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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel
Autoren: Diane Cooper
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die Wiese zum Auslaufen und Abrichten.» Ich zeigte auf eine üppige, grasige Weite. «Hier können die Hunde nach Herzenslust in der Sonne herumtollen.» Es klang schrecklich kitschig, aber ich hatte einfach das Gefühl, ihr etwas Positives zeigen zu müssen, und die Wiese war zweifellos vielversprechend. Ich hoffte, daß es keine unerwarteten Probleme geben würde, aber das würden wir erst herausfinden, wenn die Hunde darauf herumliefen - und wahrscheinlich fortliefen, um mir zu demonstrieren, daß ich einen besseren Zaun brauchte. Auf jeden Fall hatte sie gewisse Vorteile; ich würde den Sommer mit interessanten Büchern und kühlen Drinks im Schatten der großen Kastanie verbringen und von weitem glückliche Hunde beaufsichtigen, die unbeschwert über das Gras tobten. In Gedanken setzte ich schon einen breitkrempigen Strohhut auf.
    «Und wo würde Bustle schlafen?» fragte Bella mißtrauisch, während ihr Blick die Spielwiese nach eventuell drohenden Gefahren absuchte.
    «Nun», entgegnete ich ebenso mißtrauisch, «wo schläft Bustle denn für gewöhnlich?» Ich konnte nicht riskieren, meinen ersten Kunden zu verlieren.
    «Bei mir im Bett natürlich.» Sie schien überrascht, daß ich so dumm fragen konnte. Ich hatte damit gerechnet, «in ihrem Körbchen» zu hören, und sofort an das kleine Extrazimmer gedacht. Doch ehe ich mich eines anderen besinnen konnte, sprudelte ich schon los: «Dann kann sie auch hier im Bett schlafen, bei mir...» Ich lachte schwach, um den idiotischen Fehler zu verdrängen, den ich machte, doch Bella war außer sich vor Dankbarkeit und Erleichterung. Ich überschlug schnell die wöchentlichen Wäschekosten. Na ja, tröstete ich mich, sie ist ja nicht so groß. Bei langbeinigen Rassehunden darfst du nicht so leichtsinnig sein, wenn du nicht mitten in der Nacht mit einer Pfote in der Nase aufwachen willst.
    «Hat Bustle denn auch ein Körbchen?» fuhr ich tapfer fort, weil ich vielleicht doch ein paar Stunden ruhigen Schlaf nötig haben würde. Aber Bella hielt meinen Arm umklammert und rief begeistert: «Wie wundervoll, daß ich Sie gefunden habe! Jetzt kann ich beruhigt verreisen. Ich will nämlich mit einer Freundin nach Cannes, und wir schlafen immer zusammen...»
    Ich war sicher, daß sie den Sealyham meinte.
    «... und deshalb muß ich mich darauf verlassen können, daß sie alles hat, was sie braucht. Wenn sie sich nicht wohl fühlen sollte, käme ich natürlich sofort nach Hause. Ich bin so froh, daß Sie sie nehmen wollen. Es könnte hier gar nicht schöner sein, und Sie sind so nett und aufopfernd!» Ich versuchte, entsprechend auszusehen, lächelte bescheiden und ein bißchen einfältig. «Ich hatte solche Angst, Sie seien ausgebucht!»
    Bei jemand anders als Bella hätte die Bemerkung ironisch gemeint sein können. Immerhin gingen wir an unzähligen leeren Hundehütten und Gehegen vorbei, die nicht gerade den Eindruck erweckten, daß das Geschäft blühte. Friedliche Stille, nicht einmal von einem gelegentlichen Kläffen unterbrochen, hing über dem Nachmittag. Einem Impuls folgend, gestand ich: «Sie sind meine erste Kundin. Ich habe die Anzeige erst diese Woche aufgegeben. Mein Mann liegt im Krankenhaus, und ich kann nicht mal die Teekanne finden. Aber ich verspreche Ihnen, daß Bustle es gut haben wird. Ich habe mein Leben lang Hunde gehabt, und im Augenblick habe ich drei. Sie sind in der Küche. Ich glaube, ich kann einfach nicht genug Hunde um mich haben. » Ich bin keine Hellseherin, und damals glaubte ich, was ich sagte.

    An dem Tag, als wir das heruntergekommene alte Haus mit zwei Hektar Grundstück in der Nähe der Schnellstraße von London zur Küste besichtigten, hatte ich gesagt: «Hier könnte man sehr gut ein Hundehotel aufmachen!» Mit der gleichen Begeisterung hatte ich bei anderen Objekten ausgerufen: «Hier werde ich Lilien züchten können!» oder: «Hier könnte ich einen großen Kräutergarten anlegen», «Tomaten pflanzen und verkaufen», «die Hotels in der Umgebung mit Pfirsichen beliefern» und so fort. Ich entdeckte das Leben und die Hobbies, die andere Leute zurückgelassen hatten, und sah sofort, wie ich sie zu meinem Vorteil nutzen konnte. Die Dreckarbeit war bereits getan, das gefiel mir. Ich würde eher einen gesäumten Vorhang in ein Cape verwandeln, als fünf Meter Stoff kauen und von vorn anfangen («Stecken Sie das Schnittmuster fest»). Wenn schon jemand das Fundament gelegt hatte, schien es das einzig Richtige, die Chance zu ergreifen
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