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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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fairen Kommentar, obgleich ich gern meiner Verwunderung darüber Ausdruck gegeben hätte, daß sie ihm erlaubt hatten, einen Krankenwagen zu fahren. Statt dessen fragte ich freundlich, ob es ihm einigermaßen gegangen sei, ehe er ging, und sie hatte die Chance zu sagen: «Natürlich, sonst hätten wir ihn ja hierbehalten!»
    Ich legte schließlich auf. Ich hatte die neue Nummer, es war ein Rehabilitationszentrum an der Küste, und ich konnte jetzt in Erfahrung bringen, wie es ihm ging, ohne jedesmal schwere Geschütze auffahren zu müssen. Ich konnte relaxen, denn ich wußte, daß er sich am Meer erholte und in besseren Händen war als meinen, die nur noch sprayten, entlausten, bürsteten und trösteten - und Schweinsköpfe zerhackten. Unser Sohn fuhr, soweit ich wußte, per Anhalter durch Äthiopien, unsere Tochter machte die Träume wahr, die ich hatte — in der begehrenswertesten Stadt der westlichen Hemisphäre, mit dem begehrenswertesten Mann, den sie bis jetzt gefunden hatte. Unsere andere Tochter war glücklich verheiratet und freute sich tagtäglich über ihr unglaublich rothaariges und süßes Baby. Wir liebten und dachten aneinander. Wir brauchten uns um nichts auf der Welt Sorgen zu machen, höchstens um das Auto, das die Einfahrt hochkam - und dann sah ich, wessen Auto es war.
    Niemand konnte in so kurzer Zeit in die Staaten und wieder zurückfliegen und trotzdem eine Ewigkeit fortgewesen sein, wenn nicht Ross Washington. Ich rannte zum Spiegel und brachte meine Frisur in Ordnung. Ich benutzte den rosaroten Lippenstift, den ich immer in der Tasche habe. Ich erinnerte mich an den Rat meiner Mutter, immer so an der Tür zu erscheinen, als warte draußen ein früherer Liebhaber. Die Afghanen (die noch wichtiger waren) ruhten gebürstet auf ihren Korbmöbeln. Ich ließ sie dort im Wintergarten liegen, wie zwei müde und schmachtende edwardianische Damen aus einem Stück von Oscar Wilde. Willy und Toby lagen draußen in der Sonne wie zwei gelangweilte Senioren auf Mallorca. Toby und Angel ärgerten Frilly im Frühstückszimmer. Toby war so froh, seine Freundin wiedergefunden zu haben, daß er mir Gott sei Dank nicht mehr wie ein Schatten folgte. Bustle lag im Einkaufskorb, Maribou spielte mit einem weichen Spielzeug von Percy, und Percy suchte im Teppichkehrer eifrig nach Krümeln. Lady behielt das Telefon im Auge.
    Alles war friedlich und schön. Es wurde himmlisch, als Ross vor dem Haus stand. Ich brauchte kein Lächeln aus der Sammlung abzurufen: Ich strahlte instinktiv.
    Ich machte Kaffee und brachte das Tablett, gefolgt von Bob und Bill, zu den Bäumen. Keiner von uns ließ sich Gefühle anmerken. Sie hatten nur leicht die Pfote gehoben, huldvoll den Kopf gesenkt, sich gnädig hinter den Ohren kraulen lassen und gemessen den Schwanz bewegt, um Freude zu signalisieren. Das war alles, bis Bill mit einem tiefen Seufzer die lange Schnauze in Ross’ Hand legte, seine dichtbefransten Augen schloß und äußerstes Behagen ausdrückte. Jetzt lagen sie links und rechts von ihm, wie Staffordshire-Figuren.
    «Wollen Sie sie schon wieder abholen?» fragte ich und
    (wußte nicht recht, was ich verlangen sollte. Hetty hatte vorgeschlagen, die Preise so zu kalkulieren, daß sie alle möglichen Risiken und Ausgaben deckten, und ich nahm an, das gelte auch für ihre regelmäßigen Visiten. Sie hatte aber nie etwas von ihrem Honorar gesagt. Was die Hunde betraf, hatte ich vorgeschlagen, eine Pauschalgebühr nach laufenden Metern zu berechnen. Hetty hatte geantwortet: «Warum nicht gleich nach der Schwanzlänge?» Weiter waren wir nicht gekommen.
    Ross lehnte sich zurück und streckte seine langen, eleganten Beine von sich. Jetzt sah ich, daß die alte Weisheit von der Ähnlichkeit zwischen Hunden und ihren Besitzern und umgekehrt einen wahren Kern hatte. «Nein», sagte er, «am Flughafen lag eine Nachricht, und ich muß gleich wieder in die Stadt. Ich dachte, Sie hätten nichts dagegen, wenn ich vorher schnell vorbeikäme, um Ihnen etwas mitzuteilen. »
    O nein! dachte ich... aber auch: O ja, wie ein hin und her gerissener Backfisch. Ich lächelte gefaßt, als ob regelmäßig Männer kämen, um mir zu sagen, sie beteten mich; an.
    «Ich möchte Ihnen etwas geben», sagte er. «Wirklich.»
    Ach so — aber was? Geld? Den Ehering seiner Mutter? Eine Locke von seinem Haar? Genauer betrachtet, von hinten, ist es gar nicht voll genug, dachte ich kühn. Er holte etwas aus der Tasche. Seine Hände waren schmal und braun

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