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Das Hotel

Das Hotel

Titel: Das Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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gewordenes Fleisch. Er hielt sich die Flasche Shampoo unter die Nase, schnupperte und musste sich beinahe übergeben.
    Das ist kein Shampoo. Das ist Blut. Altes und verrottetes Blut.
    Angeekelt fuhr er sich mit den Händen durch die Haare und versuchte, das Zeug von sich abzuwaschen. Er konnte kleine Klümpchen ertasten, die in seinen Haaren hingen. Mals Magen drehte sich um, und das Rebhuhn-Sandwich drängte nach oben. Er krümmte sich, atmete ein paarmal tief durch und sah, wie das geronnene, braune Blut in den Abguss floss. Dann stützte er sich mit einer Hand auf der Glasscheibe ab, wischte den Beschlag fort …
    … und sah, dass jemand im Badezimmer war.
    Überrascht richtete er sich auf, den Rücken zur Wand. Er starrte auf den dunklen Schatten. Die Person näherte sich. Sobald er den ersten Schock überwunden hatte, versuchte er klar zu denken.
    Konnte das Deb sein? Wollte sie vielleicht doch einen Gute-Nacht-Kuss?
    Oder ein anderer Gast, der sich im Zimmer geirrt hatte?
    War es Eleanor Roosevelts Sohn? Der mit dem Truck, der sie morgen früh in die Stadt fahren sollte?
    Oder vielleicht doch jemand, der ihm etwas anhaben wollte?
    Mal rief über das Rauschen der Dusche hinweg. » Wer ist da? Was wollen Sie?«
    Derjenige antwortete nicht. Er kam stattdessen bis zur Glasscheibe und wartete dort stumm.
    Verdammt, der Typ war riesig.
    » Wer zum Teufel sind Sie?«
    Der Riese antwortete nicht.
    Mals Puls begann zu rasen. Es kam ihm vor, als ob das Ganze jemand anderem passieren würde. Alles war so bizarr, so weit von der Realität entfernt, dass er sich nicht sicher war, wie er reagieren sollte. Die Tatsache, nackt zu sein, machte ihn noch verletzlicher.
    » Was wollen Sie?«
    Der Mann sagte kein Wort und starrte Mal weiterhin an.
    » Verschwinden Sie!«
    Wieder kam keine Antwort.
    Mal spürte, dass ihm jeden Moment die Beine den Dienst versagen würden. Er hatte schon die eine oder andere Konfrontation hinter sich gebracht. Raufereien in Kneipen mit Männern, die einen über den Durst getrunken hatten. Einen Faustkampf in der Schule, bei dem er sich ein blaues Auge eingefangen hatte.
    Das ist niemand, der sich im Zimmer geirrt hat. Das ist jemand, der mir etwas antun will.
    Mal hob die Hand und wischte den Dunstbeschlag von der Glasscheibe, sodass er das Gesicht des Mannes erkennen konnte.
    Gottverfluchte Scheiße! Das war kein Gesicht, das war – Die Duschkabinentür wurde aufgerissen, und der Gigant griff nach Mals Hals.
    Mal duckte sich und setzte zu einem Schlag an.
    Seine Faust landete mitten im Gesicht …
    … und versank in dem riesigen Loch zwischen Oberlippe und Nase.
    Mals Knöchel tauchten in eine warme, feuchte Masse – Rotz, Speichel oder beides. Erschrocken und angewidert zog er sie aus dem Wolfsrachen des Mannes zurück und wurde sofort gegen die Duschwand gedrängt.
    Der Gigant drückte ein feuchtes Handtuch in sein Gesicht. Als er einzuatmen versuchte, füllten sich seine Lungen und seine Nase mit einem Geruch, den er nur allzu gut kannte – aus seinen Tagen bei der Polizei, als er jugendliche Klebstoffschnüffler hochgenommen hatte.
    Äther. Er will, dass ich …
    Das war Mals letzter Gedanke, bevor er das Bewusstsein verlor.

Ich hätte ihn küssen sollen.
    Deb saß auf der Teddy-Roosevelt-Tagesdecke, starrte auf die Tür und wünschte sich, dass Mal anklopfte. Warum in aller Welt hatte sie ihn nicht geküsst? Als er sich endlich dazu durchgerungen hatte, diesen Schritt auf sie zuzutun, war ihr nichts Besseres eingefallen, als zu kneifen und ihn zweifellos zu demütigen.
    Er wird nicht klopfen. Er wird es nie wieder versuchen.
    Deb schloss die Augen, ließ sich aufs Bett fallen und stieß einen tiefen Seufzer aus.
    Ich kann zwar einen Triathlon absolvieren, aber nicht einmal einen Mann küssen, der mir gefällt. Jämmerlich.
    Sie dachte an Scott, ihren Ex. Er hatte monatelang geduldig auf ihre Genesung gewartet, und als sie endlich wieder versuchten, miteinander zu schlafen, hatte er es nicht geschafft. Ihre Wangen glühten, als sie daran dachte.
    » Es tut mir leid, Deb. Ich kann nicht.«
    » Warum, Scott? Ich bin noch dieselbe.«
    » Du bist … grotesk.«
    Mal schien diese Meinung nicht zu teilen. Deb hatte auch nicht den Eindruck, dass Mal irgendwelche Probleme im Bett haben würde.
    Gleichzeitig wusste sie, dass es bei ihr nicht so leicht ginge. Sie litt unter zahlreichen Problemen. Mit ihrem Körper, ihrer Beweglichkeit, ihrem Selbstvertrauen.
    Die Idee, dass jemand sie mit

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