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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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einer Phobie geworden, wie bei Spinnen.» (Das war eine, gegen die ich nie ankommen würde.) «Er assoziiert Katzen und Kätzchen mit Ihren tiefsten Emotionen, weil Sie so stark reagieren. Es beunruhigt ihn. Er springt vor Angst auf den Baum, weil er Angst davor hat, Ihre Liebe an eine Katze zu verlieren. Ein ehemaliger Polizeihund, sagten Sie? Ich nehme an, er wurde darauf abgerichtet, keine Katzen zu jagen, und er hat sich die Lektionen zu sehr zu Herzen genommen. »
    Womöglich war das keine sehr einleuchtende Logik, aber der Besitzer gab leicht verbittert zu: «Sie haben uns nie gesagt, warum sie ein freundliches Heim für einen so jungen Hund suchten, und ich habe auch nicht nachgefragt - das hätten Sie doch auch nicht, oder?» Ich hätte es getan, aber es war ein bißchen zu spät, es zu sagen, und er fuhr bereits fort: «Vorzeitige Pensionierung, haben sie gesagt. Aber bei der Ausbildung erwartet man natürlich Furchtlosigkeit und bedingungslosen Gehorsam. Wir hätten nie gedacht, daß er ein Weibchen ist. Deshalb haben wir ihn auch Ruthless genannt, sehen Sie?»
    Ich sah es. Ruthless hockte so verlegen auf dem Baum, daß es offensichtlich war. Der Mann erzählte, sie hätten sich so sehr einen Hund gewünscht. «Einen Hund, keine Dame», betonte er. Ich hätte ihn am liebsten einen Sexisten geschimpft: «Und als sie uns einen anboten, kamen wir gar nicht auf die Idee nachzusehen. Erst hinterher... Aber von Hündinnen kann man gar nicht erwarten, daß sie auf Einbrecher losgehen, oder?» Seine Naivität war rührend. «Und sie sieht doch aus wie ein Hund, nicht wahr? Ich meine, wie ein Rüde. Wir wollten unbedingt einen Wachhund haben — meine Frau hat ein paar ganz schöne Klunker im Schrank liegen -, also nahmen ihn, und dann stellten wir fest, daß er Ruth hieß und ein Weibchen war...» Ich verstand ihn, obgleich es mir widerstrebte. Ein Mann hat seine Frauen gern weiblich, sein Auto schnell, seinen Hund männlich, und alle drei sollen tun, was er ihnen sagt, um seine eigene Identität zu festigen.
    Ich nahm Ruthless gern, weil ich mich irgendwie in ihr wiedererkannte — heillose Angst vor einer kleinen Spinne, aber todesmutig in die Bresche springen, wenn selbst der stärkste Mann versagt. Wir blicken alle in einen Zerrspiegel, wenn wir uns ein Haustier aussuchen, und wenn wir uns dann selbst erblicken, bekommen wir nach dem ersten Entzücken Depressionen.
    Ruthless nahm ihre Chance wahr und fand schnell ihren Platz unter den anderen. Wie mir damals klar wurde, half das Leben in der Gemeinschaft den meisten psychisch gestörten Tieren viel mehr als jeder Tierpsychiater. Der Überlebensdrang ist der große Wunderdoktor, und nach einem letzten enttäuschten Blick auf Ruthless nickte ihr Herrchen erleichtert und ging zurück zu seinem roten Auto, um mit seiner blassen Frau nach Cornwall in Urlaub zu fahren. Das Problem hatten sie bei mir abgeladen.
    Ich glaube, der Mann hatte das Gefühl, versagt zu haben, und kam sich vielleicht schuldig vor. Die meisten Besitzer haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie einen treuen Freund ihrer Gesellschaft, ihres Lieblingssessels und des langweiligen Abendspaziergangs zum Pub berauben. Aber in allen Fällen, die ich behandelte, war der gute alte Hasso nach den ersten vierundzwanzig Stunden recht zufrieden. Ein Knochen, ein Ball und ein auf der Auslaufwiese aufgegabeltes blondes Weibchen genügten, und wahrscheinlich amüsierte er sich in seinen Ferien mehr als Herrchen in Rimini.
    Ruthless hatte sich vom Baum helfen lassen. Dankbar beschnüffelte sie meine Hand, leckte sie und sprang erleichtert umher. Wenn es noch einer Bestätigung des wahren Geschlechts bedurfte, dann hatte ich sie hiermit. Ein Rüde hätte sich einmal klapsen lassen, um dann triumphierend mit dem Schwanz zu wedeln und von dannen zu schreiten, als hätte er eine besonders ruhmreiche Schlacht gewonnen. Der Besitzer hatte gesagt, daß er sich schäme, wenn Ruthless in der Öffentlichkeit nicht das Bein hebe. «Ein Schäferhund, der sich hinhockt ?» bemerkte er kummervoll. «Es sieht absolut lächerlich aus!» Die arme Ruthless sah mich immer etwas befangen an, wenn sie im Begriff war, ihr kleines Geschäft zu verrichten.
    Es muß sehr schwierig für Ruthless gewesen sein, denn sie war nie ganz sicher, welches Geschlecht vorherrschte. Nach langem Überlegen fiel mir zuletzt ein, Ruthless leide einfach an erziehungsbedingtem Transsexualismus, und dabei ließ ich es bewenden.
    Sobald der Druck

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