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Das Hotel

Das Hotel

Titel: Das Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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die Arme aus, damit sie nicht gegen einen Stapel Leichen lief, während sie Cam hinterhereilte. Plötzlich verspürte sie einen stechenden Schmerz direkt oberhalb ihrer Fessel. Es war, als ob sie an Stacheldraht hängen geblieben war.
    Sofort hob sie das Bein und fuhr mit der Hand zu ihrem Fuß …
    … und fühlte etwas Warmes, Flauschiges. Etwas, das zuckte, als ihre Finger die spitze Nase berührten.
    Um Gottes Willen, eine Ratte!
    Kelly hatte schon Ratten in den Händen gehalten; eine ihrer Freundinnen besaß eine Ratte als Haustier. Allerdings war die süß und zutraulich, während diese hier beißend an ihrem Knöchel hing.
    Sie drosch mit ihrem Skalpell auf die Ratte ein, bis diese kreischend von ihr abließ. Schon spürte Kelly, wie eine weitere ihr Bein hochrannte.
    Sie wehrte sich erneut mit dem Skalpell, doch es wurden immer und immer mehr. Sie rannten über Kellys Füße, kamen aus allen Richtungen. Das Skalpell reichte nicht mehr aus.
    » Cam!«
    Von Panik ergriffen rannte Kelly blindlings Cam hinterher. Sie wollte um alles in der Welt fort von hier, bis sie plötzlich mit dem Gesicht zuerst in einem Stapel Leichen steckte. Dicker Staub – totes Fleisch? – regnete auf sie herab und drang in ihre Augen und Nase.
    » Cam!«, brachte sie hervor, beugte sich vornüber und erbrach ihren gesamten Mageninhalt, als ihr ein Stück faules Fleisch in den Mund fiel.
    Mehr Kreischen. Plötzlich erhellte sich der Raum wieder, und Cam eilte zu ihr. Er trat nach den Ratten, brach ihre Rücken und trat sie beiseite. Dann nahm er Kelly beim Arm und sagte: » Schnell! Ich habe deinen Hund gefunden!«
    Sie stolperten durch das Leichenlabyrinth, die Ratten auf ihrer Spur, als Kelly plötzlich eine Brise frische Luft auf ihrem Gesicht verspürte. Der Geruch war herrlich. Sie erhaschte einen Blick auf den fernen Vollmond. Vor ihr war ein gusseisernes Gitter, das Cam gerade öffnete. Dann, neben einem Baum …
    » JD !«
    Der Hund nahm sie gar nicht wahr. Er kauerte zähnefletschend auf der Erde und starrte gebannt in die Finsternis.
    Kelly wollte sich auf ihn stürzen, aber Cam hielt sie am T-Shirt fest.
    » Warte«, flüsterte er.
    Einen Augenblick später verstand sie, warum er so vorsichtig war.
    Aus der Finsternis schlich etwas auf ihren Hund zu. Ein Berglöwe.
    Und wenn es das Letzte ist, was ich in diesem Leben tue – ich bringe sie um.
    Maria eilte zur Treppe, Eleanor hinterher. Plötzlich blockierte eine ihr bekannte Figur die Stufen.
    George.
    Seine gepuderte Perücke hing schief, und die Uniform vom Unabhängigkeitskrieg war mit Blut und Klumpen von GerinnFix verschmiert.
    » Ich bin beim letzten Mal nicht mehr drangekommen, es dir reinzustecken, aber diesmal entwischst du mir nicht.«
    Er streckte die Hände nach ihr aus, die Lippen geschürzt. Maria ließ ihn walten und sie an sich ziehen.
    Wir wär’s, wenn ich etwas in dich hineinstecke, Arschloch?
    Dann rammte sie das Skalpell so tief in sein blutunterlaufenes Auge, dass die Schneide auf den Schädelknochen traf.
    George ging zu Boden. Maria zog das Skalpell aus seinem Auge, was klang, als zöge man einen Stock aus einem Sumpf, und rannte dann die Treppe hoch. Für eine fette, alte Frau bewegte sich Eleanor überraschend geschwind. Obwohl Maria während ihrer Gefangenschaft stets versucht hatte, sich fit zu halten, wusste sie, dass sie unterernährt war und das Freak-Blut ihr Kraft raubte. Als Maria im zweiten Stock angekommen war, musste sie erst einmal Luft holen. Eleanor war nicht zu sehen und wahrscheinlich in eines der Zimmer verschwunden.
    Maria rannte zur nächsten Tür, an der ein Schild mit dem Namen Zachary Taylor hing.
    Was sie sah, drehte ihr den Magen um.
    Krippen. Ein halbes Dutzend Krippen.
    Und einige der Babys brabbelten vor sich hin.
    Maria musste an die Zeit denken, als sie das erste Mal gemerkt hatte, dass sie es ernst mit Felix meinte. Nie zuvor hatte sie in Erwägung gezogen, ihre Zukunft mit einem Mann zu teilen, und zum ersten Mal musste sie etwas sehr Intimes, Privates und letztendlich Beschämendes mitteilen:
    » Ich will Kinder mit dir. Doch das kann ich nicht. Es wird mir nie möglich sein, Kinder zu bekommen.«
    Felix’ Antwort gehörte zu den besten Dingen, die ihr je zu Ohren gekommen waren:
    » Dann werden wir eben adoptieren, nachdem wir geheiratet haben, und irgendein Kind wird das Glück haben, die beste Mutter der Welt zu bekommen.«
    Als sie jetzt vor all diesen Krippen stand, brach ihr das Herz. Wie oft hatte sie in

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