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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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Du hast eine Antenne für sie.»
    «Kein Mensch würde mich für voll nehmen als Hunde-Fred.»
    «Freud.»
    «Meinetwegen, Fred Freud. Meine Freunde würden sich totlachen.»
    «Deine Freunde interessieren uns nicht.»
    Hatte ich überhaupt Freunde? Mir fielen zwei oder drei ein, aber wo waren sie gewesen, als ich sie brauchte?
    Jedenfalls hatte ich nichts zu verlieren. «Na gut», seufzte ich. «Roll ihn rein.»
    Ich mußte realistisch denken. Hettys Rechnung schwebte immer noch wie ein Damoklesschwert über mir. Sie zuckte nur mit den Schultern, wenn ich darauf zu sprechen kam, und sagte jedesmal: «Vielleicht kannst du mal was für mich tun.» Es mußte etwas ziemlich Tolles sein, aber womöglich war dies jetzt der Anfang. Also folgte ich ihr nach draußen, fuhr aber fort, zum Schein zu protestieren.
    «Ich kann dir doch nicht die Patienten wegnehmen! Ich würde meine Zulassung verlieren.»
    «Du hast gar keine», sagte sie sachlich, «und es geht nicht um Tumore oder Nierenversagen oder Steißdrüsen. Natürlich nicht. Aber ich bekomme eine Menge psychosomatischer Fälle. Lach nicht!» Sie zischte es so böse, daß ich sofort aufhörte. «Es ist manchmal sehr traurig. Meist sind es Hunde. Katzen leiden nicht so. Sie haben einen besseren Überlebensinstinkt. Eine Art inneres Rückzugssystem. Was Goldhamster und Wellensittiche betrifft, bin ich nicht sicher. Aber Hunde leiden genau wie wir - unter Einsamkeit, übertriebener Fürsorge, Anpassungsschwierigkeiten in einer neuen Umgebung. Sie sind so domestiziert, daß sie durcheinandergeraten, wenn sie nicht alles verstehen. Wenn sie aus Selbstschutz aggressiv werden, bestraft man sie, und das macht es noch schlimmer. Wenn man sie überfüttert, kriegen sie Verstopfung und werden reizbar, genau wie Opa und Oma. Ich kann Tabletten gegen Nervosität und Stress verschreiben, aber meist sind es die Besitzer, die Hilfe brauchen. Ich kann Ratschläge geben und eine Diät empfehlen, weil ich oft sehe, wo das Problem liegt, aber ich habe keine Möglichkeit, dafür zu sorgen, daß die Therapie durchgeführt wird, und zwanzig Minuten im Sprechzimmer sind kein Heilmittel für Dauerzittern und seelischen Kummer.» Sie machte plötzlich ein verwirrtes Gesicht, als wisse sie nicht, wie sie fortfahren solle. Das war überraschend bei Hetty. «Ich habe immer gewünscht, daß diese psychischen Fälle eine Weile einfach bei jemandem sein können, der sensibel ist und wirklich erkennt, was für ein Problem sie haben... der mit ihnen fühlt und ihnen hilft. » Sie zuckte mit den Schultern. «Während sie bei dir sind, könnte ich vorbeisehen, und wir könnten über die Symptome und den Heilungsfortschritt diskutieren. Es wäre ähnlich wie bei Menschen, die in einer psychiatrischen Klinik behandelt werden und einen Arzt ihres Vertrauens haben. Zumindest würde es ihnen helfen, ihre Identität wiederzufinden, wenn sie eine Zeitlang von ihrem Besitzer getrennt sind. »
    Heute die Hundepsychiatrie, dachte ich, und morgen der Nobelpreis für... ach was, für irgend etwas. Vielleicht qualifizierte ich mich noch für einen Platz unter den Unsterblichen dieser Erde. Wie üblich, fing ich wieder an, von einem großen Erfolg zu träumen.
    Aber mir kamen trotzdem noch einige Zweifel. «O Hetty!» wandte ich ein. «Mit hysterischen Hunden würde ich nicht fertig werden.»
    «Was hast du denn die letzten Monate anderes getan?»
    Bustles Bedürfnisse nach physischer Nähe, Rovers Unsicherheit, Teddys Gebete. Und der Schäferhund, der Ruthless hieß. Er war am ganzen Leib zitternd auf einen Apfelbaum gesprungen, als ich mit seinem Besitzer sprach, während Frilly unten stand, triumphierend mit dem Schwanz zuckte und ihn unheildrohend anfauchte.
    Ich hatte mich natürlich entschuldigt. «Sie ist erst ein paar Monate alt und hat so was noch nie gemacht... Sie ist allerdings ein bißchen herrschsüchtig.»
    Ich nahm Frilly hoch und schimpfte der Form halber ein bißchen mit ihr.
    Der Hund hatte flehend eine Pfote ausgestreckt und gejault. Der Besitzer sagte beschämt: «Ich fürchte, er ist bei Katzen immer so. Ich schäme mich jedesmal, aber auf einen Baum ist er noch nie gestiegen. Ich habe alles versucht - ihm eine kleine Katze geschenkt, Weidenkätzchen in seinen Korb getan, ihn versohlt. »
    War ich damals einem sechsten Sinn gefolgt? Man hätte es natürlich Vulgärpsychologie nennen können, aber ich protestierte trotzdem: «Mit Gewalt schafft man kein Vertrauen. Verstehen Sie das nicht? Es ist zu

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