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Das Hotel (German Edition)

Das Hotel (German Edition)

Titel: Das Hotel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Calaverno
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bestätigte Veronika freundlich. «Ab halb sieben bieten wir unten auf der Terrasse einen Aperitif an. Darf ich Ihnen jetzt Ihr Zimmer zeigen? Ihre Tante hat es bereits für Sie ausgewählt.»
    Das rasch aufblitzende Lächeln verlieh seinem Gesicht eine überraschende Jungenhaftigkeit. «Aber gerne», meinte er schmunzelnd. «Lassen Sie mich nur zuerst noch meinen Koffer holen.»
    Während Veronika oben an die Balustrade gelehnt auf ihn wartete, wiederholte sie in Gedanken, was sie von dem Trio wussten. Sven Heinemann hatte drei Zimmer bestellt und im Voraus bezahlt. Die neugierige Jenny hatte ein wenig im Internet recherchiert und ihn als den Inhaber eines bedeutenden Weinhandelshauses identifiziert. So ausführlich die Angaben zu seiner Handelsware gewesen waren, so wenig waren Informationen zu seinem privaten Umfeld zu finden gewesen. Jenny hatte schließlich aufgegeben und entschieden, dass die anderen beiden Zimmer wohl für Angestellte gedacht sein müssten.
    Auf jemanden wie Leonora Heinemann waren sie nicht eingestellt gewesen. Und bei Willi Meister war sie sich nicht ganz sicher, welche Funktionen er außer Chauffeur und Hausdiener bei wem der beiden Heinemanns noch ausfüllte.
     
    Während des Aperitifs klärte es sich jedenfalls noch nicht. An Willi Meisters nunmehr in feines dunkelblaues Leinen gehülltem Arm kam Leonora auf die Minute pünktlich die Treppe heruntergeschritten. Ihr geschickt geschnittener Kaftan aus meergrüner Seide umfloss anmutig den hageren Körper und ließ den glitzernden Brillantschmuck angemessen zur Geltung kommen. In geradezu königlicher Haltung ließ sie sich von Willi zu einem alleinstehenden Sessel führen und nahm kerzengerade darin Platz.
    Veronika beeilte sich, ihr etwas von dem Tablett mit den vorbereiteten Gläsern anzubieten. «Sherry, Frau Heinemann? Oder würden Sie einen leichten Prosecco vorziehen?»
    Leonora griff gnädig nach einem Sherryglas und nippte damenhaft daran. «Ist der letzte Gast schon eingetroffen?», erkundigte sie sich, während sie sich interessiert umsah.
    «Leider noch nicht», sagte Veronika und lächelte Sven Heinemann zu, der sich gerade zu ihnen gesellte. «Aber wir erwarten Herrn Schmidt jede Minute.»
    «Schmidt!» Leonora rümpfte verächtlich die Nase. «Dieser Herr Schmidt erwartet ja wohl nicht, dass mit dem Essen auf ihn gewartet wird, oder?»
    «Keinesfalls, gnädige Frau!» Die Stimme kam von der Terrassentür. Alle Köpfe wandten sich überrascht zu dem Sprecher um. Der Mann war klein. Ein boshafter Betrachter hätte ihn als so breit wie hoch beschreiben können. Das wäre zwar übertrieben, aber treffend gewesen. Die Gestalt in einem Anzug von unschönem Braun hob zur Begrüßung mit der Rechten den Panamahut und verbeugte sich unerwartet gelenkig, ohne die Reisetasche, die er in der linken Hand trug, abzustellen «Einen schönen guten Abend, die Herrschaften! Gestatten, Manfred Schmidt, Mostweine und Spirituosen.»
    Veronika fasste sich als Erste. «Guten Abend, Herr Schmidt. Ich hoffe, Sie hatten keine Probleme mit der Anreise?»
    «Weil i durch den Hintereingang komm? Noi, des war nur, weil i mi hab umschaun wolln», war die Antwort in breitestem Schwäbisch. «Man steigt ja nicht täglich in so einer Villa ab», fügte er, wieder in verständlicheres Hochdeutsch wechselnd, hinzu. «Mein Wagen steht vorne, neben dem Benz. Wenn Sie mir mein Zimmer zeigen, springe ich nur schnell unter die Dusche und bin in null Komma nix wieder da!»
    Veronika überließ die Gruppe sich selbst und führte den munteren Gesellen in sein Dschungelzimmer. «Ha noi, is des schee!», flüsterte er beeindruckt und ließ seine Reisetasche auf den moosgrünen Teppichboden fallen. «Aber des Gemälde is nit echt, oder? Kein Original, meine ich», verdeutlichte er die Frage, als er Veronikas verständnislose Miene sah.
    «Leider nein», antwortete Veronika. «Wenn es ein Original wäre, dann hinge es in einem Museum, weil kein Normalsterblicher die Versicherungsprämien dafür aufbringen könnte.»
    «Natürlich, war e granatenmäßig saublöde Frag’!», gab er fröhlich zu, und bückte sich, um seine Reisetasche zu öffnen. «Also dann, pack mer’s …»
    Unten sahen ihr drei erwartungsvolle Augenpaare entgegen. «Herr Schmidt wird sich uns gleich anschließen», teilte ihnen Veronika mit, ohne eine Miene zu verziehen, obwohl die Kombination ihrer Gäste sie zum Lachen reizte. Welch eine Zusammenstellung!
    Die Küchentür öffnete sich, und Mascha

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