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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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wie kalt das Wasser war und wie mühsam, die Haare wieder zu trocknen und die Frisur hinzukriegen. Aber ich fragte mich doch, ob Ross mich draußen wohl geküßt hätte, wenn ich die Mund-zu-Mund-Beatmung für mich behalten hätte. Ich meine, wie weit kann man sich Männern anvertrauen? Wäre der Herzog von Windsor doch noch zum König gekrönt worden, wenn Wallis Simpson ihm plötzlich mitgeteilt hätte, sie habe ihrem Mops ins Maul gepustet? Andererseits nahm Antonius die schöne Kleopatra trotz Schlange und allem. Ich mußte mich damit abfinden, daß dies doch keine der großen Affären unserer Zeit sein würde.
    Ich rief Hetty an, während Ross mit Bob und Bill spazierenging, ehe er fahren mußte. Bill war blasiert wie ein spanischer Grande. Beide sahen mich triumphierend an, Í als hätte ich sie jeden Tag in Pekinesenzwingern angekettet.
    Als ich Hetty fragte, ob sie zufällig heute noch in unsere Richtung komme, antwortete sie: «Ich wollte gerade los.» | Sie seufzte, als rechne sie damit, ich riefe wegen eines humpelnden Neufundländers um Hilfe.
    «Es geht um Rover», sagte ich schnell, um zu zeigen, daß meine Besorgnis nicht grundlos war. «Er ist gestorben. Aber ich habe ihn geküßt, äh, beatmet, und jetzt ist er wieder da. Ich dachte nur, es würde Sie interessieren. » Ich hoffte, nicht so zu klingen, als erwartete ich einen Eintrag in die Jahresbestliste. Hetty war tatsächlich nicht sehr beeindruckt.
    «Schön», sagte sie. «Was soll ich tun? Den Nachruf in der Times absagen?»
    Schnippisch sagte ich: «Ich wollte es Ihnen nur sagen , das ist alles. Sie sagten, Sie würden kommen, wenn...»
    «Na gut», meinte sie, «ich komme, wegen Rover, aber ich schaffe es erst in etwa einer halben Stunde. Also küssen Sie um Gottes willen weiter. »
    In diesem Augenblick bemerkte ich, daß Percy fort war. Ich hatte ins Frühstückszimmer gehen müssen, um meine Sonnenbrille zu holen, weil meine Augen inzwischen auf die abstoßendste und liebestötendste Weise gedunsen waren, wie nach einer nächtelangen Zechtour. Willy und Teddy lagen mit Toby in den kühlen Ecken unter dem offenen Fenster. Vorhin war Percy auch noch dort gewesen. Jetzt nicht mehr. Ich sauste durchs Zimmer, schob die Sessel zurück und riß die Schränke auf.
    Teddy schnarchte, Willy reckte sich. Irgendwie sahen beide verschlagen aus. Ich fragte mich, ob sie ihm geholfen hatten zu entwischen. Vielleicht betrachteten sie ihn auf Grund seiner Leibesfülle als Bedrohung ihres Dinners. In einem Anfall von eifersüchtigem Zorn totgebissen. Und aufgefressen, um keine Spuren zu hinterlassen. Von Schweinshaxen zum Kannibalismus war schließlich nur ein Schritt. Ich kam zu dem Schluß, daß meine Nerven wieder mit mir durchzugehen drohten, und fing an, systematisch zu suchen.
    Die Treppe hatte er bestimmt nicht genommen. Nicht mit den vielen Pfunden, die er schleppen mußte. Er hatte sicher Hunger bekommen und suchte jetzt ein Spiegelei oder eine Zuppa Romana.
    In der Ferne, hinter der Wiese, zeichneten sich Ross und die beiden Hunde gegen den Himmel ab, ein Bild der Kraft. Er war wirklich ein wunderbarer Mann. Ich war überzeugt, daß er mich nie wegen eines Pyjamas angenörgelt hätte. Das heißt, ein Mann wie er würde überhaupt keine Pyjamas tragen. Aber ich war ziemlich erleichtert, daß sie in Krankenhäusern darauf bestanden, bei all den Lernschwestern und so.
    Ich konzentrierte mich wieder darauf, Percy zu finden. Bis jetzt war noch nie ein Hund länger als ein paar Minuten verschwunden gewesen. Ich wußte jederzeit, wo sie waren. Ich brauchte (gewöhnlich) nur einmal zu rufen, und sie kamen angewedelt. Ich war plötzlich besorgt, äußerst besorgt. Faßförmige Damen in engen Seidenkleidern haben ein Faible für dicke haarige Tempelhündchen und neigen dazu, für deren Verlust hohe Schadenersatzforderungen einzuklagen. Als ich ihn zuletzt gesehen hatte, starrte er griesgrämig auf seine gekürzte Frühstücksration.
    Er mußte durch die Tür geschlüpft sein, als sie offen gestanden hatte, während Ross und ich Rovers zweites Leben bestaunten. Die Tür hatte einen langsamen, automatischen Schließmechanismus. Er konnte es gerade noch geschafft haben, ehe sie ins Schloß fiel. Wenn jemand auch noch das Tor offen gelassen hatte, konnte er jetzt auf halbem Weg zum Dorf oder sogar mitten auf der Autostraße sein.
    Ich bekam schreckliche Angst. Ich blieb kurz stehen und rezitierte ein paar ausgewählte Verse aus In Memoriam von Tennyson, aber sie

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