie sahen, dass der Typ den gleichen Weg ging wie sein Kumpan mit Sir James.
»So«, sagte Jane und richtete sich wieder auf. »Hier hat uns der Liebe Gott eine Chance gegeben. Ich kann dir versprechen, Shao, dass wir sie auch nützen werden.«
»Bist du gut im Verfolgen fremder Autos?«
»Sogar noch besser«, erwiderte Jane und startete...
***
Bluff?
Nein, dieser Kopf bluffte nicht. Er war seinen eigenen Weg gegangen und hatte auch auf sich selbst nicht die Spur von Rücksicht genommen. Das war kein Bluff. Wir würden es knüppeldick bekommen, und ich fasste noch einmal zusammen, was ich über unser zukünftiges Schicksal erfahren hatte.
Er wollte unsere menschlichen Informationen haben und alles das zusammenholen, was wir all die Jahre an Wissen aufgeladen hatten.
Das war eine ganze Menge. Nicht nur über die Welt, die kannte er sicherlich besser als wir. Er würde uns die Informationen über die Reiche im Verborgenen aus den Köpfen saugen und so erfahren, was es mit den Strukturen der Hölle auf sich hatte.
Mit diesem Wissen konnte er eine bestimmte Kurve in seiner weiteren Existenz einschlagen. Er würde sich mit dem beschäftigen, was für die große Anzahl der Menschen auf diesem Erdball völlig fremd, absurd und auch unheimlich war.
Gab es eine Möglichkeit, dem zu entwischen?
Das war die große Frage. Ich überlegte, ob ich selbst in der Lage war, diese Energie aufzubringen. Hätte er es mit einer normalen Hypnose versucht, dann hätte ich dagegengehalten. Das hier war keine Hypnose. Ich war ebenso vernetzt wie Suko, und wenn ich so wollte, würde er mit einer elektronischen Hypnose beginnen.
Der Professor hatte sich in den letzten Sekunden – oder waren es schon Minuten? – nicht gemeldet. Wahrscheinlich wollte er uns Gelegenheit geben, uns auf unser Schicksal einzustimmen, das für ihn so etwas wie endgültig war.
Nicht für mich.
Auch nicht für Suko. So gut kannte ich ihn, und ich wollte hören, was er sagte.
»He, du bist noch da?«
»Ja. Ist doch klar. Hast du alles behalten, John?«
»Leider.«
»Später kannst du es vergessen. Wie alles andere auch. Reizende Aussichten.« Ich hörte ihn lachen. »Wenn ich mir vorstelle, dass wir ausschließlich von diesem verdammten Schädel bewacht werden und nicht von einem Körper mit Armen und Beinen, dann könnte ich mir selbst in den Dingsbums beißen.«
Darüber dachte ich erst gar nicht nach, sondern ich wurde noch wütender. Ich sprach ein anderes Thema an, und es war mir dabei egal, ob der Kopf zuhörte oder nicht. »Wie sieht es denn mit deinen Befreiungsversuchen aus, Alter?«
»Nicht gut.«
»Hast du es versucht?«
»Klar. Ich kann die Arme nicht bewegen und sie auch nicht unter den verdammten Dingen wegziehen. Die sind wie viel zu straff sitzende Hosenträger.«
»Das also nicht.«
»Stell dich mal auf einen geistigen Widerstand ein, John!«
»Und das kriegen wir geregelt?«
Er lachte leise. »Wir werden es versuchen müssen.«
»Bravo, bravo!«, lobte uns der Professor. »Ich habe Ihnen beiden mit großem Interesse zugehört. Kompliment. Sie geben nicht auf. Das habe ich auch nicht erwartet. Sie sind wirklich gut, und ich bin der Meinung, dass ich mir genau die richtigen Personen herausgefiltert habe. Ich freue mich schon jetzt auf unser kleines Duell, denn ich weiß, dass ihr euch dagegenstemmen werdet, doch es hat keinen Sinn. Das ist keine Hypnose, das ist die Macht, die Kraft, das ist meine Seele und mein gesamter Wille.«
Es waren starke Worte gewesen, die wir ihm auch glaubten. Er war auf den Kopf reduziert und zugleich konzentriert und hatte eine gewaltige Machtfülle erhalten.
»Und noch etwas möchte ich auf keinen Fall vergessen«, erklärte er leise, »ich werde nicht nur meine Informationen erhalten, ich werde auch in der Lage sein, euch zu verändern. Ihr kennt euch aus, ihr wisst Bescheid. Die Szene ist euch nicht neu. Ihr habt eure Erfahrungen mit Zombies sammeln können. Untote, Menschen, die leben, aber keine Seele haben. Die herumhängen, die vegetieren, die durch die Gegend irren und abgeschossen werden können
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