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Das Horror-Telefon

Das Horror-Telefon

Titel: Das Horror-Telefon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verlangt wurde. Seine unkontrollierten Bewegungen verlangsamten sich, stoppten ganz, und er streckte den Arm aus, dem Telefon entgegen.
    Schwer legte er seine Hand auf den Hörer. Wir hörten ihn langgezogen und keuchend atmen.
    Dann hob er ab.
    Auch dies geschah nicht mit einer normalen schnellen Bewegung, sondern ebenfalls sirupartig und zäh.
    Aber er brachte den Hörer in Höhe seines Ohres, wo er noch für einen Moment zögerte und dann sprach.
    »Ja, ich…«
    Zu mehr kam er nicht.
    Die unmittelbare Umgebung des Telefons explodierte. Alles war dort plötzlich anders. Aus dem Nichts entstand eine grelle Lichtlanze, die scharf und zuckend von allen Seiten auf ihn eindrang und ihn mit immenser Kraft erwischte.
    Sie drehte sich um ihn herum. Wir sahen seine Gestalt wie einen hellen Schattenriß und entdeckten plötzlich, wie sein Körper durchscheinend wurde und sich unter der Haut das bleiche Gerüst seiner Knochen abzeichnete. Aus seinem Mund löste sich noch ein schriller Ruf. Er hallte durch das Zimmer, als wollte er die Wände zertrümmern.
    Und dann – wir trauten unseren Augen nicht und bekamen einen kalten Schauer – war Ed Edson verschwunden.
    Einfach weg.
    ›The Voice‹ hatte sich aufgelöst!
    ***
    »Tom?« rief Yvette. »Tom? Bist du da, Tom?«
    Sie bekam keine Antwort.
    Ganz ruhig bleiben, sagte sie sich. Um Himmels willen, du mußt nur ruhig bleiben. Alles andere kannst du vergessen. Nur ruhig bleiben. Dich nicht fertigmachen lassen. Die Nerven nicht verlieren!
    »Tom, bitte, wenn du tatsächlich da bist, dann melde dich. Hast du das«, das nächste Wort wollte ihr kaum über die Lippen rutschen, »das Totenreich verlassen?«
    Stille.
    Bedrückend, so absolut.
    Eine Stille, wie Yvette sie in den ersten Tagen nach Toms Tod erlebt hatte. Und eine, die sie nicht akzeptieren konnte, weil sie eben so anders war. Geheimnisvolle Gespenster, die sich absolut ruhig verhielten, belauerten sie währenddessen. Auch die Tür bewegte sich nicht mehr.
    Sie stand halb offen. Nicht einmal ein Zittern lief durch das Holz.
    Yvette Taylor ließ Zeit verstreichen. Sie verspürte auch nicht mehr den großen Horror wie beim ersten Kontakt, sie kam jetzt besser damit zurecht, auch wenn die Angst blieb.
    Sie ging zur Tür und näherte sich diesem normalen Gegenstand wie einem fremden Wesen. Yvette war in diesen Augenblicken bereit, alles zu glauben. Wenn ihr jemand gesagt hätte, in der Tür steckt der Geist eines Toten, sie hätte es akzeptiert.
    Eine Hand näherte sich dem Rahmen. Die Finger waren gestreckt und zitterten.
    Kurz nur und mit den Kuppen faßte sie die Tür an.
    Yvette schreckte zurück.
    Kalt, eiskalt hatte sie sich angefühlt. Als hätte sie eine eingefrorene Flasche angefaßt.
    Für einen Moment schloß sie die Augen und dachte darüber nach, ob sie sich nicht doch getäuscht hatte. Sie fühlte noch einmal nach, diesmal an einer anderen Stelle und mußte feststellen, daß die eisige Kälte geblieben war.
    Unheimliche Dinge fielen ihr ein. Sie dachte an Begriffe wie eisige Totenschauer aus dem Jenseits. Das alles konnte ja stimmen, denn sie bekam es spürbar präsentiert.
    Tief saugte sie die Luft ein.
    Es bewegten sich ihre Lippen. Sie fragte sich, wo sie da hineingeraten war?
    Langsam bewegte sich die junge Frau wieder zurück. Ihre Schritte waren klein, die Kniekehlen zitterten, über Hals und Kopfhaut hinweg rannen Schauer. Der Magen hatte sich verklumpt. Wie ein dicker Stein lag er in ihrem Körper. Die Augen brannten, und über Haare hinweg schienen elektrische Funken zu knistern.
    Es dauerte ein wenig, bis sie zu ihrem normalen Denken wieder zurückkehrte und sich eines klarmachte.
    Auch wenn es nicht so aussah, sie mußte einfach davon ausgehen, daß sie sich nicht mehr allein im Zimmer befand. Sie hatte einen unsichtbaren Gast bekommen, einen Toten.
    Eigentlich hätte sie schreiend davonlaufen müssen. Das jedenfalls wäre noch vor einem Tag der Fall gewesen. Heute tat sie es nicht. Sie blieb, und sie fing sogar an, über die Tatsache nachzudenken, was sie sehr verwunderte.
    Um so etwas überhaupt akzeptieren zu können, kam es immer darauf an, wie man den Gedanken daran anging. Nur nicht in Panik verfallen, immer davon ausgehen, daß es für den Menschen eine große Chance gab, sich den anderen Mächten zu nähern.
    Sie war nicht allein.
    Das stand fest.
    Jemand war bei ihr, eine Person, die sie nun als einen Geist akzeptieren mußte. Tom, ihren Verlobten. Er war als geisterhaftes Wesen aus dem

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