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Das Hotel New Hampshire

Das Hotel New Hampshire

Titel: Das Hotel New Hampshire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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winkte mit dem Baseballschläger ins Publikum; die Wiener liebten den Teil der Geschichte, der mit der Louisville-Keule zu tun hatte, und sie waren gerührt und klatschten lange Beifall, als Vater ihnen mit dem Schläger zuwinkte. Wir Kinder waren sehr stolz.
    Ich frage mich oft, ob der New Yorker Verleger, der Lillys Buch für fünftausend Dollar haben wollte, auf Franks Forderungen eingegangen wäre, wenn wir nicht alle berühmt geworden wären - wenn wir nicht die Oper gerettet und in unserem guten amerikanischen Familienstil die Terroristen umgebracht hätten. »Wen interessiert das schon?« fragte Frank hinterlistig. Entscheidend war, daß Lilly den Fünftausenddollar-Vertrag noch nicht unterschrieben hatte. Frank war mit dem Preis nach oben gegangen. Und als die Verleger begriffen, daß diese Lilly Berry das kleine Mädchen war, an deren Kopf ein Revolver gedrückt worden war, daß die kleine Lilly Berry das jüngste überlebende (und gewiß das kleinste) Mitglied der Berry-Familie war - der Terroristenkiller, der Opernretter - nun ... von dem Moment an hatte Frank natürlich alle Trümpfe in der Hand.
    »Meine Autorin sitzt bereits an einem neuen Buch«, sagte Frank, der Agent. »Für uns hat das alles keine Eile. Was Wachstumsversuche angeht, so richten wir uns ganz nach dem besten Angebot.«
    Frank würde natürlich absahnen.
    »Willst du damit sagen, wir werden reich sein?« fragte Vater, ohne sehen zu können. In der ersten Zeit seiner Blindheit hatte er eine unbeholfene Art, den Kopf zu weit vorzustrecken - als ob ihm das helfen könne, etwas zu sehen. Und die Louisville-Keule war sein ewig rastloser Begleiter, sein Schlaginstrument.
    »Wir können tun, was wir wollen, Pop«, sagte Franny. »Du kannst alles tun«, fügte sie hinzu. »Du brauchst dir nur was auszudenken«, sagte sie zu Vater, »und es gehört dir.«
    »Träum weiter, Daddy«, sagte Lilly, aber all die neuen Möglichkeiten schienen ihn benommen zu machen.
    »Alles?« fragte Vater.
    »Du brauchst es nur auszusprechen«, sagte ich ihm. Er war wieder unser Held; er war unser Vater - endlich. Er war blind, aber er hatte das Kommando.
    »Na ja, ich muß darüber nachdenken«, sagte Vater vorsichtig, während der Baseballschläger alle möglichen Arten von Musik machte - diese Louisville-Keule war in den Händen meines Vaters von der musikalischen Komplexität eines vollen Orchesters. Obwohl Vater mit einem Baseballschläger nie so viel Lärm machen würde wie Freud, war er damit vielseitiger als Freud in seinen kühnsten Träumen.
    Und so kam es, daß wir unsere Heimat fern der Heimat nach sieben Jahren wieder verließen. Frank verkaufte das zweite Hotel New Hampshire für einen lachhaft hohen Preis. Schließlich sei es so etwas wie ein historisches Wahrzeichen, hatte Frank argumentiert.
    »Ich komme nach Hause!« schrieb Franny Junior Jones.
    »Ich komme nach Hause«, schrieb sie auch Chipper Dove.
    » Warum, verdammt nochmal, Franny?« fragte ich sie. »Warum schreibst du Chipper Dove?«
    Aber Franny weigerte sich, darüber zu reden; sie zuckte nur mit den Achseln.
    »Ich hab's dir ja gesagt«, sagte Susie der Bär. »Franny muß damit fertigwerden - früher oder später. Ihr müßt beide mit Chipper Dove fertigwerden«, sagte Susie, »und ihr müßt auch noch miteinander fertigwerden«, sagte Susie der Bär. Ich blickte Susie an, als wisse ich nicht, wovon sie redete, aber Susie sagte: »Ich bin schließlich nicht blind. Ich habe Augen im Kopf. Und außerdem bin ich ein schlauer Bär.«
    Aber Susie sagte das keineswegs drohend. »Ihr zwei habt da ein echtes Problem«, vertraute sie Franny und mir an.
    »Sag bloß«, sagte Franny.
    »Wir sind ja auch sehr vorsichtig«, sagte ich zu Susie.
    »Wie lange kann man das überhaupt, so vorsichtig sein?« fragte Susie. »Die Bomben sind noch nicht alle losgegangen«, sagte Susie. »Ihr beide habt eine Bombe zwischen euch«, sagte Susie der Bär. »Ihr müßt mehr als nur vorsichtig sein«, warnte sie Franny und mich. »Die Bombe zwischen euch«, sagte Susie, »kann euch beide wegpusten.«
    Dieses eine Mal wußte offenbar auch Franny nichts mehr zu sagen. Ich griff nach ihrer Hand, und sie erwiderte den Druck.
    »Ich liebe dich«, sagte ich ihr, als wir allein waren - was wir nie hätten zulassen dürfen. »Es tut mir so leid«, flüsterte ich, »aber ich hab dich lieb, ich liebe dich wirklich.«
    »Ich hab dich schrecklich lieb«, sagte Franny. Und diesmal war es Lilly, die uns rettete. Obwohl wir

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