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Das Hotel New Hampshire

Das Hotel New Hampshire

Titel: Das Hotel New Hampshire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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Mein Gesicht brannte.
    »Warum mögen wir einander mehr, als wir Frank mögen?« fragte ich sie.
    »Das ist eben so«, sagte sie, »und das wird immer so sein. Frank ist komisch.«
    »Aber er ist unser Bruder«, sagte ich.
    »Na und? Du bist auch mein Bruder«, sagte sie. »Aber ich mag dich nicht deswegen.«
    »Warum dann?« fragte ich.
    »Einfach so«, sagte sie. Wir rangen miteinander auf dem Waldboden, bis sie etwas ins Auge bekam. Ich half ihr, es herauszuholen. Sie war verschwitzt und roch wie sauberer Dreck. Sie hatte sehr hochsitzende Brüste, zwischen denen ein zu breites Stück Brustkasten zu liegen schien, aber Franny war stark. Normalerweise besiegte sie mich, es sei denn, ich schaffte es, mich ganz auf sie draufzulegen; dann konnte sie mich aber immer noch dermaßen kitzeln, daß ich in die Hosen machte, wenn ich nicht losließ. Wenn sie auf mir lag, war sie nicht mehr runterzubringen.
    »Eines Tages werde ich so stark sein, daß ich dich verprügeln kann«, sagte ich ihr.
    »Und wenn schon«, sagte sie. »Bis dahin wirst du das gar nicht mehr wollen.«
    Ein fetter Football spiel er namens Poindexter kam in den Wald, um seinen Darm zu leeren. Wir sahen ihn kommen und versteckten uns in dem Farnkraut, das uns schon seit Jahren vertraut war. Seit Jahren kamen die Footballspieler zum Kacken in diesen Wald gleich hinter dem Trainingsplatz - vor allem die dicken, wie es schien. Der Weg zur Turnhalle zurück war lang, und Coach Bob blies ihnen den Marsch, wenn sie nicht vor dem Training ihren Darm geleert hatten. Irgendwie, so stellten wir uns das vor, schafften es die Dicken nie, den Darm restlos zu leeren.
    »Poindexter«, flüsterte ich.
    »Natürlich«, sagte Franny.
    Poindexter war sehr unbeholfen; es machte ihm immer Schwierigkeiten, die Schenkelpolster runterzubekommen. Einmal mußte er die Stollenschuhe und - bis auf die Socken - die ganze untere Hälfte seiner Ausrüstung ausziehen. Diesmal kämpfte er nur mit den Polstern und den Hosenbeinen, die seine Knie gefährlich eng zusammenrückten. Er hielt das Gleichgewicht, indem er sich in der Hocke leicht nach vorn neigte und sich mit den Händen auf dem Helm abstützte, der vor ihm auf dem Boden lag. Auch diesmal pfuschte er und kackte auf den Innenrist seiner Footballschuhe, so daß er sich erst den Arsch und dann auch noch die Schuhe putzen mußte. Einen Moment lang fürchteten Franny und ich, er würde das mit dem Farnkraut machen, aber Poindexter hatte es immer eilig, und er behalf sich - so gut es ging - mit der Handvoll Ahornblätter, die er am Wegrand gesammelt und mit in den Wald gebracht hatte. Wir hörten Coach Bobs Pfeife, und auch Poindexter hörte sie.
    Als er zum Trainingsplatz zurücklief, fingen Franny und ich an, Beifall zu klatschen. Als Poindexter stehenblieb, um hinzuhorchen, hörten wir auf. Der arme fette Junge stand im Wald und fragte sich, welchen Applaus er sich diesmal eingebildet hatte, und hastete dann zu dem Spiel zurück, in dem er so miserabel war und bei dem er gewöhnlich so erniedrigt wurde.
    Dann schlichen Franny und ich hinunter zu dem Weg, auf dem die Footballspieler immer zur Turnhalle zurückgingen. Es war ein schmaler Weg, und die Abdrücke der Stollenschuhe wirkten wie Pockennarben. Nicht zu wissen, wo De Meo war, beunruhigte uns ein wenig, aber ich ging bis zum Rand des Trainingsplatzes und stand Schmiere für Franny, während sie die Hosen runterließ und sich auf den Weg hockte; anschließend stand sie für mich Schmiere. Wir streuten beide etwas Laub auf unsere ziemlich enttäuschende Produktion. Dann zogen wir uns ins vertraute Farnkraut zurück, um das Ende des Football-Trainings abzuwarten, doch dort wartete bereits Lilly auf uns.
    »Geh nach Hause«, sagte Franny zu ihr. Lilly war sieben. Meistens war sie Franny und mir zu jung, aber zuhause waren wir nett zu ihr, denn sie hatte keine Freunde, und sie schien begeistert von Frank, dem es Spaß machte, sie wie ein Baby zu behandeln.
    »Ich muß aber nicht nach Hause«, sagte Lilly. »Es wäre besser für dich«, sagte Franny. »Warum hast du so ein rotes Gesicht?« wollte Lilly von mir wissen.
    »De Meo hat ihm Gift draufgeschmiert«, sagte Franny, »und jetzt sucht er nach neuen Opfern.«
    »Wenn ich nach Hause geh, sieht er mich«, sagte Lilly ernst. »Nicht, wenn du jetzt gleich gehst«, sagte ich. »Wir passen auf für dich«, sagte Franny. Sie stand auf und spähte aus dem Farn. »Die Luft ist rein«, flüsterte sie. Lilly rannte nach Hause.
    »Bin ich

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