Das Horror-Hirn
lange, grüne Gemüsestangen, die weiße, runde Köpfe aufgesetzt hatten.
Jane, die am Steuer saß, suchte nach einer Lücke, in die sie den Golf hineinfahren konnte. Der Wagen des Superintendents war zu sehen. Ein Dienstfahrzeug der Marke Rolls Royce, allerdings ein älteres Modell, das schon mehr als zehn Jahre auf dem blank gewienerten Buckel hatte. Neben dem Wagen gab es keine Lücke, so musste Jane ihren Golf schon zu einer anderen freien Parkfläche lenken, die dem Rolls schräg gegenüberlag.
Jane Collins rangierte das Fahrzeug rückwärts hinein, damit sie später ohne Schwierigkeiten rangieren und starten konnte. Sie stellte den Motor ab und warf einen Blick zu Shao.
»So und jetzt?«
Die Chinesin nagte an der Unterlippe. »Ich weiß nicht so recht, ob wir hineingehen sollen oder nicht.«
»Warum nicht?«
Sie bewegte sich etwas unbehaglich. »Naja, stören möchte ich das Gespräch nicht.«
»Du kannst ja einen Ober bitten, das er Sir James zum Eingang holt, wo du auf ihn wartest.«
»Ja – habe ich auch schon gedacht.«
»Aber?«
Shao zog die Nase kraus. »Ich möchte lieber noch eine Viertelstunde warten, wenn du nichts dagegen hast.«
»Nein, was sollte ich dagegen haben?«
»Keine Zeit vielleicht?«
»Hör auf. Wenn ich von allem so viel hätte wie Zeit, dann ginge es mir gut.«
»Ja, das stimmt irgendwie.« Shao zuckte mit den Schultern. »Wenn ich nur wüsste, ob wir jetzt richtig liegen mit dem, was wir tun. Ich habe meine Zweifel. Ich wäre am liebsten im Haus geblieben, falls Suko doch mal anruft.«
»Hast du kein Handy?«
»Doch.«
»Dann wird er es da versuchen.«
Die beiden Frauen schwiegen, aber sie schauten zugleich dorthin, wo der Rolls parkte. Seine Scheiben waren abgedunkelt. Es fiel ihnen nicht leicht, in den Innenraum zu schauen, und erst nach einer Weile stellten sie fest, dass sich jemand darin bewegte.
»Da wartet einer im Wagen!«, flüsterte Jane.
»Sein Fahrer.«
»Das ist was anderes.«
»Wieso? Was hast du denn gedacht?«
»Nichts weiter.«
Sie ließen die Zeit verstreichen. Das Restaurant sahen sie zwar, doch der gute Blick auf das Haus war ihnen durch Bäume verwehrt, die vor dem Lokal wuchsen und schon erste Blüten bekommen hatten. Dass sich eine Hintertür oder eine Seitentür geöffnet hatte, war ihnen entgangen, aber sie erkannten den Gast, der das Restaurant an dieser Stelle verlassen hatte, sofort.
»Ha!«, rief Shao, »da ist er ja!«
Jane Collins lächelte. »Na bitte, dann wird sich ja alles bald günstiger entwickeln.«
»Das hoffe ich doch stark.«
Auch der Fahrer hatte seinen Chef gesehen, der den Rolls zielstrebig ansteuerte.
Er stieg aus, um Sir James den hinteren Wagenschlag zu öffnen, damit er einsteigen konnte.
Shao hatte schon nach dem Türgriff gefasst und wollte ebenfalls aussteigen, als Jane ihr blitzschnell eine Hand auf den Arm legte. »Um Himmels willen, lass es.«
Der Grund war klar, auch wenn Shao ihn in diesem Moment nicht einsah. Wie aus dem Nichts waren die beiden Männer aufgetaucht. Ganz in Schwarz gekleidet. Hinzu noch vermummt. Mit Strickmützen über den Köpfen, die nur bestimmte Stellen frei ließen.
»So hat Glenda sie beschrieben!«, flüsterte Shao.
Die Männer kümmerten sich nicht um andere Fahrzeuge, und deshalb waren Shao und Jane auch die perfekten Zeuginnen. Sie wollten Sir James, aber da gab es noch den Fahrer, der die beiden Maskierten zwar sah, sie aber zu spät entdeckte.
Plötzlich wurde er von ihnen in die Zange genommen. Bevor er seine Waffe ziehen konnte, war der kleinere der beiden schon dicht neben ihm.
Womit er zuschlug, war nicht zu erkennen. Jedenfalls hämmerte er den Gegenstand in den Nacken des Fahrers, und als dieser fiel, schlug er ihm noch gegen den Hinterkopf.
Als wären ihm die Beine weggetreten worden, brach der Mann zusammen, der sofort gepackt und angehoben wurde. Man schleifte ihn hinter das Heck des Rolls und ließ ihn dort liegen.
Sir James stand starr da. In seine linke Wange drückte sich die Mündung einer Waffe. Der Vermummte neben ihm wirkte wie festgefroren.
So ähnlich wirkten auch Shao und Glenda. Beide hatten sich geduckt und spähten über den unteren Rand der Frontscheibe.
»Wir tun nichts«, flüsterte Jane, »verstehst du? Gar nichts. Erst später...«
»Ist schon okay.«
Beide beobachteten weiter, und sie sahen, wie Sir James abgeführt wurde. Es ging alles blitzschnell und trotzdem kam es den beiden Frauen irgendwie langsam vor.
Sie gingen zu keinem
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