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Das Hotel (German Edition)

Das Hotel (German Edition)

Titel: Das Hotel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Calaverno
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reife Himbeeren aus dem dunklen Untergrund hervor.
    Lous Hände fuhren jetzt liebkosend über den unteren Rand der Korsage, wo ihre Hinterbacken sich wie helle weiße Vollmonde gegen das dunkle Leder abzeichneten. «Ich hole den Rest», sagte er heiser und verschwand zwischen den Ständern.
    Wie gebannt hing ihr Blick an dem ungewohnten Bild. Mit der neuen Äußerlichkeit war auch ein großer Teil der alten Veronika verschwunden. Der alten Veronika, die niemals von jemand anderem Anweisungen entgegengenommen hätte. Aber in dieser Situation schien es einfach richtig zu sein, Lou die Initiative zu überlassen. Er kannte sich aus, sie nicht. In ihr stieg die Vorfreude, ja Spannung auf das, was Lou noch mit ihr vorhatte.
    Als er wieder neben ihr auftauchte, hatte er einiges in der Hand: ein Paar Lederstiefel mit hohen Absätzen, lang genug, um ihr bis an die Oberschenkelansätze zu reichen, ein Paar Abendhandschuhe, eine lederne Halbmaske und eine mit Nieten besetzte Lederhalsmanschette. Veronika schluckte, als sie Letztere erkannte, und kämpfte das leise Gefühl von Panik nieder, das sie bei dem Anblick befiel.
    Das war hart an der Grenze dessen, worauf sie sich einzulassen bereit war!
    «Keine Sorge, es erfüllt nur denselben Zweck wie die Korsage: deine Haut eng zu umschließen», sagte Lou beruhigend, sobald er den Widerstreit auf ihrem Gesicht richtig gedeutet hatte. «Es ist keins zum Anketten. Schau.» Er gab sie ihr und sie ließ sie durch die Finger gleiten. Das erstaunlich weiche Leder wurde mit vier zierlichen Schnallen, die individuell eingestellt werden konnten, geschlossen. Versuchsweise legte sie es um und stellte überrascht fest, dass es sich tatsächlich angenehm anfühlte. Wie eine Hand, die zärtlich ihre Kehle umschloss. Nicht zu eng, aber fest genug, um den Körperkontakt aufrechtzuerhalten.
    Und es sah toll aus! Im Spiegel wirkte die Frau mit dem durch die Manschette optisch verlängerten Hals geradezu königlich. Sie drehte sich ein wenig, um sich aus allen Richtungen zu bewundern.
    Lou hielt ihr auffordernd einen Stiefel hin, und sie stützte sich an der Stahlstange ab, während er ihn ihr anzog. Der zweite folgte, dann die Handschuhe und die Halbmaske.
    «Wie fühlst du dich?», erkundigte Lou sich und trat hinter sie, legte die Hände besitzergreifend auf ihre nackten Schultern.
    «Gut», antwortete sie und fand, dass selbst ihre Stimme anders klang. Leicht heiser, dunkel. Passend zu der geheimnisvollen Dame in Schwarz. «Und du?»
    «Ach, ich nehme irgendwas Passendes.» Er ging zu einem Ständer auf der anderen Seite des Raums und zog wie rein zufällig schwarze Lederhosen und eine passende Weste aus dem Angebot. Die Hosen saßen wie angegossen. Provozierend eng und hauchdünn, zeichneten sie jede Einzelheit seines Körpers nach, als sei dieser nur mit einer schwarzen Folie überzogen. Die offene Weste dazu verlieh ihm einen Hauch von Verruchtheit, der Veronikas Mund trocken werden ließ.
    «Darf ich bitten?» Mit altmodischer Galanterie bot er ihr den Arm, und sie ergriff ihn dankbar, denn auf den hohen Absätzen lief sie ziemlich unsicher. Lou geleitete sie durch den Korridor zurück, durch den Umkleideraum und von dort weiter einen unbeleuchteten Gang entlang. Veronika klammerte sich aus Angst, in dem unbekannten Haus zu stolpern, an seinen Arm und überließ sich seiner Führung.
    Vor der letzten Tür blieb er schließlich stehen und wandte sich ihr zu. «Wenn du wirklich willst, dass wir das Spiel beenden, sagst du laut und deutlich ‹Sindbad›. Wirst du daran denken?»
    Veronika überlief ein Schauer der Erregung. Bei SM-Spielen gab es immer ein Codewort, das das Ganze beendete, sobald der unterlegene Mitspieler aussteigen wollte. Wie weit würde Lou gehen? Und wie weit sie selber?
    «Ich werde daran denken», erwiderte sie mit leicht belegter Stimme, die ihre zwiespältige Stimmung durchklingen ließ. Lou lächelte verhalten, während er bereits die leicht in den Angeln quietschende Tür aufstieß.
    «Wenn wir in diesem Zimmer sind, dann sind wir nicht mehr Veronika und Lou», sagte er sehr leise. «Wir sind dann Conte Ludovico und seine Gefangene, die Contessa di Montebello, die ihm und seiner Gnade ausgeliefert ist. Also vergiss dein Codewort besser nicht!»
    In Veronikas Ohren klang das fast bedrohlich, und für einen kurzen Moment wäre sie fast umgekehrt und geflüchtet. Aber dann schritt sie so würdevoll, wie es ihre Rolle erforderte, über die Schwelle.
    Das Verlies, um ein

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