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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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erblicken. Wir hatten aber selten Gäste, die nachsahen, was im Kühlschrank war, und wir tranken nie Mispelsaft.
    Ich brachte zwei hohe Gläser mit klirrenden Eiswürfeln in den Garten, nachdem ich dem Drang widerstanden hatte, nach oben zu laufen, schnell zu baden, mir die Haare zu waschen, ein verführerisches Gewand anzuziehen und zurückzuschweben, alles in fünf Minuten. Aber ich war in keinem Fernsehspot für Haarfestiger, so daß ich mich damit begnügte, meine Füße irgendwohin zu stecken, wo er sie nicht sah. Die Zehennägel waren entschieden zu lang und zu schmutzig.
    «Dies ist wirklich ein herrliches Fleckchen Erde», murmelte er, die Augen wegen der Sonne halb zugekniffen. «Ich werde daran denken, wenn ich fort bin.» Mein Herz hämmerte. Ich wünschte, er würde aufhören, irgend etwas Sinistres und möglicherweise Endgültiges anzudeuten, das vor ihm lag. Spielte er vielleicht einen sonnenverbrannten Guerilla, der sich für eine letzte Stunde der Leidenschaft vom Buschkrieg freigemacht hatte? Womöglich sah ich das alles falsch, weil ich fast nie ins Kino gehe und das Fernsehen am Sonntagnachmittag gerade wieder «Bonanza» bringt oder noch ältere Schinken mit Frank Sinatra, in denen man die Guten schon nach zehn Sekunden von den Bösen unterscheiden kann. Leute wie ich müssen sich auf Filmkritiken und Anzeigen verlassen. Von meinem ersten hart verdienten Überschuß würde ich bestimmt den Fernseher reparieren lassen und aufholen. Möglicherweise waren sie schon bei Julie Andrews angelangt.
    Ich vergaß die Arbeit, die zu tun war, die Wände, die nackt auf den Maler warteten wie eine Haremsdame auf den Gebieter. Die Sonne und der Gast, das regelmäßige Atmen von zwei schönen Hunden und die vorübergehende Erlösung von Problemen, die mich zu übermannen drohten, versetzten mich in eine köstliche Hochstimmung. Dann klingelte das Telefon.
    Das mußte ja so kommen - oder ein Hund, der am Ersticken war. «Entschuldigung», sagte ich mit einer Stimme, die signalisieren sollte, daß ich eher vom Dach gesprungen wäre, als freiwillig von seiner Seite zu weichen. Ich ging ins Haus, nahm ab und knurrte etwas.
    «Hör mal», sagte mein Mann, ohne einen Augenblick zu warten, ob ich bereit, gewillt und fähig war. «Das Paket ist nicht angekommen. Gar nichts.»
    Bei offenen Türen und Fenstern ist eine Stimme meilenweit zu hören. Ich zischte zurück: «Natürlich nicht! Ich habe erst gestern erfahren, daß du umgelegt worden bist. » Das war schlecht ausgedrückt, denn normalerweise werden wohl nur Gefangene umgelegt. «Ich habe alles abgeschickt. Der Postbote hat das Paket gleich morgens mitgenommen. Die Sachen müßten morgen da sein. Wie geht es dir?» Ich hoffte, er würde denken, die Unruhe in meiner Stimme gelte ihm. Nicht daß ich mir keine Sorgen um ihn machte. Natürlich tat ich das. Möglicherweise trug Humphrey jetzt das rote Hemd, die grünen Socken und die lebenswichtige Pyjamakordel, und mein Mann wurde untersucht und hin und her gerollt, mit Kissen hochgestützt, gespritzt, ausgepumpt, sediert und narkotisiert und was sie nach solchen Verlegungen alles tun.
    Ungeduldig sagte er: «Gut, gut, aber ich brauche meine Sachen. Es ist ein Jammer, daß du sie nicht selbst bringen konntest. Die Schwester hat auch gesagt...»
    «Ich scheiße auf die Schwester», sagte ich ordinär, aus meiner Rolle als schmachtende Louisiana-Gattin fallend. «Du weißt verdammt gut, daß ich es nicht konnte. Du verstehst es vielleicht, ohne daß ich dir alles noch mal von A bis Z erklären muß. In Wahrheit macht es dir auch gar nichts aus, du sagst es doch bloß, weil jemand anders dich darauf gebracht hat, daß du mir Vorwürfe machen solltest. Außerdem wartet gerade ein Kunde, und wenn du noch mehr in petto hast, werde ich dich wohl zurückholen müssen. Er bringt zwei Hunde, so daß ich ab morgen vielleicht nicht mehr von Brennesseln und Beeren leben muß. » Er will immer vom Segen der Natur profitieren, und ein- oder zweimal hat er tatsächlich Brennesseln gesammelt, gekocht und (wie ich vermute) mit Freuden fortgeworfen. Ich habe nie gesehen, daß er sie aß, jedenfalls nicht, nachdem wir etwas von den Hunden gemurmelt hatten, die an der betreffenden Stelle gern das Bein hoben. Ich persönlich traue der Natur nicht über den Weg. Lieber jeden Tag einen Kohlkopf vom Laden an der Ecke. Ich esse Pilze von Marks and Spencer, nie von meiner eigenen Wiese. Vielleicht würde ich es jetzt tun, aber ich würde jeden

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