Das Hotel
hatte, würde Felix Cam einen Freischein geben, um ihm eine Antwort zu entlocken. Gewissensbisse könnte er sich erst erlauben, wenn John ausgepackt hatte.
Wenn John überhaupt auspackte.
» Ich hab’s«, verkündete Cam und schloss die Tür hinter sich. » Verdammt, das ist ein cooles Messer.«
Bei Cams Anblick fing John unkontrolliert zu heulen an, und Felix war beinahe so weit, mit einzustimmen.
Bleib stark. Es ist für Maria.
Cam stellte sich erneut hinter John auf.
» Nicht schneiden … Bitte nicht schneiden.«
» Ich will nur wissen, was mit meiner Verlobten passiert ist«, sagte Felix und zwang sich dazu, John scharf anzublicken.
» Er … Er wird mir die Finger abschneiden.«
» Nicht, wenn du mir die Wahrheit sagst. Wenn du mir die Wahrheit sagst, verspreche ich dir, dass er dich nicht verstümmelt. Er wird dir nicht mehr wehtun, wenn du mir alles erzählst.« Er beugte sich zu John herab und starrte ihm in die Augen. » Lebt Maria noch?«
Johns Lippen bebten, aber er sagte noch immer nichts.
Wie vorher das Mitleid stieg jetzt Wut in ihm auf, und die letzten Spuren von Vernunft verließen ihn, als er ausholte und John so hart wie nur möglich schlug.
» Verdammt! Sag es!«
Johns geflüsterte Worte waren die wichtigsten, die Felix jemals in seinem Leben gehört hatte.
» Ja. Deine Frau … sie lebt.«
Maria lässt sich von George aus der Zelle führen. Er ist einer der gewaltigsten ihrer Geiselnehmer, beinahe zwei Meter zehn groß, und einer der sadistischsten. Er ist nicht so deformiert wie die anderen, obwohl sein Kopf im Verhältnis zum Rest seines Körpers zu groß ist und die Arme zu lang sind, wie die eines Gorillas. Der elektrische Viehtreiber in seiner Hand dient sowohl zum Zeitvertreib als auch zur Überzeugungsarbeit.
Aber heute ist George nicht ganz bei der Sache. Er schnallt ihr den Ballknebel um, ohne ein Wort zu sagen, und bei dem Stoß, den er ihr mit dem Viehtreiber verpasst, bekommt sie keinen elektrischen Schock.
Er stülpt ihr den schwarzen Sack über den Kopf, packt sie am Ellenbogen und führt sie durch die unterirdischen Tunnel. Wie immer zählt Maria die Schritte. Die ersten Dutzend Male hatten sie sich noch vorgesehen und sie in die Irre geführt, indem sie Maria im Kreis gehen ließen, aber jetzt ist es zur Routine geworden, und nach genau einhundertfünfzig Schritten stehen sie vor der Tür.
Sie hört, wie diese sich öffnet, und spürt, wie George sie hineinstößt. Marias Beine wollen nicht. So grauenvoll ihre Gefangenschaft auch sein mag – die Aufenthalte in diesem Raum sind die schlimmsten. Was hier passiert, übersteigt Schmerz, übersteigt Übelkeit, übersteigt die übliche Verzweiflung an diesem Ort.
Was in diesem Raum passiert, ist pure Abscheulichkeit.
George stößt sie erneut, aber sie weigert sich immer noch. Sie weiß, was jetzt kommt, und bereitet sich innerlich auf die Schmerzen vor.
Aber der elektrische Schock bleibt aus. Stattdessen wird sie hinein geschoben. Sofort greifen etliche Hände nach ihr. Sie ziehen sie zum Stuhl und schnallen sie fest. Dann zieht man ihr den Sack vom Kopf, und Maria starrt in die Glubschaugen von Eleanor Roosevelt. Um sie herum steht eine Menagerie von Missgeburten. So gut wie alle sind versammelt. Verformt, verrenkt, grotesk, einige halb nackt, andere ganz. Sie bilden einen großen Kreis um Maria, grinsen sie an, sabbern, grunzen vor Erregung.
Eleanor hält einen Muffin in der Hand. In der Mitte steckt eine kleine Kerze im pinkfarbenen Zuckerguss.
» Ich wünsche dir einen schönen Jahrestag, Kind. Du bist jetzt seit einem Jahr bei uns.«
Während Maria die Worte verarbeitet, bläst Eleanor die Kerze aus. Die Freaks, wenigstens solche mit zwei Händen, beginnen zu klatschen. Sie schreien, pfeifen, kichern.
Maria schluchzt. Sie kämpft gegen die Fesseln an, kämpft mit letzter Kraft, obwohl sie jetzt weiß, dass Felix sie nicht retten wird, dass sie nie mehr lebend hier herauskommt, dass diese Monster sie aufbrauchen werden, bis nichts mehr von ihr übrig ist.
Maria beobachtet George, der ihr gegenübersitzt. Heute ist er an der Reihe, was offenbar der Grund für seine Trägheit ist. Sie blickt zu Jimmy. Seine Augen schielen vor sich hin, und der Buckel lugt unter dem Riss in dem schmutzigen Laborkittel hervor. Er steht hinter der Maschine und rollt sie zu ihr.
Maria schreit auf, als die Nadel zusticht.
Es dauerte sechs Minuten, bis Kelly das Interesse am Lincoln-Zimmer verlor. Dann legte sie sich aufs Bett
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