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Das Hotel

Das Hotel

Titel: Das Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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sie zum Schrank. Ihre nackten Knie stießen in schmerzhaftem Stakkato gegen die Holzdielen. Teddy rutschte unter dem Bett hervor und drückte sich auf dem Bauch entlang in ihre Richtung. Erst schnitt er ihr den Weg ab und hielt dann genau auf sie zu.
    Er war schnell und bewegte sich beinahe so rasch wie eine Schlange.
    Deb drehte sich, um seiner nach ihr tastenden Hand auszuweichen. Er hatte ihren Schenkel berührt, sie aber nicht zu fassen bekommen. Verzweifelt überlegte sie, wohin sie sich als Nächstes wenden konnte. Der Weg zum Schrank war keine Option mehr, es blieb also nur der Flur. Teddy kam ihr wie eine groteske, haarige Schlange immer näher.
    Das Bad? Zum Messer?
    Nein. Dann sitze ich in der Falle.
    Aber was bleibt mir sonst übrig?
    Meine Cheetahs. Er hat meine Cheetah-Prothesen.
    Vielleicht liegen sie noch unter dem Bett.
    Sie griff nach dem Pfosten, zog sich unter das Bett und bemerkte die zur Seite geschobenen Dielenbretter am Boden. Teddy fasste schon wieder nach ihr und erwischte sie diesmal kurz an ihrem Bein. Sie erhaschte einen kurzen Blick von ihm, wie er breit und hässlich grinste, und schlüpfte dann kopfüber durch die Luke.
    Sie fiel – ein fürchterliches, ihr wohlbekanntes Gefühl, das jeden Schmerz der Welt in seiner Furchtbarkeit übertraf. Aber ihre Angst dauerte nicht lange. Sie prallte nur einen halben Meter tiefer auf dem Boden auf. Dort holte sie erst einmal tief Luft und versuchte sich in der neuen Umgebung zu orientieren.
    Ich bin in einem Zwischenboden.
    Einige Meter von ihr entfernt flackerte ein schwaches Licht auf.
    Eine Kerze.
    Sie tastete in der Dunkelheit herum und erwischte erst eine Cheetah-Prothese und dann die andere. Plötzlich landete Teddy mit einem lauten Krachen neben ihr.
    Rasch holte sie mit einer Prothese aus und schwang sie durch die Luft wie eine Sense. Die Kante erwischte Teddy mitten in der Visage. Er schrie auf und fasste sich mit beiden Händen ins Gesicht. Sie schlug erneut zu. Sie wollte seine Fratze in Hackfleisch verwandeln, aber die Cheetah-Prothesen waren zu leicht, sodass sie nur oberflächliche Verletzungen verursachten.
    Also klemmte sie sich diese unter die Achseln und kroch in Richtung Kerze. Es war schwierig, und sie konnte sich nur seitlich vorwärtsschieben. Dabei atmete sie Staub und Spinnweben ein und musste sich immer wieder vorsehen, den Kopf nicht gegen den Balken zu stoßen.
    Teddy begann zu kichern. » Oh, dafür wirst du zahlen, kleines Ding. Das wird dich teuer zu stehen kommen.«
    Deb schlug mit der Handfläche auf die Kerze. Die Flamme ging aus. Die völlige Finsternis, die nun folgte, war erdrückend, und die Ungeheuerlichkeit der Situation, in der sie sich befand, kam ihr erst jetzt zu Bewusstsein und traf sie wie ein Vorschlaghammer.
    Ich stecke mit einer psychopathischen Missgeburt in einem finsteren Zwischenboden fest.
    Sie bekam plötzlich nicht mehr genügend Sauerstoff und begann zu keuchen.
    Ich bin zu laut. Er kann hören, wo ich bin.
    Deb presste sich die Hand über den Mund und versuchte, keinen Mucks von sich zu geben. Als sie sich sicher war, dass sie das Bewusstsein nicht verlieren würde, robbte sie so leise wie möglich weiter.
    Sie kam zwar nicht schnell voran, wollte aber unter keinen Umständen irgendwo anstoßen oder ein Geräusch verursachen.
    Als sie weit genug von der Kerze entfernt war, zog sie sich die Cheetahs über. Obwohl ihre Hände zitterten, zahlte sich ihre jahrelange Erfahrung in Wettkämpfen aus, und in weniger als dreißig Sekunden war sie einsatzbereit.
    Jetzt muss ich nur noch einen Ausgang finden.
    Deb hob die Hand über den Kopf und tastete vorsichtig an der Decke entlang. Sie fand einen Balken und folgte ihm der Länge nach, wobei sie sich hütete, einen Laut von sich zu geben.
    » Wo willst du hin, Debbie?«
    Teddy war nahe, verdammt nahe. Zu ihrer Rechten. Sie hielt den Atem an und lauschte.
    Sie hörte nichts.
    Entweder sitzt er einfach nur da, oder er kommt auf mich zu. Oder er bewegt sich fort von mir.
    Was also soll ich tun?
    Weitermachen. Ich darf nicht warten, bis er mich findet.
    Sie atmete langsam aus und robbte weiter.
    » Verstehe. Du willst spielen.« Teddy war ihr jetzt noch näher, beinahe nahe genug, um die Hand nach ihr ausstrecken und sie berühren zu können. » Verstecken spielen.«
    Sie wurde schneller und spürte, wie sich ein Schluchzer in ihr aufbaute.
    Ich darf nicht weinen. Immer schön Ruhe bewahren.
    » Ich liebe Spielchen.«
    Sie hielt abrupt inne.
    Scheiße.

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