Das Hotel
Treppe auf. Eine sah wie eine jüngere Version von Florence aus, die andere war abgemagert und zerzaust, fuchtelte allerdings mit einem Skalpell durch die Luft, als wollte sie der ganzen Welt den Hals durchschneiden.
Unsere Chancen haben sich gerade ein winziges bisschen verbessert.
Mal stieß Eleanors Brut beiseite, bis er neben ihr stand. Er streichelte ihr ganz kurz über die Wange, zückte dann sein eigenes Skalpell und schlug damit auf die noch immer anrollende Wand von Missgeburten ein.
Für einen Augenblick dachte Deb tatsächlich, dass sie es schaffen würden.
Aber es kamen immer mehr die Treppe herunter und schlurften wie Zombies auf sie zu, gefolgt von merkwürdig gekleideten Freaks, die unter der Treppe auftauchten.
Wie viele? Wie viele von ihnen gibt es?
Dann sah Deb etwas, das den Spieß umdrehen könnte.
Eleanor ist hier.
Die Matriarchin stand mit verschränkten Armen neben der Treppe und schnitt eine selbstgefällige Grimasse.
Das ist wie Schach. Wenn du den König hast, hören die anderen Figuren auf, anzugreifen.
Deb kämpfte sich zu Eleanor vor und schwang ihre Kletterprothese wie eine Keule. Eleanor sah, dass sie ihr näher kam und musste ihre Absicht erkannt haben, denn sie ergriff die Flucht die Treppe hoch.
Deb hatte es nicht so mit Treppen, doch sie war bereit, ihr zu folgen und die alte Frau zu erledigen, um diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten.
Plötzlich wurde sie zur Seite gedrängt. Die abgemagerte Frau mit dem Skalpell verfolgte offenbar den gleichen Plan wie Deb. Sie stürzte sich die Treppe hinauf, Eleanor dicht auf den Versen. Plötzlich verlor Deb das Gleichgewicht und stürzte. Dann spürte sie, wie von überall die Hände der Verlierer der genetischen Lotterie nach ihr griffen.
» Wir müssen zurück in den Keller!«, brüllte Mal. » Hier oben kommen wir nicht gegen sie an!«
Jemand nahm Deb beim Arm – wieder Florence. Sie zog Deb über den Boden in Richtung der Tür unter der Treppe. Mal und Florences Tochter hielten ihr den Rücken frei. Die Tür führte in eine kleine Kammer. Debs letzte Hoffnungen verflogen bei dem Anblick einer Metallleiter, die in einem Loch im Boden verschwand.
Treppen sind schon schlimm genug, aber Leitern?
» Sie zuerst«, sagte sie zu Florence.
Florence zögerte. » Schaffen Sie das?«
» Wenn nicht, wird die Schwerkraft mich schon ans Ziel bringen.«
Florence verschwand im Boden, dann folgte ihre Tochter, sodass nur noch Deb und Mal übrig blieben. Die Freaks kamen immer näher, wie eine schlurfende Wand, die sie bald zerdrücken würde.
» Der Dame den Vortritt«, meinte Mal.
» Nein, du zuerst.«
» Wir haben herzlich wenig Zeit, es auszudiskutieren.«
» Ich … Ich kann nicht.«
Deb wusste, dass sie die Leiter am besten von Sprosse zu Sprosse herunterrutschen sollte, doch es war dunkel, und sie hatte keine Ahnung, wie tief es hinunterging. Mal würde viel schneller sein, selbst mit nur einer Hand. Er sollte …
Und dann stieß er sie. Deb schwankte vor und zurück, bis sie hintenüber ins Loch fiel.
Sie schrie auf, verrückt vor Panik, als etwas ihre Hand ergriff.
Mal. Er hält mich.
» Fangt sie auf!«, brüllte er.
Dann ließ er los, und die Panik packte sie erneut. Ehe sie wusste, wie ihr geschah, wurde sie von vier kräftigen Armen aufgefangen.
Anstatt Erleichterung zu verspüren, noch am Leben zu sein, starrte Deb nach oben und wollte, dass Mal endlich kam.
Aber das tat er nicht.
» Mal!«, schrie sie. » MAL !«
Sie hörte nur unerträgliche Stille.
Dann begann Mal zu schreien.
Kelly konnte den Anblick, der sich ihr bot, nicht gänzlich verarbeiten. Die Leichen waren vor ihr aufgestapelt wie Holzscheite und reichten beinahe bis zur Decke. Die meisten waren bereits ausgetrocknet, die Haut zusammengeschrumpft und beinahe mumifiziert. An anderen hing gerade noch genügend verwesendes Fleisch, um die Knochen beisammenzuhalten. Zu ihrer Linken und Rechten ragten sie bis weit über Kellys Kopf, drohten umzustürzen und Kelly und Cam unter sich zu begraben.
Cam rappelte sich auf und trat etwas beiseite. Das Ding rollte in die Dunkelheit, aber nicht, bevor Kelly die langen Haare und zwei leere Augenhöhlen ausmachen konnte.
Er hat gerade einen menschlichen Kopf getreten.
» Die Flamme flackert in meine Richtung«, sagte Cam. » Hier ist ein Ausweg.«
» Wir müssen Mom holen.«
» Ich glaube, ich sehe deinen Hund.«
Cam hastete weiter. Kelly musste ihm folgen oder in der Finsternis zurückbleiben. Sie streckte
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