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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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Spinnweben schmückte, sondern auch jede Spinne einarbeitete, die nicht schnell genug davonlief. Dem Frosch wäre es genauso ergangen, wenn Pathos ihn mir in den Weg gelegt hätte.
    Ich glaubte, wir könnten fertig sein, ehe der Winter anfing. Vielleicht ehe Ben wieder zur Schule mußte, ein Verhängnis, von dem wir beide lieber nicht sprachen. Die beiden Priddles würden bald mit dem großen Ausverkauf beginnen und dann nach Newhaven ziehen: Das Leben verließ seine gewohnte Bahn. Das gefiel mir nicht. Als ich jedoch am nächsten Morgen aufwachte, schien die Sonne so hell ins Zimmer, als wollte der Sommer sich noch lange nicht verabschieden. Bis auf die üblichen wärme- und liebebedürftigen Vierbeiner allein im Bett, lag ich da und sah einen großen Trümmerhaufen rings um mich herum. Wenn Ben fort war, wenn die Gäste fort waren, wenn der Sommer vorbei war, was würde bleiben, um ihren Platz einzunehmen? Ein gelegentlicher psychiatrischer Patient? Ich war auf dem besten Weg, selber einer zu werden... Aber Sorgen morgens um sieben machen grauenhafte Falten. Ich kam zu dem Schluß, daß ich dringend einen Ruhetag oder einen Tapetenwechsel (haha) nötig hatte: Um an etwas anderes zu denken als die Ziege, die gemolken werden mußte, die Hühner, die gefüttert werden mußten, Baby, der nach Liebe grunzte. Aber tun wir das nicht alle? Ich stand auf und zog mich gähnend an.
    Bei den aufgewärmten Semmeln mit Landbutter wandelte sich Verzweiflung in Entschlossenheit. Ich erinnerte mich, daß um elf Uhr ein Bus vom Dorf zur Küste fuhr. Ich überlegte kurz, holte einen Bikini, meine Tasche, ein Badetuch und Bens Fahrrad, legte einen Zettel für Ben auf den Küchentisch und floh.
    Das Gefühl, urplötzlich frei zu sein, stieg mir zu Kopf. Ich sauste den Hang zum Dorf hinunter und zwang mich, nicht an all die furchtbaren Dinge zu denken, die in meiner Abwesenheit zu Hause passieren konnten. «Herrlicher Tag heute», sagte ich freundlich zu dem Schaffner, einem Mann, dessen Gesichtshälften so verschieden waren wie zwei Liebesaffären. «Bitte hin und zurück. Wann geht ein Bus zurück? Etwa gegen eins. » Dann hätte ich anderthalb Stunden, um zu baden, Fischspezialitäten zu kosten, einen braungebrannten Rettungsschwimmer zu becircen und mich lächerlich zu machen.
    «Heute frei?» fragte er mit der Seite eines Mundes, die in ein unrasiertes Kinn absank.
    «Ja, endlich! » antwortete ich und wunderte mich, wie er von meiner entschlossenen Flucht aus dem Kerker erfahren hatte. «Geht um die Mittagszeit ein Bus zurück?» Aber er wandte mir ein übergroßes taubes Ohr zu und schritt nach hinten zu einer Dame, die einen schreiend bunten Bettvorleger knüpfte. Als er zurückkam, sagte er: «... erst um drei. Vorher nichts.» Die andere Seite seines Gesichts verzog sich triumphierend. Meine Euphorie legte sich jäh. Wenn Ben nun erst mittags aufwachte? Und wenn der Jagdhund sich die Kaninchen vornahm? Baby könnte den wehrlosen Rajah verstümmeln? Irgend jemand könnte eine unheilvolle Büchse der Pandora öffnen, und Tod und Verderben würden über das ganze Haus kommen. Mein Zustand grenzte an Panik, als endlich das gleißende Meer in Sicht kam, eine unbewegte Weite, ein leichter Ausweg... Ich sprang an der ersten Haltestelle auf der Promenade ab.
    Verzweifelt suchte ich ein Telefon. Ich könnte zumindest versuchen, Ben zu wecken. Ich könnte ihn warnen, anflehen, bestechen, ich könnte sogar ein Taxi rufen und sofort zurückfahren. Aber alle Fernsprechzellen waren gestört, standen vor mir wie eine Reihe rotgesichtiger, geschändeter, verlassener viktorianischer Ladies. Auf die letzte Zelle hatte jemand «Joe ist ein Spasti» geschmiert, und ich hakte es mit meinem Lippenstift ab, ehe ich weiterrannte, um endlich ein Telefon zu finden.
    An jeder Ecke gab es öffentliche Toiletten, aber keine weitere Telefonzelle. Ich beschloß, Mr. Posford zu besuchen. Mr. Posford war der Direktor eines der Hotels, die mich an Hundebesitzer unter ihren Gästen empfahlen. Er hatte am Telefon immer sehr nett geklungen. In seinen Briefen versicherte er, mir stets zu Diensten zu stehen. Jetzt kam seine große Chance.
    Kurz bevor ich das Grand Miramar erreichte, löste sich mein Sandalenriemen. Ich humpelte hinein und sah ihn an der Rezeption, wo er mit dem Mann hinter dem Tresen redete. Sie sahen beide ein bißchen überrascht aus, besonders, als ich mich vorstellte. Er faßte sich jedoch schnell genug, um mir einen Drink anzubieten. Ich

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