Das Horror-Hirn
Macht nicht ankam.
Was drang durch meinen Kopf? War es eine Stimme, der ich nichts entgegensetzen konnte? Oder waren es einfach nur die fremden Gedanken, die ich als Stimme auffasste?
Mein Widerstand schwand. Ich musste mich einfach ausruhen. Ich konnte den Widerstand nicht mehr aufrechterhalten. Stück für Stück brach er zusammen. Es war wie bei einem Menschen, der sich zunächst gegen die Macht des Hypnotiseurs sträubt, ihr aber später nachgibt, weil sie einfach zu stark ist.
So erging es mir.
Ich hatte das Gefühl, dass mein Gehirn sich allmählich auflöste. Alles, was sich in meinem Kopf befand und mich geistig in der Spur hielt, wurde immer stärker zum wegfließenden Treibgut.
Meine eigenen Gedanken waren so gut wie nicht mehr vorhanden. Aus der konzentrierten Masse war die Verdünnung geworden, und die trieb in alle Richtungen fort.
Ob es stimmte oder nicht, wusste ich nicht, aber ich hatte tatsächlich das Gefühl, mich allmählich aufzulösen und hineinzutreiben in die grauenhaften Fänge des Horror-Hirns...
***
Es war gut, dass die beiden Entführer einen Wagen fuhren, der die meisten anderen überragte und auch durch seine dunkle Farbe auffiel. So konnten Shao und Jane stets einen Zwischenraum lassen, ohne dabei großartig aufzufallen.
Beide konnten sich nicht vorstellen, dass ihr Ziel zu weit außerhalb der Stadt lag. Irgendwo in London oder an der Peripherie würde sich das Ziel befinden. Und es musste ihrer Meinung auch ein Ort sein, der von anderen Menschen nicht so leicht zu finden war. Oder eine Stelle, die sehr unverdächtig erschien, so dass niemand auf den Gedanken kam, dahinter Böses zu vermuten.
Jane Collins fuhr.
Wer sie kannte und in das starre Gesicht schaute, der wusste, dass sie unter einer wahnsinnigen Konzentration stand. Sie dachte nur noch daran, den Wagen der Entführer nicht aus den Augen zu verlieren. Shao kannte dies, und sie tat auch nichts, um Jane aus der Konzentration zu reißen.
Um diese Zeit konnte die Millionenstadt London auch mit einem Ameisenhaufen verglichen werden. Es gab keine Stelle, die nicht mit Leben und Betrieb übersät gewesen wäre. Ob Autos, Motorroller, Bikes, Fußgänger, der Wirrwarr setzte sich aus zahlreichen Facetten zusammen, die allesamt in einen einzigen Quirl hineinflossen.
Manchmal fuhren drei, dann wieder vier Fahrzeuge zwischen den beiden Autos. Der Fahrer des dunklen Entführerwagens hielt sich strikt an die Verkehrsregeln. Er fuhr nicht zu schnell, war allerdings auch kein Hindernis, indem er zu langsam rollte.
Vor einer Ampel gab es einen Halt!
Auch Jane Collins bremste. Sie atmete zunächst tief durch, drehte Shao den Kopf zu und lächelte knapp.
»Stress?«, fragte die Chinesin.
»Kann man wohl sagen.« Jane wischte Schweiß von der Stirn. »Wenn wir den Wagen aus den Augen verlieren, ist alles aus. Dann kann es Sir James gegeben haben.«
»Wie Suko und John?«
»Das will ich nicht hoffen.«
Da die Ampel weiterhin auf Rot stand, sagte Shao: »Du wirst auf der Fahrt sicher an die beiden gedacht haben wie ich auch. Was hast du dir vorgestellt? Wo könnten sie sein?«
»Ich weiß es wirklich nicht. Es gibt so viele Verstecke hier in der Stadt und der Umgebung. Allerdings werden sie dort sein, wo sie so schnell nicht wegkommen können. Das ist beinahe wie im Kino. Ein perfektes Kidnapping, da passt einfach alles. Nur ist es leider kein Film.«
»Sogar der Wagen passt dazu.«
»Eben.«
Die Autoschlange vor ihnen setzte sich wieder in Bewegung. Auch Jane konnte starten. Sie hütete sich allerdings, vor ihnen fahrende Wagen zu überholen, der Abstand sollte schon gleich bleiben.
Die Nervosität war den Frauen nicht anzusehen. Nach außen hin wirkten sie ungemein konzentriert. Sie standen unter einer immensen Spannung. Sie nahmen die Umgebung kaum wahr. Sie rann wie ein verschwommener Film neben ihnen ab, nur der Wagen, den sie verfolgten, blieb klar.
Sie blieben nicht im Bereich der City of London. Die Fahrt ging weg vom Fluss. Vorbei am Regent’s Park in Richtung Camdon Town. Sehr bald sahen wir östlich den Regent’s Kanal und auch den Fußweg, der daran entlanglief. Spaziergänger erholten sich im Schatten der Großstadt.
Shao, die das sah, verzog die Mundwinkel. Auch sie wäre gern dort gewesen, aber es gab andere Aufgaben, die noch zu erledigen waren.
Sie und Jane konnten sich überhaupt nicht vorstellen, was die andere Seite für Pläne ausbaldowert hatte. Es ging ja nicht nur um John und Suko, jetzt hatten
Weitere Kostenlose Bücher