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Das Hotel

Das Hotel

Titel: Das Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Letti.
    Drei Türen. Durch welche ist sie verschwunden?
    Letti ging zur ersten und warf dabei einen Karton um. Unzählige Pillen fielen zu Boden. Sie zog an der Tür und sog scharf die Luft ein.
    Vor ihr stand ein Haufen Leute.
    Doch Letti registrierte sofort und instinktiv, dass hier etwas nicht stimmte. Es handelte sich nicht um echte Menschen. Sie sah genauer hin und bemerkte dann, dass sie allesamt gut gekleidet waren, jeweils im Stil ihrer Epoche. Keiner von ihnen bewegte sich.
    Noch merkwürdiger war, dass sie die meisten von ihnen erkannte.
    » Wachsfiguren«, sagte Mal. » Die haben oben wohl keinen Platz.«
    Natürlich stellte jede Wachsfigur einen Präsidenten dar. Sie machten einen alten, beinahe schäbigen Eindruck, waren verstaubt und von Spinnweben bedeckt. Einigen fehlten Arme oder Beine, und hier und da erkannte man einen Riss im Gesicht. Richard Nixon fehlte die Nase.
    » Kelly!«, rief Letti erneut. Sie ging weiter in den Raum und auf eine besonders hässliche Statue von George Washington in Kolonialkleidung zu, als sie jemand von hinten festhielt.
    » Halt!«, sagte Maria, stellte sich vor sie und hob ein Skalpell, das sie aus dem Operationsaal hatte mitgehen lassen. Dann flüsterte sie Letti ins Ohr: » Den Trick kenne ich.«
    Mit einer blitzschnellen Bewegung rammte sie Washington das Skalpell in den Bauch.
    Die vermeintliche Statue brüllte laut auf und schlug nach ihr.
    Daraufhin bewegten sich vier weitere Statuen und kamen näher. Maria machte einen Rückzieher, stieß gegen Letti, und beide rannten so schnell sie konnten aus dem Gruselkabinett und warfen die Tür hinter sich ins Schloss. Letti stemmte die Schulter dagegen.
    » Die anderen Türen überprüfen!«, brüllte sie. » Wir müssen hier raus!«
    Mal öffnete die zu seiner rechten. » Totale Finsternis. Da sieht man nichts.«
    Letti hatte Mühe, die Tür zuzuhalten. Sie holte eine scharfe, metallene Röhre aus ihrer Tasche, die sie von dem Instrumentenwagen genommen hatte, und rammte sie gleich einem Riegel durch den Pfosten in die Tür. Das würde zwar nicht lange halten, war jedoch besser als nichts.
    Maria kontrollierte die letzte Tür. » Da ist eine Leiter. Los!«
    Mal und Letti eilten zu ihr. Die Leiter war aus altem, rostigem Metall und führte hinauf in die Dunkelheit. Mal erklomm sie zuerst. Für einen Mann mit nur einer Hand war er verdammt schnell. Maria folgte ihm.
    Marias provisorischer Riegel barst aus dem Türrahmen, und ein blutender und verdammt wütender George Washington kam herausgestolpert, gefolgt von einer großen, untersetzten Frau mit einem Hütchen auf dem Kopf.
    » Sie können nicht entkommen, Loretta«, rief Eleanor. » Kein Gast hat jemals das Hotel verlassen.«
    Letti spielte mit dem Gedanken, Eleanor anzugreifen und sie vielleicht als Geisel zu nehmen. Aber vier Giganten folgten ihr auf dem Fuß, und Letti blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls die Leiter hochzuklettern. Bei jeder neuen Sprosse erwartete sie, dass jemand sie an die Fessel griff und nach unten zog, doch nichts dergleichen geschah. Sie schienen nicht einmal Anstalten zu machen, ihr zu folgen.
    Als sie oben angekommen war, erkannte sie den Grund dafür. Die Leiter führte zu einer weiteren Tür, durch die man in den Aufenthaltsraum des Rushmore Inn gelangte, wo mehr als ein Dutzend Freaks bereits auf sie warteten.
    Felix rührte sich nicht. Selbst das Atmen oder auch nur ein Blinzeln verkniff er sich. Der Berglöwe stand kaum zwanzig Zentimeter von ihm entfernt. Die goldenen Augen starrten ihm direkt ins Gesicht. Die Raubkatze hatte die Ohren zurückgelegt, und das Biest brüllte ihn an und entblößte dabei seine dicken, scharfen Reißzähne.
    Ich bin gleich tot, und es gibt nichts, was ich dagegen tun kann.
    Aber Ronald wollte Felix nicht töten. Noch nicht.
    Erst hatte er vor, noch ein wenig mit seinem Fressen zu spielen.
    Eine Tatze schoss aus dem Dickicht und traf Felix am Kopf. Der Schlag warf ihn nach hinten, und er schrie auf und rollte zu Boden. Es machte ihm nichts mehr aus, wenn ihn jetzt jemand hörte. Er hatte keine Ahnung, wie viele Qualen ein Mensch ertragen konnte, ohne zu sterben, doch er wusste, dass er kurz vor dem Ende stand.
    Der Berglöwe sprang aus dem Gebüsch und landete neben Felix. Er verpasste ihm erneut einen Schlag und zerriss ihm das Hemd und die darunterliegende Haut.
    Felix versuchte fortzukriechen, aber Ronald versenkte seine Krallen in Felix’ Bein und zog ihn zu sich zurück. Panisch verstärkte

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