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Das Horror-Telefon

Das Horror-Telefon

Titel: Das Horror-Telefon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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etwas konnte sie einfach nicht beruhigen. Es mußte doch weitergehen, auch bei Geistern, denn Yvette konnte sich nicht vorstellen, daß diese kein Ziel hatten.
    Dann schellte es.
    Dieser Klang raste in ihre Gedanken hinein. Er war wie ein schmerzhafter Stich und riß sie aus ihrer eigenen Welt hervor. Sie ballte die Hände zu Fäusten, die Haut auf ihrem Rücken spannte sich, und plötzlich fiel ihr ein, daß es die Freundin gewesen sein mußte, die an der Haustür stand.
    Himmel, Madge hatte sie ganz vergessen. War schon soviel Zeit vergangen?
    Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, daß sie sich nicht geirrt hatte. Sie lief hin und schaltete die Sprechanlage ein. »Bist du es schon, Madge?«
    »Schon?« Madge lachte. »Das ist gut. Ich bin noch aufgehalten worden. Alles klar?«
    »Ja, komm hoch.«
    Yvette drückte auf und dachte darüber nach, was sie Madge Winter sagen sollte.
    Die Wahrheit?
    Madge hätte sie zuerst nur angestarrt und dann kräftig ausgelacht.
    Nichts, aber auch gar nichts hätte sie ihr geglaubt. Madge stand mit beiden Beinen auf der Erde und fest im Leben. Sie glaubte an alles, besonders als Beziehungskisten, doch nicht an Geister oder ähnliche Dinge. Dafür hatte sie nicht mehr als ein müdes Stirnrunzeln übrig. Also wollte Yvette so tun, als wäre nichts gewesen.
    Gleichzeitig würde sie der Besuch der Freundin in eine Zwickmühle bringen.
    Gern wäre sie jetzt allein geblieben, um auf die eine oder andere Weise mit ihrem verstorbenen Verlobten kommunizieren zu können. Es war noch nicht dunkel geworden, aber die Dämmerung würde nicht mehr lange auf sich warten lassen, und sie konnte sich vorstellen, daß sich die Geister dann anders verhielten.
    Es war wirklich nicht einfach, da eine Lösung zu finden. Rausschmeißen konnte sie Madge auch nicht. Wenn die sich einmal festgesetzt hatte, dann blieb sie auch.
    Es trommelte gegen die Tür. Das Geräusch riß Yvette aus ihren Gedanken. »He, willst du nicht öffnen?«
    »Ja, ich komme schon.«
    »Das meine ich aber auch.«
    Yvette zog die Wohnungstür auf, und Madge stürmte hinein wie ein Wirbelwind. Sie war ein Typ, den man als Power-Frau bezeichnen konnte. Immer in Action, immer auf dem Sprung und die Antennen ausgefahren, um nur nichts zu verpassen. Ein Wirbelwind von zweiunddreißig Jahren, mit einer rotgefärbten Lockenpracht, die wie verschiedene Korkenzieher lang und gedreht ihren Kopf umhüpften. Sie hatte blaue Augen, einen blassen Teint und liebte ihre Schmetterlingsbrille über alles, obwohl sie diese kaum brauchte, aber damit fiel sie noch mehr auf, und das war für Madge Winter ungemein wichtig.
    Sie wirbelte aus ihrer schwarzen Jacke, die an den Haken flog, dann begrüßte sie die Freundin mit zwei Wangenküssen. Ihre Wangen waren nur etwas gepudert, der Mund kaum nachgemalt, dafür hatte sie die Fingernägel grün lackiert. Sie trug eine rote Jeans und ein rot und weiß gefärbtes Sweatshirt, bei dem die Farben ineinanderliefen, als hätten sie das Waschen nicht ausgehalten. Unter der Brust befand sich ein aus Perlen bestehender Mund. Er war aufgestickt worden und zeigte ein breites Clownslachen.
    »Freust du dich?«
    »Ja.«
    Madge lachte und strich ihre Locken hoch. »So siehst du aber nicht aus.«
    »Wie muß man denn aussehen, um sich zu freuen?«
    »Keine Ahnung, aber nicht wie du.« Händereibend betrat Madge das Wohnzimmer und schaute sich um. Ihr Blick schärfte sich. Sie schien irgend etwas entdeckt zu haben.
    »Ist was?«
    »Weiß nicht.« Sie rieb sich noch immer die Hände.
    »Ist dir kalt? Frierst du? Möchtest du einen Drink?«
    Madge bewegte den Kopf. »Das ist eine gute Idee, denke ich. Vielleicht einen Cognac.«
    »Bekommst du.«
    »Aber du trinkst auch einen.«
    »Ehrensache.« Während Yvette den Cognac eingoß, durchwanderte Madge das Zimmer. Dabei wurde sie von Yvette beobachtet, die sich über das Verhalten der Freundin wunderte. »Hast du was?«
    »Nicht direkt.«
    »Sondern?«
    »Ich will dich nicht beleidigen, Yvi, aber ich habe das Gefühl, daß sich hier etwas verändert hat, obwohl dies gar nicht der Fall gewesen ist.«
    »Wie toll.«
    »Tja.« Sie blieb stehen und hob die Arme. »Ich kann es dir nicht anders erklären. Irgend etwas ist hier.«
    »Klar doch, wir beide.«
    »Das außerdem.«
    »Und sonst?« Sie kam Madge entgegen und reichte ihr einen Schwenker. »Was ist dir sonst noch aufgefallen?«
    Madge nahm das Glas entgegen. Sie schaute sich um wie ein Anstreicher, der überlegt, wie hoch der Preis

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