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Das Hotel (German Edition)

Das Hotel (German Edition)

Titel: Das Hotel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Calaverno
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konzentriert auf die rasenden Zahlenreihen. «Aber ich bin ja noch nicht mal zur Hälfte durch», fügte sie geistesabwesend hinzu. «So leichtsinnig, wie dein Mann war, ist es gut möglich, dass er hier auch irgendwo noch Bankaufstellungen hat.»
    Ein melodisches Klingeln ertönte aus dem Lautsprecher. «Hey, eine neue Anfrage!», sagte Jenny erfreut und klickte sich zur Homepage zurück. «Wir sollten uns unbedingt noch einen netten Namen zulegen», meinte sie, während sie das Kontaktformular aufrief und sich etwas zur Seite neigte, um den beiden anderen einen Blick darauf zu ermöglichen. «Einen eingängigen, der uns von den ganzen Villa Reginas abhebt. Man muss auffallen, wenn man bemerkt werden will!»
    «Leichter gesagt als getan. Hast du schon eine Idee?»
    «Wie wäre es mit Villa zu den drei Grazien ?», schlug Mascha lächelnd vor. «Nein, war ein Witz! Aber Jenny hat recht, wir sollten uns irgendwie abheben von den üblichen Privatpensionen.»
    «Das tun wir bereits über den Preis!», warf Veronika trocken ein und wies mit dem Finger auf die zartblau unterlegte Preisliste. «Lasst sie uns doch einfach La Villa nennen. Das ist schlicht und dabei vornehm zurückhaltend.»
    «Okay, dann setze ich später gleich den Schriftzug ein. Mensch, Leute, das ist ja super: Da will einer alle restlichen Zimmer buchen!»

Kapitel 3
    Es traf sich gut, dass in der Stadt gerade eine Gastronomiemesse mit unerwartet großem Publikumsandrang stattfand. Jedes verfügbare Zimmer war gefragt, und es wurde nicht um den Preis gefeilscht.
    Nervös warteten die drei, versteckt hinter der Gardine des Küchenfensters, auf das Eintreffen ihrer Gäste. Veronika hatte sich sorgfältig zurechtgemacht: In ihrem türkisfarbenen Leinen-Ensemble mit dem schlichten Silberschmuck wirkte sie wie die Gastgeberin einer exklusiven Abendeinladung.
    Mascha sah aus wie immer. Wenn sie die Speisen auftrug, würde sie eine weiße Schürze tragen, hatte sie augenzwinkernd angekündigt. Jennys schmale Gestalt in Jeans und T-Shirt verschwamm beinahe mit der Küchengardine. Sie würde möglichst unsichtbar bleiben, wollte auf keinen Fall mehr als nötig in Erscheinung treten.
    Als der schwere Wagen die Einfahrt zum Haus herauffuhr und langsam vor der Eingangstür ausrollte, umklammerte Veronika das Fensterbrett. Jetzt gibt es kein Zurück mehr, Hoffentlich geht alles gut!, dachte sie. Laut verkündete sie: «Da sind sie», und ging mit raschen Schritten zur Tür.
    Sie öffnete die Tür, ohne auf das Klingeln zu warten, und sagte mit dem professionellen Lächeln der erfahrenen Gastgeberin: «Herzlich willkommen im La Villa . Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise?»
    «Na ja, es ging so», erwiderte ein bulliger Mann in einem zerknitterten Leinensakko. «Wir sind heilfroh, dass wir endlich da sind.» Mit diesen Worten kam er auf sie zu und streckte dabei seine Rechte aus. «Sven Heinemann. Ich habe bei Ihnen drei Zimmer gebucht.»
    «Veronika Lohgerber.» Sie schüttelten sich kurz die Hand, wobei Veronika seine für einen Mann ungewöhnlich weichen Finger auffielen. Offenbar verrichtete er mit ihnen keine körperliche Arbeit. Dann musterte Veronika unauffällig seine beiden Begleiter, die inzwischen ebenfalls ausgestiegen waren und das Gepäck aus dem Kofferraum holten. Der Jüngere der beiden in Lederhosen und Muskelshirt handhabte die schweren Koffer mit einer Mühelosigkeit, die bewies, dass die Muskeln, die unter der leicht gebräunten Haut spielten, nicht nur der Optik dienten.
    Der Zweite, gut einen Kopf kleiner und ausgesprochen zierlich, wirkte ein wenig schwächlich neben ihm. Der Grund dafür wurde klar, sobald der Mann in den Lederhosen ihm einen eleganten Gehstock reichte und er stark hinkend auf Veronika zukam, um sie ebenfalls zu begrüßen.
    «Leonora Heinemann», sagte die Gestalt mit leiser, angenehmer Stimme. «Ich wusste gar nicht, dass es in diesem Ort eine so entzückende Übernachtungsmöglichkeit gibt. Ein Glück, dass Elvira vergessen hatte, ein Hotel zu buchen!»
    Im ersten Moment war Veronika sprachlos vor Überraschung. Eine alte Dame in Männerkleidung! Und ziemlich alt, wenn sie richtig schätzte. Was machte sie in Gesellschaft dieser beiden Männer? Veronika riss sich zusammen. «Wir haben gerade erst eröffnet», erwiderte sie gefasst. «Haben Sie sich schon für ein Zimmer entschieden?»
    «O ja, meine Liebe! Ihr nordafrikanisches hat es mir angetan. Erinnert mich an meine wilden Zeiten!» Sie zwinkerte der verblüfften

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