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Das Hotel

Das Hotel

Titel: Das Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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betrachtete den kleinen Schnabel. » Rebhuhn.«
    » Huhn?«
    » Rebhuhn, aber es gackert nicht mehr.«
    Mal warf die Abfälle ihres Abendessens in den Mülleimer. Er richtete sich auf und blickte Deb an, aber sie schien seinen Witz nicht zu würdigen.
    Schade. Deb war sehr attraktiv, und wenn sie lächelte, war sie umwerfend. Bisher hatte er sie erst ein- oder zweimal zum Lächeln gebracht, obwohl er sein Bestes gegeben hatte. Sie war zu verschlossen – eine Tatsache, die ihm zu schaffen machte. Wenn sie sich etwas entspannen würde, stünde er in Gefahr, sich Hals über Kopf in sie zu verlieben. Aber er bezweifelte, dass sie ihn nahe genug an sich heranlassen würde.
    Also versuchte er seine Gefühle in Schach zu halten und den Umgang so professionell wie möglich zu gestalten. Aber selbst eine verschlossene Deb war eine interessante Deb, und er genoss ihre Nähe. Insgeheim suchte er bereits nach einer plausiblen Ausrede, um sie nach dem Interview wieder anrufen zu dürfen beziehungsweise zu müssen.
    » Was hältst du eigentlich von unserer Gastgeberin?«, fragte er und setzte sich. » Ich dachte schon daran, die Addams Family anzurufen, um zu sehen, ob ihnen vielleicht jemand abhandengekommen ist.«
    Debs Gesicht hellte sich minimal auf, sodass zumindest die Runzeln auf der Stirn verschwanden.
    » Du könntest auch das Weiße Haus anrufen. Das Interieur ist einfach irre.«
    » Ja, ohne Präsidenzfall.«
    Diesmal konnte Deb nicht umhin zu lächeln. Sie strahlte geradezu, und das ganze Zimmer leuchtete auf.
    » Vielen Dank, dass du das Rebhuhn-Sandwich mit mir geteilt hast, Mal. Ich werde mich jetzt aufs Ohr legen. Das war ein langer Tag.«
    Mal wollte sie nicht einfach so gehen lassen. Verzweifelt überlegte er, wie er sie mit einer Frage, etwas Persönlichem oder sogar einem Witz festhalten konnte.
    Dann sah er, wie sie ein Gähnen unterdrückte, aber trotzdem mit der Hand vor den Mund fuhr. Er sollte sie wohl besser schlafen lassen. Schließlich war sie es, die an dem Triathlon teilnehmen würde.
    » Ich komme mit hoch.«
    Ohne zu reden, stiegen sie die Treppe hinauf. Die Stille zwischen ihnen wirkte natürlich. Als sie vor Debs Tür standen, war Mal sich seiner Sache nicht mehr so sicher. Er kam sich vor, als ob er ein Date hatte und nicht wusste, ob er sie küssen sollte oder nicht. Deb schloss die Tür auf, drehte sich um und blickte ihn an. Für einen Sekundenbruchteil erkannte Mal das gleiche Verlangen in ihren Augen, das auch er verspürte.
    Soll ich es versuchen?
    Deb reichte ihm die Hand.
    Der Gute-Nacht-Händedruck. Igitt. Das ist ja schlimmer als ein kleiner Gute-Nacht-Kuss.
    » Es war sehr nett, mit Ihnen Bekanntschaft zu machen, Mr. Deiter.«
    Er schlug ein. » Es war mir auch ein Vergnügen, Ms. Novachek. Bis morgen also.«
    Weder Mal noch Deb machten Anstalten, ihre Hand zurückzuziehen. Sie blickte ihn mit großen Augen an, das Kinn nach oben geneigt, und sie sandte all die richtigen Signale aus. Mal riss sich zusammen und setzte alles auf eine Karte. Er lehnte sich vor, öffnete die Lippen und – bekam Haare in den Mund. Deb hatte sich bereits abgewandt.
    Sie verschwand in ihrem Zimmer, schloss die Tür hinter sich und ließ Mal wie einen Vollidioten stehen. Er erinnerte sich daran, was sie zuvor gesagt hatte:
    » Wie alt sind wir – zwölf?«
    Genauso fühlte er sich jetzt.
    Er kehrte in sein Zimmer zurück, in dem mehrere Dutzend Harry Trumans auf ihn warteten und ihn zur Begrüßung anstarrten. Sie schienen das Gleiche zu denken wie er.
    Das hast du sauber hingekriegt, Casanova.
    Mal ging ins Badezimmer, zog sich Hemd und Hose aus und pinkelte. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit der Dusche zu. Im Gegensatz zu dem Rest der Einrichtung, die im Psycho -Stil der sechziger Jahre gehalten war, stach sie in ihrer Modernität heraus. Sie war in eine Ecke eingelassen und hatte eine Glasscheibe als Wand, die vom Boden bis hin zur Decke reichte. Der Duschkopf war aus Chrom und brandneu.
    Mal drehte das Wasser auf und stellte sich unter den Strahl. Doch statt sauberen Nasses regnete eine rostfarbene Brühe auf ihn herab, die zu allem Überfluss nach Medizin roch. Aber der Druck war ordentlich, und das heiße Wasser fühlte sich trotzdem gut an. Er nahm die kleine Seifendose aus dem eingelassenen Regal, öffnete sie und entdeckte eine Flasche Shampoo. Mal drehte den Verschluss auf und hob sie über seinen Kopf.
    Dann schlug ihm der Geruch entgegen.
    Ein widerlicher Gestank nach Verwesung, wie schlecht

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