Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hotel

Das Hotel

Titel: Das Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
Art, die Wahrheit aus John herauszubekommen, ist, wenn ich ihn mir vorknöpfe.
    Felix schnappte sich die Pistole auf dem Armaturenbrett, öffnete die Tür und kletterte aus dem Pick-up. Er ging um die Ladefläche und schlug John mit dem Griff der Beretta auf den Knöchel. John schrie vor Angst auf.
    » Raus mit dir. Sofort.«
    » Tu mir nicht weh.«
    Felix schlug erneut zu – diesmal härter. John stöhnte und begann, ihm Zentimeter um Zentimeter entgegenzurobben. Felix ergriff die gefesselten Handgelenke des Riesen und half ihm von der Ladefläche auf die Beine.
    Es war kalt geworden, und die kühle Luft blies schmerzhaft in Felix’ Wunden. Johns Gesicht glänzte vor Schweiß und reflektierte das Licht aus Felix’ Badezimmerfenster. Er befreite John von dem Gummizug um die Knöchel und führte ihn zur Veranda, die eigentlich aus nichts anderem als einer Betonplatte mit zwei verwitterten Plastikstühlen bestand, die auf den Wald blickten. Er legte die Hand an den Knauf der Verandatür.
    Verschlossen.
    Felix blickte durch einen Spalt in den Vorhängen und sah Cameron auf dem Bett liegen. Er sah fern. Felix klopfte leise an die Tür und flüsterte: » Cam, ich bin’s. Mach auf.«
    Cam zuckte bei dem Geräusch zusammen, sprang auf und öffnete die Tür. Der jüngere Mann hatte sich bereits fürs Zubettgehen vorbereitet. Er trug ein T-Shirt und Boxershorts – und diese schwarzen Lederhandschuhe. Felix hatte Cam bisher nie ohne die Handschuhe gesehen, selbst in der glühenden Sommerhitze von West Virginia nicht, in der die Temperaturen auf über vierzig Grad anstiegen.
    » Du hast einen!«, meinte Cam, und seine Augen weiteten sich, als er John sah. Cams Stimme klang hoch und rau, fast so, als ob er nie die letzten Wochen der Pubertät erlebt hätte, obwohl er vor Kurzem seinen zwanzigsten Geburtstag gefeiert hatte. » Verdammt, Felix. Du bist ja voller Blut.«
    » Hol das Seil«, wies Felix ihn an.
    Cam gehorchte, und Felix führte den fügsamen John zu einem ramponierten Stuhl, der drohte, unter seinem Gewicht zusammenzubrechen. Cam kam mit einer Wäscheleine aus Nylon zurück und fesselte John an Oberkörper und Füßen an den Stuhl, während Felix den Jäger mit der Pistole in Schach hielt.
    » Oh, Mann, das darfst du nicht! Das wirst du bereuen«, sagte John.
    Cam trat einen Schritt zurück, überrascht über die Worte des Jägers.
    » Cam«, warnte Felix. Er kannte Cams bisherigen Leidensweg und wusste, dass er das Bevorstehende wahrscheinlich nicht so gut verkraften würde. » Vielleicht solltest du …«
    Cam holte aus und versetzte John einen harten Schlag ins Gesicht. Es hörte sich an, als ob ein Feuerwerkskörper in einer Abstellkammer hochging.
    » Wo ist meine Schwester, du Hurensohn?«
    Cam hob erneut die Hand, aber Felix ergriff seinen Arm und zuckte zusammen, als seine Wunden erneut schmerzten. Er blickte Cam in die Augen und sah ein wildes Feuer des Hasses darin lodern.
    Das ist keine gute Idee. Das ist eine ganz, ganz schlechte Idee.
    » Immer mit der Ruhe«, besänftigte ihn Felix und versuchte seine Stimme ruhig zu halten. » John will uns alles erzählen – nicht wahr, John?«
    John blickte auf den Boden und schwieg.
    » Weiß er, wo Maria ist?« Cam fasste nach Felix’ Unterarm und drückte zu. Er war überraschend stark angesichts seines schmächtigen Körperbaus.
    » Vielleicht.« Felix riss sich von ihm los. » Ich weiß es nicht.«
    Cam packte John an den Ohren und riss seinen Kopf hoch. » Wo ist sie? Wo ist meine Schwester?«
    » Du solltest mich besser loslassen.« John sah aus, als ob er jeden Moment zu weinen anfangen würde. » Ihr bekommt einen Riesenärger, wenn ihr mich nicht freilasst.«
    Cam starrte ihn an und schnitt eine Grimasse.
    War das ein Lächeln?
    » Kannst du zählen, du großer fetter Redneck?«, fragte Cam. » Denn ich zähle jetzt bis zehn. Und wenn du mir nicht sagst, wo Maria ist, bringe ich dich um.«
    Felix kam sich vor, als ob er einen Eimer Eis verschluckt hätte. Er wusste, warum Cam im Krankenhaus gewesen und wessen er bezichtigt worden war.
    Bezichtigt, aber man hatte es nie bewiesen.
    Und trotzdem hatte der Verdacht gereicht, ihn einweisen zu lassen.
    » Cam.« Felix räusperte sich. » Lass uns kurz ins andere Zimmer gehen und uns besprechen.«
    Cam ignorierte ihn und baute sich stattdessen hinter Johns Rücken auf. » Ich wette, du bist zu langsam und zu bescheuert, um mit den Fingern zu zählen – oder? Hier, ich helfe dir.«
    Johns Lippen fingen zu

Weitere Kostenlose Bücher