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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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und im Laden weiterzuverkaufen, und er schwatzte ihnen sogar geeignete Behälter ab. Alsdann entwarf er das Etikett - ein Yorkshire-Terrier, der auf einem Stammbaum Männchen machte und eine Schokorette in der Schnauze hatte. Die Aufschrift lautete «Bens Schokoretten — Genuß ohne Reue». Sie verkauften sich so gut und schnell, daß wir uns einigten, den Gewinn zu teilen und Ben zu beschäftigt sei, weiterhin für uns zu kochen. Das war in gewisser Hinsicht erfreulich, weil wir nun wieder von Salat und verlorenen Eiern lebten und ich zusammen mit Rajah ein paar überschüssige Pfunde loswerden konnte.
    Der Colonel hatte angerufen und sich wieder entschuldigt. Seine Frau sei immer noch so krank, daß er nicht nach Hause könne. Die Arzte hätten ihm jedoch versichert, daß sie auf dem Weg der Besserung sei, und er hoffe, in ein oder zwei Wochen zurückzukommen. Dann würde er Rover abholen, und sie würden sich ein paar Tage ausruhen, um dann wieder zu ihr zu fahren. Ich erzählte es Rover, der sich inzwischen in alles zu ergeben schien. Ich hatte auf gehört, mir jedesmal Sorgen zu machen, wenn er regungslos in seiner Kiste lag; denn ich wußte, es war der innere Friede der späten Jahre.
    Drei- oder viermal täglich machte ich einen kurzen Spaziergang mit Rajah und benutzte Toffee, einen langen, munteren Dackel, als Leittier, da er jeden mit seinem Charme herumkriegte. Er wackelte auf seinen lächerlich kurzen Beinen voran und drängte Rajah, der ihn wegen seiner Giacometti-Figur bewunderte, es ihm gleichzutun.
    Humphrey sagte, Rajah mache sichtliche Fortschritte. Er kam dauernd mit neuen Tips an. Ireen, seine Frau, war eine richtige Kräuterhexe, und ich hatte inzwischen ein Regal mit Dingen wie Dillwasser (gegen Hundeblähungen?), Gartenraute (gegen Hühnermauser) und Frauenminze (gegen, wie er andeutete, intime Leiden). Ben schwor jedenfalls, ihr Löwenzahnsaft habe seine Akne geheilt und ihre Rosmarinspülung löse alle seine Schuppen auf. Er stand in Verhandlungen, um einige Mittel zu vermarkten, mit Vorher- und Danach-Fotos.
    Die Nachrichten aus dem Westen waren spärlich und unregelmäßig. Er sagte, es gehe ihm gut, ich sagte, mir gehe es auch gut. Er sagte, das Wetter spiele verrückt, ich sagte nicht, ich auch. Ich sagte, es werde bald Winter sein, ließ das «Was dann?» aber unausgesprochen. Die Gespräche waren kurz und unergiebig, kühl und gleichgültig. Es war immer noch «das Telefon von jemand anders», und sie schienen immer in Hörweite zu sein. Ich schlug eine Telefonzelle vor, und er versuchte es, aber es war noch schlimmer; denn jedesmal, wenn ich ernsthaft mit ihm reden wollte, hatte er kein Kleingeld mehr zum Nachwerfen.
    Lady hatte Toby abgelöst. Offensichtlich hielt sie es für ihre Pflicht, auf mich aufzupassen. Ich hatte sie sehr liebgewonnen, nicht nur, weil sie ein wahnsinnig netter Hund war, sondern auch, weil sie mich zum Lachen brachte. Sie war ein großes Wuschelbündel. Ein Lockengebirge. Ein erwachsenes Kind. Wenn das Telefon klingelte, nahm sie Habachtstellung ein und wollte mich vor dem drohenden Bimmeln beschützen. Abends sprang sie manchmal urplötzlich auf, sauste zur Hintertür hinaus, hetzte ein paarmal um das Rosenbeet herum, kehrte zurück, ließ sich auf den Teppich plumpsen und schlief die ganze Nacht, ohne sich noch ein einziges Mal zu rühren. Ihr Unbewußtes schien dann und wann vage oder fröhliche Erinnerungen freizugeben, und der kurze Blick in eine glückliche Vergangenheit half ihr, mit der Gegenwart fertig zu werden. Hunde können Menschen, die sich an das Gewesene klammern, eine ganze Menge beibringen.
    Sobald ich Rajahs Diät und den Verlust des ersten Pfunds gemeldet hatte, besorgte Hetty mir einen anderen Fall. Bei Rajah, argumentierte sie, brauche lediglich die Nahrungsaufnahme überwacht zu werden. Nelson dagegen würde mich als Psychoanalytikerin fordern.
    Nelson gehörte zu den Kläffern dieser Welt. Zu denen, die sich immerfort einmischen und meist auch noch aggressiv werden. Er war ein Yorkshire-Terrier, klein, schnauzbärtig, seidig und zum Anbeißen niedlich. Wenigstens, bis er anfing zu bellen. Und wenn er anfing, konnte er nicht mehr aufhören. Er war ein Acht-Tage-Uhrwerk und wurde erst still, wenn seine Stimmbänder versagten. Die anderen Hunde bellten zur Begrüßung, um mich zu warnen oder auf sich aufmerksam zu machen. Sie konnten mit einem Wort zum Schweigen gebracht werden, doch nichts, aber auch gar nichts, ließ Nelson

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