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Das Hotel New Hampshire

Das Hotel New Hampshire

Titel: Das Hotel New Hampshire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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war Freud klar.
    »Ich verschwinde hier, bevor ich nochmal mit ihm reden muß«, sagte Freud zu Vater und Mutter. Sie wußten, daß Freud vom Besitzer des Arbuthnot sprach, dem Mann in der weißen Smokingjacke, der gelegentlich zum letzten Tanz erschien. »Ich hör ihn direkt, den großen Boss: ›Nun, Freud, das Risiko war Ihnen bekannt - wir hatten das erörtert. Als ich einwilligte, das Tier hier auftreten zu lassen, waren wir uns einig, daß Sie die Verantwortung tragen.‹ Und wenn er mir dann noch erzählt, was für ein Glück es sei für einen Juden, in seinem Scheiß-Amerika sein zu dürfen - dann soll ihn State o' Maine ruhig fressen!« sagte Freud. »Der und seine vornehmen Zigaretten, darauf kann ich verzichten. Das ist ohnehin nicht das richtige Hotel für mich.«
    Der Bär, nervös wegen der Enge des Bügelraums, und beunruhigt, weil Freud seine Kleider so schnell - und so naß - einpackte, wie sie aus der Waschmaschine kamen, begann vor sich hinzubrummen. »Earl!« flüsterte er.
    »Sei du bloß still!« brüllte Freud. »Du bist auch nicht der richtige Bär für mich.«
    »Ich war schuld«, sagte meine Mutter. »Ich hätte ihm nicht den Maulkorb abnehmen sollen.«
    »Das war es nicht, er hat ja bloß geknabbert«, sagte Freud. »Was den Scheißkerl so zugerichtet hat, waren die Krallen des Viehs!«
    »Wenn er nicht versucht hätte, State o' Maine am Fell zu reißen«, sagte Vater, »dann wäre es, glaube ich, nicht so schlimm gewesen.«
    »Natürlich nicht!« sagte Freud. »Wer läßt sich schon gern an den Haaren ziehen?«
    »Earl!« klagte State o' Maine.
    »So solltest du heißen: ›Earl‹!« wandte sich Freud dem Bären zu. »Du bist so dumm, daß du nie was anderes sagst.«
    »Was wollen Sie denn jetzt machen?« fragte Vater. »Wo können Sie schon hingehen?«
    »Zurück nach Europa«, sagte Freud. »Da gibt's schlaue Bären.«
    »Da gibt's auch Nazis«, sagte Vater.
    »Gebt mir einen schlauen Bären, und ich scheiß auf die Nazis«, sagte Freud.
    »Ich kümmere mich um State o' Maine«, sagte Vater.
    »Sie können noch mehr tun«, sagte Freud. »Sie können ihn kaufen. Zweihundert Dollar, und was Sie an Kleidern da haben. Die hier sind zu naß!« brüllte er und warf mit seinen Kleidern um sich.
    »Earl!« sagte der Bär bekümmert.
    »Paß auf, was du sagst, Earl«, ermahnte ihn Freud.
    »Zweihundert Dollar?« fragte Mutter.
    »Das ist das ganze Geld, was ich bisher verdient habe«, sagte Vater.
    »Ich weiß, was man hier verdient«, sagte Freud. »Deshalb geb ich mich ja mit zweihundert zufrieden. Natürlich ist das Motorrad inbegriffen. Sie haben ja gesehen, warum Sie die Indian behalten müssen, ja? State o' Maine setzt sich in kein Auto; da wird ihm schlecht. Außerdem hat ihn mal ein Holzfäller auf seinen kleinen Lastwagen gekettet - ich hab's selber gesehen. Der doofe Bär hat die hintere Wagenklappe weggerissen und das Fenster hinten an der Fahrerkabine eingedrückt und den Fahrer übel zugerichtet. Seien Sie wenigstens nicht doof. Kaufen Sie die Indian.«
    »Zweihundert Dollar«, wiederholte Vater.
    »Und jetzt zu Ihren Kleidern«, sagte Freud. Er ließ seine eigenen nassen Sachen am Boden des Bügelraums liegen. Der Bär versuchte, ihnen in Vaters Zimmer zu folgen, doch Freud wies meine Mutter an, mit State o' Maine nach draußen zu gehen und ihn an das Motorrad zu ketten.
    »Er weiß, daß Sie weggehen, deshalb ist er nervös, der arme Kerl«, sagte Mutter.
    »Ihm fehlt nur das Motorrad«, sagte Freud, aber er ließ den Bären mit ins Obergeschoß kommen - obwohl er vom Arbuthnot gebeten worden war, das nicht zuzulassen.
    »Das geht mich doch nichts mehr an, was die erlauben«, sagte Freud, während er die Kleider meines Vaters anprobierte. Meine Mutter blickte argwöhnisch den Gang auf und ab; weder Bären noch Frauen waren in der Männerunterkunft erlaubt.
    »Meine Kleider sind Ihnen durchweg zu groß«, bemerkte mein Vater, als Freud sich angezogen hatte.
    »Ich bin noch nicht ausgewachsen«, sagte Freud, der damals mindestens vierzig war. »Hätte ich immer die richtigen Kleider gehabt, wäre ich jetzt größer.« Er hatte drei Hosen meines Vaters an, alle übereinander; er trug zwei Jacketts, deren Taschen mit Unterwäsche und Socken vollgestopft waren, und er hatte sich ein drittes Jackett über die Schultern gehängt. »Wozu sich mit Koffern abplagen?« fragte er.
    »Aber wie wollen Sie nach Europa kommen?« flüsterte Mutter von außen ins Zimmer.
    »Über den Atlantik«,

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