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Das Hotel

Das Hotel

Titel: Das Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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eine Leuchtfackel entzündet.
    Der rote Schein beleuchtete seine deformierte Fratze. Die rechte Seite seines Gesichts war doppelt so groß wie die linke, was sein Maul in unnatürliche Breite zog. Ulysses sah aus, als ob er eine ganze Orange ohne Probleme am Stück herunterschlucken konnte.
    Felix starrte auf den Riesen. Er konnte nichts tun, während Ulysses auf ihn zu stapfte. Noch drei Schritte …
    Zwei Schritte …
    Einen Schritt.
    Bitte. Oh, nein, bitte tritt nicht auf …
    MEINE HAND !
    Ulysses’ Arbeitsstiefel stand direkt auf Felix’ zermalmter Hand und löste bei ihm solche Schmerzen aus, dass er den Ast in seinem Mund beinahe durchbiss.
    » Du hast eine Beule in meinen Abschleppwagen gemacht!«, brüllte Ulysses und starrte in den Wald hinein.
    Steig endlich von meiner Hand! Runter mit dir!
    » Wenn ich dich finde, werde ich den Abschleppwagen mit deinem Schädel ausbeulen!«
    RUNTERRUNTERRUNTERRUNTERRUNTER !!!
    Ulysses hustete und spuckte dann zu Boden. Er traf Felix auf die Wange. Dieser schloss die Augen und spürte, wie der Speichel zu seinem Ohr hinabfloss. Er wusste, dass er es nicht viel länger aushalten würde, ehe er aufschrie.
    Plötzlich drehte sich Ulysses um und stapfte in den Wald hinein. Der rote Schein der Leuchtfackel wurde schwächer und verschwand schließlich in der Dunkelheit.
    Mit ungeheurer Anstrengung raffte Felix sich auf die Knie und steckte das Handy mit Daumen und kleinem Finger zurück in die Hosentasche.
    Das Hotel. Ich muss zurück zum Hotel und Maria finden.
    Doch mit seinen zermalmten Händen wusste er, dass er so gut wie nutzlos war. Er konnte nicht einmal eine Waffe halten oder eine Tür öffnen.
    Sind meine Finger gebrochen oder nur ausgerenkt?
    Im Mondlicht blinzelnd nahm er seine Hand genauer in Augenschein. Die unnatürlichen Verbiegungen lagen an den Knöcheln, nicht inmitten der Knochen. Und aus einem unerfindlichen Grund sahen zwei Finger, auf denen Ulysses herumgetrampelt war, besser aus als zuvor.
    Vielleicht kann ich sie alle wieder hinbiegen.
    Er hob die rechte Hand zu seinem Mund.
    Jetzt nur noch zubeißen, und der Rest sollte von selber geschehen.
    Aber Felix biss nicht zu. Auf der Liste von Dingen, die er nie im Leben tun wollte, stand Meine Finger wieder einrenken nur knapp unter Benzin über den Kopf gießen und anzünden .
    Mach schon.
    Felix rührte keinen Knochen.
    Mach schon! Tu es für Maria!
    Er biss zu und zog rasch den Arm nach unten.
    KNACK !
    Er schluchzte, und sein ganzer Körper erbebte, aber seinem Zeigefinger schien es tatsächlich besser zu gehen. Er war sogar halb funktionstüchtig.
    Nur noch drei.
    Er hob die linke Hand zu seinem Gesicht, als er plötzlich ein Glühwürmchen in einem Busch sah. Es leuchtete orange. Dann bemerkte er, dass nur wenige Zentimeter daneben ein weiteres Glühwürmchen schwirrte.
    Und dann blinzelten sie, und Felix wusste, dass es sich nicht um Glühwürmchen handelte.
    Er blickte in die Augen des Berglöwen.
    Deb zögerte keinen Augenblick. Mit dem Klappmesser hackte sie auf den Hals des Siamesischen Zwillings ein und schnitt durch Knorpel und Fleisch, bis sie auf Knochen traf. Endlich ließen sie von ihr ab, während Fontänen von Blut durch den Raum spritzten.
    Sie krochen zum Bett und lehnten sich dagegen. Sie teilten sich ein Paar Beine, verzweigten sich dann aber brustaufwärts. Ein erbärmliches, unterentwickeltes Ärmchen ragte kurz unter der Spaltung aus dem Brustbein hervor. Der linke Kopf hing leblos herunter, die Augen nach oben gerollt. Der linke Arm war ähnlich schlaff.
    » Andrew?«, fragte der andere Kopf und starrte auf seinen toten Zwilling. » Was ist los, Andrew?«
    Er gab dem schlaffen Kopf einen Klaps, dann noch einen und noch einen. Deb gaffte das fürchterliche Schauspiel an, das sich ihr bot – es war zu viel für sie. Sie schlich fort, blieb allerdings mit ihrer Prothese an der Tasche hängen, die noch im Schrank lag.
    » Du hast Andrew umgebracht!«, brüllte der rechte Zwilling und versuchte sich auf Deb zu stürzen. Doch er hatte nur noch Kontrolle über die Hälfte seines Körpers. Als er sich schwerfällig durch das Zimmer schleppte, kroch Deb zur nächsten Wand und raffte sich auf.
    Das Blut durchnässte ihren Pulli, und der Gestank ließ sie würgen. Sie zog ihn aus, sodass sie nur noch in T-Shirt und Shorts dastand, und rannte dann zum Flur. Sie wollte nur noch raus, so weit weg von diesem Haus wie irgend möglich. Aber sie würde Mal nicht im Stich lassen, und sie war sich

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