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Das Hotel

Das Hotel

Titel: Das Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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beinahe so schlimm war wie das Skalpell im Bein.
    Mal schluckte. Die Angst durfte jetzt nicht die Oberhand gewinnen. » Wenn Sie Geld haben wollen … »
    » Ach, wir haben genügend Geld, Mr. Deiter. Dennoch vielen Dank.«
    » Benutze blutstillendes Mittel auf der Wunde«, sagte Jimmy. Mal beobachtete, wie er ein wenig weißes Pulver aus der Schüssel nahm, um es auf die Wunde in seinem Oberschenkel zu streuen.
    » Du Huren… » , murmelte Mal, hielt jedoch inne, ehe er Sohn sagte.
    » Selbstbeherrschung«, stellte Eleanor fest, während sie sich einen Mundschutz umband. » Das mag ich an einem Mann.«
    » Was wollen Sie von mir?«, fragte er durch zusammengebissene Zähne.
    » Was ich will, Mr. Deiter, ist genau das, was ich schon vor vierzig Jahren wollte, als sich mein ältester Sohn George in meiner Gebärmutter geregt hat.« Sie beugte sich zu ihm hinab. » Ich will, dass einer meiner Söhne Präsident der Vereinigten Staaten wird.«
    Bei Mal fiel der Groschen. Das war kein normales Kidnapping. Sie wollten ihn nicht einschüchtern. Eleanor war nicht nur ein wenig exzentrisch. Sie hatte komplett den Verstand verloren.
    » In den Adern aller dreiundvierzig Präsidenten fließt königliches Blut«, erklärte Eleanor. » Genau wie in den Adern meiner Familie, Mr. Deiter. Wir sind Roosevelts. Und eines Tages wird ein weiterer Roosevelt im Oval Office sitzen.«
    Mal riss so hart er konnte an den Riemen, doch sie gaben keinen Deut nach.
    » Wussten Sie, dass der Begriff Blaues Blut daher kommt, dass der Adel eine blassere Haut besaß, sodass die blauen Venen deutlicher sichtbar waren?«, fragte Eleanor. » Während mich meine königliche Abstammung genetisch über Ihnen platziert, bringt diese Reinheit doch diverse Komplikationen mit sich. Anämie und Hämophilie sind nur zwei davon. Dazu kommen Robbengliedrigkeit, Fehlen von Extremitäten oder Amelie, Porphyrie, Pigmentmangel, Rückgratverkrümmung, Haarmangel und Thrombopenie.«
    Und Wahnsinn , fügte Mal im Stillen hinzu.
    » Diese Beschwerden haben die königlichen Familien seit Generationen heimgesucht. Meine Söhne tragen dieses Kreuz mit einer bewundernswerten Leichtigkeit, wie man es sich vom Adel wünscht, aber sie benötigen regelmäßige Bluttransfusionen, um gesund zu bleiben. Nun kann man sich nicht eben literweise Blut beim Apotheker holen, Mr. Deiter. Insbesondere die seltene Blutgruppe, die wir brauchen. Sobald einer meiner Söhne Präsident wird, werden wir zweifelsohne freien Zugang zu den Blutbanken der Nation haben. In der Zwischenzeit gibt es allerdings nur eine Möglichkeit, wie wir uns Blut beschaffen können. Wir müssen es uns selber holen.«
    » Sie wollen mein Blut«, schloss Mal.
    » Oh, nein, Mr. Deiter. Ihre Freundin Deborah hat die Blutgruppe, die wir benötigen. Ihr Blut ist für uns nutzlos. Doch Sie sind trotzdem nicht umsonst hier. Mein Sohn Jimmy zeigt leider keinerlei politischen Ehrgeiz. Aber vielleicht wird eines Tages ein großer Arzt aus ihm. Das ist ebenfalls eine ehrenwerte Aufgabe, die allerdings viel Übung erfordert.«
    Jimmy hielt seine Fratze direkt vor Mals Gesicht. Seine Augen waren blutunterlaufen.
    » Heute werde ich wieder einmal eine Amputation vornehmen. Fangen wir doch mit Ihrer linken Hand an.«
    Das erste Mal in seinem Erwachsenendasein wollte Mal flehend wimmern. Stattdessen brachte er nur ein klägliches » Bitte nicht« heraus.
    » Sie sind ein kräftig gebauter Mann, Mr. Deiter«, sagte Eleanor. » Jimmys Patienten überleben normalerweise nicht mehr als vier oder fünf Operationen. Der Rekord liegt bei neun. Doch ich wette, dass ein so gesundes, junges Exemplar wie Sie ihn einstellen könnte.«
    Jimmy schnappte sich die Bügelsäge auf dem Wägelchen mit den Geräten. » Es tut mir aufrichtig leid, aber wir haben keine Betäubungsmittel.«
    Jimmy zog sich den Mundschutz über die Nase und stopfte sich etwas in die Ohren. Eleanor folgte seinem Beispiel.
    Ohrenstöpsel. Damit sie meine Schreie nicht hören.
    » Bitte«, flehte Mal erneut, obwohl sie ihn nicht mehr vernahmen. » Bitte tun Sie es nicht.«
    » Brav deine Handschuhe anziehen, Jimmy!«, kreischte Eleanor. » Wir wollen doch nicht, dass du dich aus Versehen verletzt!«
    Jimmy nickte und zog sich ein Paar mit altem Blut verkrustete Bratröhrenfäustlinge über. Dann nahm er erneut das Skalpell, obwohl er kaum mehr imstande war, es zu halten. Eleanor richtete den Camcorder auf die Szene vor sich.
    » Bitte …«
    Die Schneide berührte Mals

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