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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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verstummen.
    Seine Besitzerin wohnte in einem Mietshaus und hatte Schwierigkeiten mit den Nachbarn. Sie brachte ihn auf Hettys Rat selbst zu mir. «Er wird immer so hysterisch», sagte das Mädchen, das große dunkle Augen hatte, tiefblau wie die Rosetten des Oxford-Achters. «Wenn er erst einmal anfängt, meist beim Aufwachen und wenn er gerade ißt, hört er gar nicht wieder auf. »
    Er war ein Hochzeitsgeschenk von ihrem Mann, einem Offizier der Handelsmarine. Er sollte ihr Gesellschaft leisten, wenn er auf See war. Sie war so sehr in ihn verknallt (in den Hund - ihren Mann erwähnte sie nicht weiter), daß sie ihn auf die Hochzeitsreise mitnahm. Sie hatten ein Cottage gemietet, und er mußte ins Badezimmer gesperrt werden.
    «Er wollte zwischen uns ins Bett», erklärte sie, «und selbst als wir weich wurden und ihn raufspringen ließen, bellte er weiter. Ich glaube, er wollte, daß mein Mann aufstand und sich ins Körbchen legte. Zuletzt stellten wir das Körbchen ins Badezimmer, und er baute sich genau hinter der Tür auf und bellte die ganze Nacht. Die Flitterwochen waren mehr oder weniger im Eimer. Er hat sie verdorben. Wir stritten uns die ganze Zeit, was wir machen sollten. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, was mein Mann alles vorschlug!» Der Mann würde bald wieder an Land sein. Es drohte eine Entscheidung zwischen beiden zu werden, und als ich sah, wie sie Nelson küßte, schwante mir, wer den Sieg davontragen würde.
    Er war so niedlich, daß ich ihn am liebsten dauernd gehätschelt hätte. Aber das konnte er nicht ausstehen. Er gab sich nicht damit zufrieden, verbal zu protestieren, sondern bekam einen Koller und biß um sich. Es handelt sich um eine milde Form von Hysterie, die anfangen kann, wenn das Tier als Welpe nicht genug erzogen wird, und wenn sie einmal da ist, wird das Tier so verwirrt und überdreht, daß alle Erziehungsmaßnahmen nicht mehr greifen.
    Die Besitzerin versicherte mir, sie habe alles versucht, was in solchen Fällen geraten werde. Ein Verweis beim ersten Bellen, ein Klaps, drohendes Rascheln mit der Zeitung. Ihr Bruder, der zu Besuch da war, hatte konkretere Maßnahmen ergriffen, doch selbst nach einer kräftigen Tracht Prügel hörte Nelson nie auf zu bellen. Hysterie ist ein schwieriges Problem, und ich konsultierte Humphrey. Vielleicht war auch dagegen ein Kraut gewachsen.
    Er saß am Tisch und verschüttete seinen Tee, weil seine Schüttellähmung, wie er sagte, immer schlimmer wurde, wenn der Wind vom Meer kam. «Sie könnten es mit Salbei versuchen. Und wenn das nicht hilft, nehmen Sie am besten Rosmarin oder Lavendel.» Der Rauch seiner Zigarette kräuselte sich zu seinem Kunststoffauge hoch. Nelson bellte und bellte.
    Ich rief: «Ich würde alles versuchen, Humphrey», und es war mir bitterernst. «Vielleicht eine Droge, zum Beispiel Opium? Eventuell reicht Goldmohn. » Er wucherte zusammen mit allen möglichen anderen Gewächsen überall im Küchengarten. Nelson hörte kurz auf und schnappte in der kurzen Pause nach Humphreys Knöchel.
    Humphrey versetzte ihm einen heftigen Tritt, der ihm nichts auszumachen schien. «Ireen würde Hopfen empfehlen, aber ich bin nicht sicher. » Es kam mir zu drastisch vor. «Besser Gartenraute oder auch Kümmeltee, ungefähr viermal täglich. Und wenn das nichts nützt, nehmen Sie Enzian. »
    Aber er war nicht sehr zuversichtlich, und ich ebensowenig. Es klang recht vage und dauerte zu lange. Es mußte etwas sein, das sofort wirkte — wie Zyankali.
    «Wir haben hier in der Gegend eine Redensart, », grübelte er. «Wenn er das Maul aufmacht, pustet der Wind seinen Atem weg, verstehen Sie?» Ich nahm an, es gäbe noch eine subtilere Bedeutung, sah aber nicht welche. Und in einem Flitterwochen-Cottage konnte man sowieso nicht rund um die Uhr mit einem steifen Nordost rechnen.
    Ich dankte ihm und sah ihm nach, während er die Zufahrt hinuntersteuerte, mit einem Auge auf der Straße und einem Gedanken im Kopf: die nächste Adresse zu erreichen, ehe der Kaffee dort kalt wurde. Humphrey funktionierte nur, wenn er in regelmäßigen Abständen heiße Flüssigkeit tanken konnte, so wie ein Verbrennungsmotor mit Benzin gespeist werden muß. Immerhin hatte er mich auf eine Idee gebracht...
    Ich pustete. Hunde können es nicht leiden, wenn sie angepustet werden. Erstens überrascht es sie, und zweitens ist es ein irgendwie ungezielter Angriff, gegen den sie kein Mittel wissen. Es hat wenig Sinn, nach einem Luftzug zu

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