Das Hotel
und schaute hinab.
Deb und ein Mann lagen im Parterre. Um sie herum breitete sich eine Blutlache aus. Keiner der beiden bewegte sich.
Dann hörte sie, wie sich eine Tür öffnete, gefolgt von vielen anderen.
Langsam drehte sie sich um und sah, dass sie von Freaks umzingelt war.
JD stürmte durch die Tür, und Kelly folgte ihm. Der Gestank schlug ihr ins Gesicht. Es roch faulig, nach Verwesung. Es erinnerte sie an den Tag, an dem sie den Müll hinausgetragen hatte, der Beutel geplatzt und ihr plötzlich sieben Tage altes Hähnchen auf die Füße geregnet war.
Hier verwest was.
Aber Kelly konnte nichts sehen. Im Gegensatz zu den anderen Räumen in diesem Keller gab es hier keine Glühbirne.
Dann schloss sich die Tür hinter ihr, sodass auch das wenige Licht, das durch den Türspalt hereingekrochen war, erlosch.
» JD ?«
Der Hund kam nicht. Kelly tat ein paar Schritte in den Raum, die Arme ausgestreckt, um sich in der Dunkelheit nicht den Kopf zu stoßen.
Ihre Finger berührten etwas.
Etwas Feuchtes.
Sie zuckte zurück, und starke Arme legten sich von hinten um sie. Ehe sie aufschreien konnte, ertönte eine Stimme: » Kelly?«
» Cam?«
Kelly hatte noch immer Angst, aber er legte seine Hände auf ihre Schultern, und das fühlte sich gut an. Sie spürte, wie es sie wärmte. Sie hatte inzwischen beschlossen, ihn einfach auch zu duzen.
Er ist viel zu alt für mich. Der ist doch mindestens neunzehn oder zwanzig.
Süß ist er trotzdem. Und ich bin beinahe ein Teenager.
» Ich finde JD nicht«, erklärte Kelly und versuchte, stark zu klingen.
» Einen Augenblick. Ich habe ein Feuerzeug in der Tasche.«
Vor Kelly erschien eine kleine Flamme, und sie sah Cams ausgestreckten Arm und …
» Oh, wow …«
Der Raum war mit Koffern gefüllt, einem ganzen Haufen von Koffern. Sie waren bis zur Decke gestapelt. Manche sahen uralt aus und waren bereits von Schimmel befallen. Andere schienen funkelnagelneu zu sein.
» Wie viele sind das?«, fragte Kelly.
» Keine Ahnung. Hunderte.«
» Meinst du …« Kelly vollendete die Frage nicht. Sie wollte den Gedanken nicht weiterverfolgen.
» Genau. Jeder von denen gehörte jemandem, der von diesen Psychopathen ermordet wurde.«
Kelly erzitterte. » Mir gefällt das alles nicht. Wir müssen meinen Hund finden. Er ist hier reingerannt.«
» Ich weiß. Ich habe dich gesehen und bin gleich hinterher …«
Die Flamme erlosch, und Kelly presste sich enger an Cam.
» Tut mir leid«, sagte er und machte das Feuerzeug wieder an. » Mir ist der Daumen ausgerutscht. Schauen wir doch mal, was hinter dem Haufen da steckt.«
Cam ging an Kelly vorbei. Es gefiel ihr nicht, dass er sie nicht mehr festhielt, und sie folgte ihm dicht auf den Fersen. Die Flamme warf wilde, tanzende Schatten und verlieh dem riesigen Stapel ein unheimliches Leben.
Sie bogen um eine Ecke. Der Gestank wurde schlimmer. Kelly presste ihre Hand auf Mund und Nase.
» Was ist das für ein …«
Die Flamme erlosch erneut.
» Kelly«, sagte Cam. » Ich will, dass du mir einen Gefallen tust, okay?«
Kelly mochte seinen Tonfall überhaupt nicht. Er klang irgendwie verängstigt. » Was denn?«
» Nimm meine Hand und schließ die Augen.«
» Warum, Cam? Was ist …«
» Vertrau mir einfach. Das willst du nicht sehen. Halt einfach die Augen geschlossen, bis ich sage, dass alles wieder in Ordnung ist.«
» Cam, du machst mir Angst.«
» Mach schon. Bitte.«
Nach den Ereignissen der letzten Stunden glaubte Kelly, dass es kaum noch etwas gab, was ihre Angst steigern könnte. Aber als Cam » Bitte« sagte, gab sie auf.
Außerdem kann ich Händchen mit ihm halten.
» Okay.«
Kelly schloss die Augen, und Cams behandschuhte Hand umfasste ihre. Langsam gingen sie vorwärts, und der Gestank wurde immer schlimmer. Cam würgte, und Kelly hielt sich ihr Hemd vor den Mund.
Was zum Teufel kann derart stinken?
» Wir sollten zurück zu Mom«, brachte Kelly hervor und bereute sofort, den Mund geöffnet zu haben. Jetzt konnte sie den Geruch sogar schmecken.
» Das werden wir gleich. Allerdings spüre ich einen Luftzug vor uns. Das könnte der Ausgang sein. Oh!«
Cam ließ sie los, und plötzlich stand Kelly mutterseelenallein da. Sie öffnete die Augen.
» Cam?«
» Ich bin nur gestolpert, Kelly. Mach lieber die Augen wieder zu.«
Kelly gehorchte diesmal nicht, und als das Licht wieder aufflammte, sah sie, worüber Cam gestolpert war.
Eine Leiche. Der ganze Raum war voller Leichen.
» Kelly!«, rief
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