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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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und Spot baumelte an ihr, und ich warf beide in die Spülküche. Als sie gelandet waren, nahm ich Spot hoch und sperrte ihn in den Besenschrank. Ich zitterte vor Angst um die anderen, weniger kampferprobten Mitwirkenden und malte mir bereits aus, wie ich sie ihren Besitzern in Fetzen zurückgab. Ich wußte mir nicht anders zu helfen, als um mich zu schlagen und zu treten, bis endlich wieder Ruhe herrschte. Abgesehen von kleineren Bißwunden und Abschürfungen und einem großen, schmerzhaften blauen Fleck an meinem Bein, das einen Schlag mit dem Besen abbekommen hatte, der eigentlich für einen der Hunde bestimmt gewesen war, kamen wir einigermaßen unbeschadet davon, obgleich Spots einwöchiger Aufenthalt dafür draufging, sein Ohr wieder vorzeigbar zu machen. Ein oder zwei andere humpelten noch ein paar Tage, aber mehr aus Protest und selbstgerechter Empörung als auf Grund ernsthafter Schäden. Ich glaube sogar, daß einige von ihnen es genossen hatten, wie militante Streikende, die ihre mutmaßlichen Rechte verteidigen. Ich sperrte sie alle in die Zwinger, während ich aufräumte, aber mir war zu meinem Schrecken klar, daß die friedliche Atmosphäre, die sich allen neuen Gästen mitgeteilt hatte, dahin war. Meine Befehlsgewalt war in Frage gestellt worden, und ich entwickelte nunmehr eine Wachsamkeit, die ich bisher nicht gekannt hatte.
    Sie kamen natürlich wieder ins Haus, aber immer nur ein paar zur Zeit, unter Aufsicht. Sie nahmen wieder ihre
    Stellung in der Gemeinschaft ein, doch jetzt fing ich an, die potentiellen Unruhestifter möglichst frühzeitig auszumachen, um drohende Gefahren abzuwenden. Corgis, Schäferhunde und einige andere Rassen, die ursprünglich als Schutz- und Wachhunde gezüchtet und auf den Mann abgerichtet wurden, waren am schlimmsten, und dazu kamen die gelegentlichen Problemhunde mit irgendeiner verborgenen Angst oder Krankheit, die nicht auf den ersten Blick zu erkennen war.
    Ich rief Hetty an, als es überstanden war, in der Küche wieder Ordnung herrschte und meine Hände nur noch so schwach zitterten, daß ich einen Drink halten und eine Nummer wählen konnte. Sie war gerade zur Tür hereingekommen, und ein Unfall wartete. Ich sagte «Hier war auch einer» und erzählte es ihr. Dann brach ich in Tränen aus.
    «Hast du denn wirklich geglaubt, du würdest solche Zwischenfälle vermeiden können?» fragte sie freundlich, aber mit gereiztem Unterton.
    «Ja, warum nicht?»
    «Wenn die Geschichte es nicht geschafft hat und immer noch nicht schafft, warum dann du?»
    «Weil ich der liebe Gott bin, wenn es das ist, was du hören willst», sagte ich patzig.
    «Ich komme nach der Sprechstunde mit ein paar guten Nachrichten vorbei. Relax ein bißchen und trockne deine Füße.» Und dann legte sie auf, und ich war wieder allein auf dem Schlachtfeld.
    Ich blickte zu den weisen Sprüchen an den Wänden, nahm einen großen Schwamm, machte ihn naß und wischte alles ab. Ich sah in dem Moment keine Möglichkeit, sie weiterhin ernst zu nehmen. Statt dessen weißelte ich: «Kämpf weiter, wenn du versagt hast.»
    Aber der Kampf war vorbei. Das Gefühl, versagt zu haben, blieb.

Als Hetty kam, aß ich Marzipan, das gute alte Hausmittel gegen Depressionen.
    «Tu’s weg», sagte Hetty. «Sonst wirst du dick und häßlich.»
    «Wen würde das schon stören?» fragte ich düster. Ich erzählte ihr von einem Anruf Pas. Er hatte mir vor fünf Minuten mitgeteilt, er werde entlassen, wolle aber noch mit einem Freund eine Angeltour machen, ehe er nach Hause komme. Ich jammerte: «Kein Mensch will hierher, und ich kann nirgends hin. Am liebsten wäre ich eins von den Fischweibern auf dem Markt, wo Hunde keinen Zutritt haben. Ich geb’s auf. »
    «Nein, das wirst du nicht tun. Du hast gerade erst angefangen. Du bist von nun an Psychoanalytikerin für Hunde. Dein erster Patient wartet vor der Tür. Deine Honorare sind astronomisch, und bald wirst du das Hundehotel vergessen und dich auf einen oder zwei schwere Fälle zur Zeit konzentrieren können. »
    «Hetty, ich bin zu nichts nutze. Die Hunde raufen sich, wenn sie jetzt in meine Nähe kommen. Ich gerate in Panik. Eben hätte ich um ein Haar Worcestersauce statt essigsaure Tonerde benutzt. Ich habe einen schwachen Willen, ich habe keine Widerstandskraft. Und was schlimmer ist - ich verstehe von nichts was. »
    «Aber du kannst eine erstklassige Schweinshaxen-Bouillon machen», sagte sie. «Oh, hör auf zu jammern, du kommst sehr gut mit den Hunden zurecht.

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