Das Hotel
geschützt.
Maria schaute auf ihren Viehtreiber und wusste, dass er nutzlos war.
Ich kann nicht gegen ihn kämpfen. Ich muss fliehen.
Millard hob den Arm, an dem ein sechzig Kilo schwerer Hund hing und nicht loslassen wollte. Der Gigant schlug mit der freien Hand auf JD s Brustkasten ein, doch der Hund ließ immer noch nicht von ihm ab.
Maria rannte auf die beiden zu und hielt den Viehtreiber vor sich wie ein Schwert, ehe sie ihn gegen das Metallgitter von Millards Helm schlug.
Funken sprühten. Millard schlug ihr den Viehtreiber aus der Hand, wankte und gab die Tür frei.
» JD ! Komm!«
Sofort ließ der Hund von Millards Arm ab und eilte rasch durch den Spalt, ehe Maria die Tür von außen zuschlug. Sie konnte es kaum fassen, als sie den Schlüssel samt Schlüsselring noch im Schloss stecken sah. Der Ronald-Anzug hatte wohl keine Taschen. Sie drehte den Schlüssel um und wich dann vorsichtig ein paar Schritte zurück.
Die Tür wackelte, öffnete sich jedoch nicht. Millard war eingeschlossen.
» Gute Arbeit, JD . JD ?«
Maria schaute sich um. Der Hund war verschwunden.
» JD !«, rief sie aus. » Bei Fuß!«
Wirre Gedanken gingen ihr durch den Kopf.
Habe ich ihn bei Millard gelassen?
Nein, er ist durch den Spalt geschlüpft.
Aber wo ist er?
» JD !«
Maria hatte die Gänge hier unten noch nie gesehen. Man hatte ihr stets einen Sack über den Kopf gestülpt, ehe sie aus der Zelle geholt wurde. Die Wände waren aus Stein und Beton und begannen bereits zu bröckeln, so alt waren sie. Der Boden bestand aus nichts als festgetretener Erde, und das Ganze wurde von nackten Glühbirnen erhellt, die an Verlängerungskabeln hingen. Der Flur glich einem Tunnel und wand sich mal nach links und mal nach rechts.
» JD !«, rief Maria erneut. Sie wusste, dass sie bald einen Nervenzusammenbruch erleiden würde. Mit dem Blut dieser Missgeburten in ihrem Körper würde sie auch bald physisch am Ende sein. Dennoch. Sie musste durchhalten und stark sein. Das war ihre einzige Chance, und sie musste sie mit beiden Händen ergreifen.
» JD !«, rief sie beinahe beschwörend, als ob ihn ihr flehender Ton zurückbringen würde.
» Wer ruft da nach meinem Hund?«
Das war eine Frauenstimme und kam vom anderen Ende des Korridors. Maria ging langsam voran, während sie nach verdächtigen Geräuschen lauschte und sich immer wieder umschaute. Als sie um eine Kurve ging, entdeckte sie den Hund, wie er an einer Zellentür kratzte.
» JD ! Guter Junge!« Sie tätschelte ihm den Kopf.
» Wer ist da?«
» Ich bin Maria«, erwiderte sie. » Ist JD Ihr Hund?«
» Ja. Und wer sind Sie?«
» Ich bin eine Gefangene, genau wie Sie. Warten Sie, ich muss den richtigen Schlüssel finden.«
Maria fummelte mit Millards Schlüsselbund herum und fand beim dritten Versuch den richtigen Schlüssel für Lettis Zelle. Sobald sie die Tür einen Spalt geöffnet hatte, sprang der Hund in die Zelle und auf die groß gewachsene und muskulöse Frau zu. Sie war zwar schmutzig, doch Maria wusste auf den ersten Blick, dass sie noch relativ neu hier war.
» Ich schulde Ihrem Hund das eine oder andere Steak. Er hat mir …«
» Sind das die Schlüssel?«
Maria nickte. Die Frau sprang auf, schnappte sich den Bund und eilte an ihr vorbei aus der Tür.
» So warten Sie doch«, rief Maria ihr hinterher. » Wir müssen reden.«
» Ich muss erst meine Tochter finden. Sie steckt auch in einer dieser Zellen.«
» Wir finden sie«, erwiderte Maria. » Aber Sie müssen wissen, womit Sie es hier zu tun haben.«
» Ich weiß sehr gut, was hier vor sich geht. Ein paar kranke Missgeburten. Kelly! Kannst du mich hören?«
» Mom!«
Kellys Mutter eilte zur nächsten Zelle und fummelte an dem Schlüsselbund herum.
» Wo ist der richtige Schlüssel? Wo ist der verdammte Schlüssel?«
Maria legte der Frau die Hand auf die Schulter. » Lady, Sie müssen sich beruhigen.«
» Beruhigen? Wissen Sie, was diese kranken Schweine mit uns angestellt haben?«
Maria fasste nach dem Schlüsselbund. » Sehen Sie mich an. Ich bin jetzt seit einem Jahr hier. Ich weiß, wozu diese Leute fähig sind. Und wenn Sie mir nicht zuhören, kommen wir hier nicht lebend raus.«
Die Frau erweckte den Anschein, als wollte sie Maria am liebsten einen Schlag ins Gesicht verpassen. Maria überlegte, wie sie dann reagieren sollte.
Doch es kam kein Schlag. Stattdessen beruhigte sich die Frau ein wenig. » Ich bin Letti. Vielen Dank, dass Sie meine Tür geöffnet haben. Könnten Sie mir
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