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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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schnappen. Nach zwei Tagen war ich außer Puste, aber Nelson hatte begriffen. Ehe er das Maul aufmachte, um zu bellen, plierte er mich an — ich holte tief Luft, und er ließ das Maul zu, drehte sich um und ging stumm fort. Ich behielt ihn eine Woche da, und zuletzt hatte er es nur noch auf Knöchel abgesehen. Ich versuchte, auch dagegen zu pusten, aber es erforderte die Gelenkigkeit eines Schlangenmenschen, und ich beschloß, die Besitzerin lediglich in meine Therapie einzuweihen. Man hatte mich schließlich nur beauftragt, etwas gegen das Bellen zu tun, nicht gegen das Beißen, und der Auftrag war erledigt.
    Das umwerfende Mädchen mit den meerblauen Augen kam, ihn abzuholen, und hatte einen ebenso umwerfenden Mann dabei, den ich für Rupert, ihren Mann, hielt. Im Wagen lag ein Koffer, und sie sagten, sie wollten übers Wochenende verreisen. Ich schlug vor, Nelson solle am besten allein schlafen, dann könne nichts passieren. Sie tauschten einen amüsierten Blick. Ich konnte sehen, daß mein Rat unnötig war. Ein zweiter, erfolgreicherer Honigmond, dachte ich. «Ein schöneres Geschenk konnten Sie der Braut gar nicht machen», sagte ich, als wir das Auto erreicht hatten. Der junge Mann drehte sich überrascht um. «Ich hab ihr einen Teewagen geschenkt», sagte er, und mir ging auf, daß er doch nicht der «gute alte Roo» war, sondern der Trauzeuge. Komisch, daß man einen Teewagen wählte statt eines Yorkshire-Terriers, mochte er noch so sehr bellen. Ich hoffte im stillen, Nelson werde nach seiner Pyjamahose schnappen.
    Ruthless, der Schäferhund, der Angst vor Katzen hatte, wurde am nächsten Morgen geholt. Mehrere andere Gäste auch. Das Haus begann, leer und hohl zu klingen. Ich kam um zehn ins Bett. Ich konnte bis acht liegenbleiben. Ich fühlte mich überflüssig. Nutzlos wie ein Rasenmäher zu Weihnachten.
    Weihnachten! Ohne ein Wort aus dem Westen, zu stolz, um die Initiative zu ergreifen, verlassen wie die letzte Ratte auf einem sinkenden Schiff - Weihnachten war etwas, das ich allein überstehen mußte, es sei denn, ich schlüge Angharad Rees, der Meisterin der zärtlichen Berührungen und gewinnenden Umgangsformen, vor, zu uns zu kommen. O Gott, dachte ich, wetten, daß sie nie auf den Gedanken käme, Kläffer anzupusten! Jedem das Seine.
    Ben erfand gerade ein Hilfsmittel, das er «Stubenrein, leichtgemacht» nennen wollte. Es war die Kleinausgabe einer Plastikflasche, wie sie am Nachttisch bettlägeriger Patienten hängt, und sie sollte den Hunden untergeschnallt werden. Sie war für Tiere bestimmt, die zu faul waren, das Bein zu heben, und würde, glaubte er, zahllose Wohnungen vor geschädigten Teppichen bewahren und die Aggressionen der Hundebesitzer abbauen. Ben war ein einfallsreicher, unternehmungslustiger und sehr kreativer Junge, und der Zwangsaufenthalt in einer anregenden Umgebung hatte alle diese Eigenschaften entscheidend gefördert.
    Nichtsdestoweniger war es schwierig, die düsteren Vorahnungen abzuschütteln, die mich beschlichen. Mir drohte die große Leere, und ich wußte einfach nicht, wie ich sie ausfüllen sollte. So chaotisch und strapaziös die letzten Monate auch gewesen waren, sie waren besser als die Aussicht auf eine Zukunft, so grau wie Brotpudding. Ich blickte hinunter zur Schnellstraße, zu den lockenden Lichtern, bis ich kaum noch widerstehen konnte.
    Ich mußte mit Ireens Weidenaufguß schlafen gehen.

Das Streichen war alles andere als leicht. Nasse Farbe zog Fliegen, Mücken, Hunde und Bens Ellbogen an. Ich drohte immer wieder aus der Haut zu fahren, und das erschreckte mich. Gewöhnlich war ich jedermanns Sonnenschein, verbreitete schon frühmorgens Lebensfreude und hatte selbst bei häuslichen Katastrophen ein Lächeln auf den Lippen. Ich vertrieb alle Sorgen, nur nicht meine eigenen. Jetzt gab es auf einmal Zeiten, in denen ich nicht ansprechbar war. Ich maulte, wenn der Bäcker nicht mein geliebtes, pappiges Weißbrot in Scheiben gebracht hatte, sondern gesundes Vollkornbrot, das ich - eben weil es so schrecklich gesund ist — hasse. Ich giftete mit Frilly, wenn sie eine Pfote in den Pfannkuchenteig steckte, und ich schrie Pathos an, wenn er einen toten Frosch hereinbrachte und liebevoll auf Bens Stiefel legte.
    Humphreys Freund Oliver sollte kommen und die Decken streichen. «Ich kenne niemanden, der besser ist, was Decken betrifft», hatte Humphrey verkündet. Das klang sehr verlockend für jemanden, der nicht nur tote Fliegen untermischte und den Pinsel mit

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