Das Hotelbett
Reiz.
MITTWOCH
Olle erwachte lange vordem ersten Hahnenschrei. Zuerst war er tief verwundert über die Tatsache, daß er auf dem Teppich vor dem Bett saß, mit dem Kopf an die Matratze gelegt. Dann erinnerte er sich, daß Brita bei ihm gewesen war und daß er in dieser Stellung nach dem wundervollen Fick mit ihr eingeschlafen war.
Er rieb sich die Augen und sah auf das Bett hinauf. Das Mondlicht enthüllte, daß es leer war. Brita war erwacht und weggegangen, ohne ihn zu wecken.
Die Uhr wies auf halb drei nachts. Er trat ans Fenster und blickte hinaus. Weit weg am östlichen Horizont zeigte sich ein rotweißer Streifen. Bald würde es dämmern, und die Sonne würde auf der andern Seite des Wassers wieder aufsteigen.
Er zündete die Lampe über dem Schreibtisch an und setzte sich nieder, um zu arbeiten. Er kümmerte sich nicht darum, daß er nackt war. Doch als er das durchdringende Geknatter der Schreibmaschine hörte, wurde ihm klar, daß er alle übrigen Gäste der Pension wecken würde, wenn er nicht etwas dagegen tat.
Er ging zum Bett hin und nahm die Überdecke herunter. Mit dieser mächte er, indem er sie zusammenlegte, eine ausgezeichnete Unterlage. Er legte sie unter die Schreibmaschine und tippte drauflos. Das Geräusch klang nun viel gedämpfter.
Olle Baggenfeldt, alias Wilkins Stake, schuftete im Schweiße seines Angesichts. Zwischendurch stand er vom Stuhl auf, raufte sich die Haare, um die treffenden Formulierungen zu finden, und wenn er sie gefunden hatte, setzte er sich wieder und brachte sie zu Papier.
Er arbeitete bis halb sieben. Während die Sonne ihm in die Augen schien, warf er sich aufs Bett und schlief zufrieden ein.
Als er später am Tag erwachte, sah er das Frühstückstablett wie gewohnt am Nachttisch stehen. Die Teekanne war mit einer Hülle überdeckt und der Inhalt noch einigermaßen lau. Er trank seinen Tee und seine Milch, aß ein mit Käse belegtes Brot und fragte sich gleichzeitig, ob Elsalill und die Wirtin ihn denn nicht mehr besuchten und warum sie sich so zurückhaltend benahmen. Es wäre ja für sie möglich gewesen, ihn zu wecken, meinte er, und so unbegabt war er wohl nicht im Bett, daß einmal für sie genug war.
Oder war er das vielleicht?
Belastet von solchen Grübeleien kleidete er sich an und ging hinunter, um die erste Tasse Kaffee des Tages zu trinken. Auf dem Weg hinunter schoß ihm ein Gedanke durch den Kopf. Deshalb ging er zur Küchentür und blickte hinein. Eine Köchin sah ihn verwundert an. Man war offenbar nicht daran gewöhnt, daß die Gäste das Allerheiligste des Hotels besuchten.
»Jaha?« sagte die Köchin. »Was wünschen Sie denn hier?«
Sie schien schlechter Laune zu sein, glaubte vielleicht, er sei gekommen, um etwas zu beanstanden.
»Hm, ja«, antwortete Olle. »Ich suche ein Mädchen, das die Zimmer versorgt. Sie heißt Elsalill. Ich habe keine Ahnung, wie ihr Nachname ist.«
»Elsalill?« antwortete die Köchin und zog die Augenbrauen hoch, während sie gleichzeitig intensiv nachdachte. »Elsalill? Wir haben keine hier, die Elsalill heißt, nein, das haben wir nicht! Aber gehen Sie und reden Sie mit der Hausvorsteherin. Die dürfte wissen, wie die Angestellten heißen, nehme ich an! Ich weiß es nicht, und ein Auskunftsbüro bin ich auch nicht. Außerdem habe ich zu tun. Gehn Sie dort hinein, die Hausvorsteherin sitzt drin!«
Sie deutete auf eine Tür, die in ein kleineres Kontor führte, in dem eine fast durchscheinend dünne Dame im Alter von etwa fünfundsechzig Jahren saß. Sie hatte weißes Haar und eine große Hornbrille.
»Entschuldigung«, sagte Olle, als er hereinkam. »Ich möchte die Wirtin ... das heißt die Hausvorsteherin sprechen, aber sie ist vielleicht nicht . ..«
Sie sah ihn über den Rand der Brille scharf an.
»Die Hausvorsteherin bin ich«, erklärte sie. »Eine Wirtin haben wir hier nicht. Womit kann ich Ihnen dienen?«
Olle begann zu stammeln, und es dauerte eine ganze Weile, bis es ihm glückte, sich verständlich zu machen. Dann fragte er, ob sie möglicherweise neu angestellt sei. Sie sah deutlich beleidigt aus.
»Ich habe im Hotel Sonnenheim seit zweiundzwanzig Jahren gearbeitet!« sagte sie und schnupfte mit der spitzigen Nase. »Bitte nehmen Sie das zur Kenntnis!«
Olle war völlig konsterniert. Er versuchte, Elsalill und die Frau, die bei ihm in seinem Zimmer gewesen waren, zu beschreiben und erklärte, daß Elsalill ein Zimmermädchen sei und daß die Frau sich als Wirtin bezeichnet hatte, aber es
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