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Das Hotel

Das Hotel

Titel: Das Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Arm.
    » Schlagt mich bewusstlos«, schrie Mal. » Um Himmels willen, schlagt mich einfach bewusstlos!«
    Dann fing Jimmy mit dem Schneiden an, und die Laute, die Mal von sich gab, hatten nichts mehr mit Worten gemein.
    Als Letti die Augen öffnete, hörte sie einen Mann schreien.
    Was geht hier vor sich?
    Sie blickte sich um und sah eine Zelle. Die Wände waren aus Beton, wie in einem unverputzten Keller. Dazu Erdboden und nichts außer einer Wasserpumpe und einem schmutzigen Plastikeimer.
    Sie setzte sich benommen auf. » Kelly? Florence? Seid ihr auch da?«
    » Mom!«
    » Kelly!«
    Letti stürzte auf die Metalltür zu, doch sie war verschlossen.
    » Kelly! Wie geht es dir?«
    » Mom, wir müssen ruhig sein.«
    » Kelly, was ist denn …«
    » Bitte, Mom. Red nicht mehr! Die tun einem weh, wenn man redet!«
    Ihre Tochter hörte sich an, als ob sie jeden Moment vor Angst durchdrehen würde. Das war durchaus verständlich, wenn sie sich in einer ähnlichen Zelle wie der von Letti befand.
    Die Schreie wurden immer schriller, bis sie sich zu einer einzigen hohen Note vereinten, die bei Letti Schmerzen in den Backenzähnen verursachte.
    Was tun sie ihm bloß an?
    » Kelly, tapfer bleiben. Ich regele das schon«, versuchte sie ihre Tochter zu beruhigen.
    Dann trat sie von der Tür zurück. Sie sah extrem solide aus, war allerdings alt. Letti konnte aus der Hocke knappe zweihundertfünfzig Kilo stemmen – insbesondere wenn sich Kelly in Gefahr befand. Davon war sie jetzt überzeugt. Sie trat also einen weiteren Schritt zurück, vergegenwärtigte sich noch einmal die Situation und trat dann mit voller Wucht und bloßem Fuß gegen das Metall.
    Es schepperte ein wenig, und Letti fuhr es bis ins Steißbein.
    Dann trat sie erneut zu.
    Und noch mal.
    Und noch mal.
    Und noch mal.
    Und noch mal.
    Und noch mal.
    Die Tür gab nicht nach. Doch auch Letti ließ nicht locker. Nach einer Weile musste sie ihrem Bein eine kleine Pause gönnen und entschied sich, die Tür stattdessen mit der Schulter anzugehen.
    Doch plötzlich ging sie auf.
    Vor ihr stand ein Riese in gepolsterter Montur. Letti hatte noch nie einen so großen Mann gesehen. Er überragte sie um gute dreißig Zentimeter. Aus dem American-Football-Helm, den er trug, quollen lange graue Strähnen.
    Letti senkte eine Schulter und rannte auf ihn zu. Sie zielte auf seine Taille und grunzte zufrieden, als sie ihn ein paar Schritte nach hinten zu drängen vermochte.
    Nur noch ein bisschen, und wir sind im Gang. Dann …
    Plötzlich spürte sie einen Messerstich zwischen ihren Schulterblättern.
    Sie fiel vornüber und schrie vor Schmerzen auf. Dann brach der Schmerz abrupt ab. Jetzt wusste sie, dass es kein Messer war, sondern der Riese sie mit irgendetwas am Nacken auf dem Boden hielt.
    Letti drehte den Hals und sah einen Stock in seinen Händen, aus dessen Ende blaue Funken auf sie übersprangen.
    Ein Viehtreiber.
    » Du bist eine Kämpferin«, sagte der Riese. Seine Stimme klang wie ein Steak, das in der Pfanne brutzelte. » Ich mag Kämpferinnen.«
    Er verpasste ihr einen weiteren Schlag. Letti biss die Zähne zusammen. Sie weigerte sich, laut aufzuschreien und wollte nicht, dass Kelly ihren Schmerz hörte.
    Endlich brach es ab. Sie konnte die Verbrennung auf ihrem Rückgrat spüren. Der Riese beugte sich zu ihr hinunter und presste sein Knie auf ihren Nacken, sodass ihr Gesicht fest in die Erde gedrückt wurde.
    » Von jetzt ab herrscht hier Stille«, knurrte er. » Sonst ramme ich dir das Ding dorthin, wo es wirklich unangenehm wird.«
    Letti war aufgebracht und wütend, verspürte jedoch keinerlei Angst.
    » Ich bringe dich um, wenn du meine Tochter auch nur anfasst …«
    Der Gigant lachte auf. » Deine Tochter anrühren? He, kleine Lady, ich werde dich und deine Tochter benutzen, bis nichts mehr von euch übrig ist. Der alte Millard wird euch Dinge zeigen, von denen ihr noch nicht einmal geträumt habt. Ihr werdet beide Mütter meiner Kinder.«
    Mit seiner freien Hand kratzte er etwas Erde vom Boden und stopfte sie zwischen Lettis Lippen.
    » Ihr gehört jetzt mir«, sagte er. » Und mit allem, was mir gehört, kann ich machen, was ich will. Und jetzt halt dein Maul. Ich muss noch etwas erledigen.«
    Millard nahm das Knie von ihrem Nacken – derart überzeugt von seiner Überlegenheit, dass er Letti den Rücken zudrehte. Dann verließ er die Zelle und schloss hinter sich ab.
    Letti setzte sich auf, spuckte die Erde aus und entspannte ihre Fäuste.
    » Eine Chance,

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