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Das Hotel (German Edition)

Das Hotel (German Edition)

Titel: Das Hotel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Calaverno
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hat als Beruf Buchhalter angegeben, da habe ich nicht weiter geguckt. Was glaubst du, wie viele Buchhalter mit dem Namen Hinrichsen es gibt!» Sie zog die Nase kraus. «Klingt ganz schön langweilig: Buchhalter Hinrichsen.»
    «Wir können nicht nur Gäste wie Lou haben», erwiderte Veronika nüchtern. «Schließlich ist es unserem Konto egal, ob die Rechnung von einem Conte Ludovico di Sarrastro oder einem Herrn Hinrichsen bezahlt wird. Apropos: Ist das Risotto fertig?»
    «Natürlich nicht.» Mascha ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. «Dann wäre es ja weich und klitschig, bis es gegessen wird. Aber du kannst schon mal schauen, wo Lou bleibt. Ich möchte die Pasta …»
    «Hier ist er!», wurde sie von einer klangvollen Stimme unterbrochen. Lou, jetzt in schwarzen Jeans und einem beigefarbenen Leinenhemd mit offenem Kragen, streckte den Kopf zur Tür herein. «Es duftet ja köstlich. Was gibt es denn?»
    «Raus aus meiner Küche!», befahl Mascha energisch und scheuchte alle hinaus. «Ich bringe gleich die Vorspeise.»
    Zu Ehren ihres Gastes hatte Veronika den Tisch mit den venezianischen Kristallgläsern und dem feinen Porzellan gedeckt. Wenn Mascha sich schon so große Mühe mit dem Essen gab, sollte es nicht am Ambiente fehlen. Es gab Linguine mit Wildlachs und frischem Rucola, Saltimbocca mit Steinpilzrisotto, und als Dessert hatte Mascha in aller Eile Pfirsiche in Marsala gedämpft.
    «Eine Offenbarung», lobte Lou überschwänglich, nachdem er gekostet hatte. «Besser könnte keine Italienerin Pasta zubereiten. Exzellent, genau auf den Punkt. Bei wem hast du das gelernt?»
    Mascha lachte. «Bei niemandem. Ich habe keine Ausbildung als Köchin, mache es aus dem Bauch heraus.»
    «Dann ist dein Bauch ein wahres Wunder.»
    «Dafür ist er ein bisschen zu irdisch mit seinen Ansprüchen», gab sie gut gelaunt zurück. Lous Bewunderung schmeichelte ihr. Auch wenn sie nur ihren Kochkünsten galt. Zwischen der eleganten Veronika und Jenny, dem Computergenie, kam sie sich oft etwas hausbacken vor. Weder verfügte sie über das souveräne Auftreten der einen noch über das Fachwissen der anderen. Nach dem Nachmittag in der Stadt fühlte sie sich zwar nicht mehr ganz so: Die neue Unterwäsche und die Erinnerung an die Stunden bei Franca gaben ihr ein neues Selbstbewusstsein. Aber es schien ihr dennoch unwahrscheinlich, dass jemand wie Lou an ihr Gefallen fand. Sie war ja nicht blöd: Dass zwischen Jenny und ihm irgendwas vorgefallen sein musste, war so offensichtlich gewesen, wie dass die Sonne geschienen hatte. Und verglichen mit der elfenhaften Zartheit des Mädchens konnte ihre üppige Figur doch nur plump wirken.
    Sicher bildete sie es sich ein, dass seine Blicke tief in ihr Dekolleté tauchten, bewundernd über ihre Kurven glitten. Sollte es möglich sein …?
    Lou gefiel ihr ganz außerordentlich. Er war so anders als alle Männer, die sie bisher näher kennengelernt hatte. Ob es daran lag, dass er ein italienischer Graf war? Jedenfalls besaß er eine Anziehungskraft, die ausnahmslos auf alle Frauen zu wirken schien. Es war auffallend, wie Jenny und Veronika auf ihn reagierten. Jenny war für ihre Verhältnisse geradezu euphorisch. Ihre Augen leuchteten, ihre sonst so blassen Wangen waren leicht gerötet, und sie sprach mehr, als Mascha je erlebt hatte.
    Auch Veronika gab sich koketter als gewohnt. Immer wieder fuhren ihre langen, feingliedrigen Finger durch ihr Haar, spielten damit und schienen zu signalisieren: So würde ich dich gerne streicheln.
    Und Lou schien mit ihnen allen zu flirten. Er lächelte Jenny mehrdeutig zu, wenn er sich unbeobachtet glaubte. Wenn Veronika sprach, hingen die Blicke aus seinen samtig dunklen Augen unter den schweren Lidern an ihren Lippen. Und wenn er Mascha anblickte, schien sein schön geschnittener Mund, der so charmant lächelte, ihr alle möglichen Wonnen zu versprechen.
    Betrachtete man ihn unvoreingenommen, dann war Lou nicht wirklich schön. Dazu war der Mund zu breit, die Nase zu kräftig, die Mimik zu ausdrucksstark. Aber sein Lächeln, das stets zwei Reihen perlweißer Zähne aufblitzen ließ, machte alles andere wett. Sehnsüchtig glitten Maschas Blicke über denjenigen Teil seines Oberkörpers, der über dem Tisch sichtbar war. Er trug sein Hemd nicht bis fast zur Taille aufgeknöpft. Eine solche Zurschaustellung seines Körpers hatte er nicht nötig. In dem kleinen Dreieck sah man nur leicht gebräunte Haut – kein Goldkettchen, keine dichte Behaarung. Die

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