Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
Vom Netzwerk:
gebrannt: Ich hätte auf den langen weißen Umschlag verzichtet, wenn er mir angeboten hätte, statt dessen sie zu nehmen.
    Mein Gott, noch eine Liste mit Maßregeln, dachte ich innerlich stöhnend. Ich hatte eine schwere Phobie gegen Listen entwickelt. Einige Kleinigkeiten wie Beten und Nicht-Niesen gingen ja noch, aber ich fing langsam an, die Besitzer zu verfluchen, die hinter jedem kleinen Bellen ihres Lieblings etwas Bestimmtes vermuteten, und ich hatte bereits beschlossen, die genauen Gesundheitsvorschriften? zu mißachten, die jeder Patient einer Sterbeklinik als Verletzung der Menschenrechte betrachtet hätte.
    Ross fuhr fort: «Stammbäume, Mitgliedsausweise für Hundevereine und eine unterschriebene Erklärung, daß ich Sie bitte, die Hunde zu nehmen, falls mir etwas passieren sollte. Wenn Sie es als Belastung empfinden, werde ich dafür natürlich Verständnis haben und mich darum kümmern, daß sie eingeschläfert werden. Ich fühle mich für sie verantwortlich, und wir haben jetzt nur noch uns.» Ich war geschockt. An einem solchen Tag, an einem solchen Ort. Warum ausgerechnet ich?
    «Sie rechnen doch hoffentlich nicht damit...?» Ich zögerte. Der Mann war ein Schwarzseher von der schlimmsten Sorte, falls er nicht eine Art Unteragent von James Bond war.
    «Man kann nie wissen...» protestierte er sanft.
    Er sah nicht aus wie jemand, der gleich vom Ende der Mole springen würde. Es wäre eine schreckliche Verschwendung. Hatte ihn gestern etwa ein besorgter Arzt aus dem West End vom Flughafen zurückzitiert? Um ihm mitzuteilen, der Befund sei positiv, und er habe bestenfalls noch drei Monate? War er vielleicht im Einsatz für MI5, den Geheimdienst, und wußte nur zu gut, daß es im Kugelhagel linker Terroristen für ihn kein Morgen geben würde? Ich starrte ihn entsetzt an.
    «He», sagte er besorgt, «kein Grund zur Aufregung. Ich bin nur ein einigermaßen pflichtbewußter Hundebesitzer. Ich organisiere lieber alles rechtzeitig. »
    Ich fand es immer noch ein bißchen morbide. Genausogut könnte man seine Katze jedesmal, ehe man über die Straße geht, dem Briefträger vermachen.
    Ich fragte, ob er Angst vorm Fliegen habe. Es klang ein bißchen daneben, weil ich ihn eigentlich für todesmutig hielt. Aber er nahm es nicht übel. «Keine Angst. Ich bin mir nur über das Risiko im klaren. Das gilt nicht nur fürs Fliegen, sondern auch für Autounfälle, für Bomben und Leute mit einem Messer zwischen den Zähnen, die aus dunklen Ecken auf einen losgehen. Und jedem, der sich nicht darüber im klaren ist, geht etwas ab, finde ich. »
    Er lachte ein bißchen, aber ich sah, was er meinte. Man konnte sich schließlich beim Schlipsbinden erdrosseln oder an einem Rosinenbrötchen ersticken. Man muß sich der Hürden bewußt sein, aber keine Angst vor ihnen haben, sonst schafft man sie nie.
    Dann sagte er etwas ziemlich Merkwürdiges. «Jedenfalls wird dieser Trip kein Honiglecken sein. » Es konnte alles mögliche bedeuten, aber er sagte es irgendwie wie Humphrey Bogart. Dinge wie Mafia, Mikrofilme, Gras und Speed lagen einen Moment in der Luft, um gleich danach zu entschwinden.
    Der Kaffee war alle. «Und die anderen vier Becher?» fragte er. Wir lächelten wieder, gleichzeitig. Das Schweigen, das nun zwischen uns stand, war ebenfalls geteilt, nicht verlegen. «In letzter Zeit ein nettes Morgenspielchen gemacht?» Ich wollte schlagfertig sein, brachte aber nur ein gezwungenes Lachen zustande. Lauren Bacall wäre sicher etwas eingefallen.
    Wir blieben sitzen und redeten über Städte und Hunde und andere unverfängliche Dinge. Die Sonne übertrieb. Sie hatte eine seltsame Wirkung. Ich kam mir immer mehr vor wie die müßige Frau eines Plantagenbesitzers aus dem Tiefen Süden, die nichts Besseres zu tun hat, als mit Clark Gable zu flirten (etwas Moderneres fällt mir bei Liebeleien nie ein).
    Ich benutzte ein relativ seltenes, langsames Lächeln (Nr. 11) aus den hinteren Fächern meines Gefühlsspeichers und sagte: «Wollen wir etwas Kaltes trinken? Vielleicht einen Mispelsaft mit Eis?» Es wäre zu schön gewesen, wenn ich jetzt nach dem Hausmädchen klatschen könnte, aber selbst wenn ich es wider besseres Wissen versuchte, würde höchstens Rosie mit einem toten Kaninchen angelaufen kommen.
    In allen Kühlschränken, die ich besaß, schien immer dieselbe Dose mit Mispelsaft gestanden zu haben. Ich ließ sie immer drin stehen und vor sich hin rosten, weil sie Eindruck machte. Ich hoffte, Gäste würden sie

Weitere Kostenlose Bücher