Das Hotel New Hampshire
kaputt«, sagte der alte Coach Bob.
»Die Mädchen spielen bestimmt besser Football als die meisten deiner Jungs«, sagte Vater.
»Eben, das mein ich doch«, sagte Iowa-Bob.
»Ralph De Meo spielt aber ziemlich gut«, sagte Franny.
»Fragt sich nur, womit«, sagte ich, und Franny gab mir unter dem Tisch einen Tritt. Frank, grämlich und größer als alle, saß gefährlich nahe bei Franny und mir direkt gegenüber.
»De Meo ist wenigstens schnell«, sagte Vater.
»De Meo geht wenigstens rein in den Mann«, sagte Coach Bob.
»Und wie!« sagte Frank; er hatte schon mehrere Zusammenstöße mit De Meo hinter sich.
Es war Franny, die mich vor Ralph beschützte. Als wir einmal zuschauten, wie sie auf dem Footballplatz die Linien nachzogen - nur Franny und ich, wir hatten uns vor Frank versteckt (wir versteckten uns oft vor Frank) -, kam De Meo auf uns zu und stieß mich gegen den Blockschlitten für das Football-Training. Er trug seinen Trainingsdress: Scheiße und Tod Nummer 19 (sein Alter). Er nahm den Helm ab, spuckte seinen Mundschutz im Bogen über die Aschenbahn und blitzte Franny mit seinen Zähnen an. »Verpiß dich«, sagte er zu mir, den Blick weiter auf Franny gerichtet. »Ich hab was Wüstes mit deiner Schwester zu bereden.«
»Du brauchst ihn nicht rumzuschubsen«, sagte Franny.
»Sie ist erst zwölf«, sagte ich.
»Verpiß dich«, sagte De Meo.
»Du brauchst ihn nicht rumzuschubsen«, ließ Franny De Meo wissen. »Er ist erst elf.«
»Ich muß dir sagen, wie schade ich es finde«, sagte De Meo zu ihr, »daß ich nicht mehr hier sein werde, wenn du an der Schule anfängst. Ich bin dann schon fertig.«
»Wie meinst du das?« fragte Franny.
»Bald werden auch Mädchen zugelassen«, sagte De Meo.
»Weiß ich«, sagte Franny. »Na und?«
»Ich meine nur, es ist ein Jammer«, erklärte er ihr, »daß ich nicht mehr da sein werde, wenn du endlich alt genug bist.«
Franny zuckte mit den Achseln; es war Mutters Achselzucken - selbständig und hübsch. Ich hob De Meos Mundschutz von der Aschenbahn auf; das Ding war schleimig und voller Dreck, und ich warf es ihm zu.
»Warum stopfst du dir das nicht wieder ins Maul?« fragte ich ihn. Ich konnte schnell laufen, glaubte aber nicht, daß ich schneller sein würde als Ralph De Meo.
»Verpiß dich«, sagte er und schmiß den Mundschutz nach meinem Kopf, doch ich duckte mich. Das Ding verlor sich irgendwo.
»Wieso trainierst du eigentlich nicht?« fragte ihn Franny.
Hinter den grauen Gerüsten mit den Holzbänken - dem »Stadion« der Dairy School - lag der Trainingsplatz, wo wir die Helme gegen die gepolsterten Schultern klatschen hörten.
»Ich hab eine Verletzung in der Leistengegend«, erklärte er Franny. »Willst du mal sehen?«
»Ich hoffe, dein Ding fällt ab«, sagte ich.
»Dich hol ich jederzeit ein, Johnny«, sagte er, den Blick nach wie vor auf Franny gerichtet. Niemand nannte mich Johnny.
»Aber nicht mit einer Leistenverletzung«, sagte ich.
Ich irrte mich.
Er erwischte mich an der 40-Yard-Linie und stieß mein Gesicht in den frisch aufgetragenen Kalk. Er drückte mir gerade seine Knie ins Kreuz, als ich hörte, wie er plötzlich die Luft ausstieß, und im gleichen Moment rollte er von mir herunter und krümmte sich auf der Aschenbahn.
»Mein Gott«, sagte er mit leiser, schwacher Stimme. Franny hatte nach dem gewölbten Blechschutz in seiner Hose gegriffen und dessen Ränder in die Schamteile - so nannten wir es damals - hineingedreht.
Nun konnten wir ihm beide davonlaufen.
»Woher hast du das gewußt«, fragte ich sie, »daß er so ein Ding in der Hose hat? Das Blechding, meine ich.«
»Er hat es mir gezeigt, neulich mal«, sagte sie grimmig.
Wir lagen still in den Tannennadeln im dichten Wald hinter dem Trainingsplatz; wir hörten Coach Bobs Pfeife und das Zusammenprallen der Spieler, aber keiner konnte uns sehen.
Franny störte es nie, wenn Ralph De Meo Frank verprügelte, und ich fragte sie, warum es sie störte, wenn Ralph mich verprügelte.
»Du bist nicht Frank«, flüsterte sie heftig; sie machte in dem feuchten Gras am Waldrand ihren Rock naß und wischte mir damit den Kalk vom Gesicht, wobei sie den Rocksaum so weit nach oben schob, daß ihr blanker Bauch zu sehen war. Eine Tannennadel klebte daran, und ich nahm sie weg.
»Danke«, sagte sie und konzentrierte sich darauf, mir auch noch das letzte bißchen Kalk aus dem Gesicht zu wischen; sie zog ihren Rock noch weiter nach oben, spuckte darauf und wischte von neuem.
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