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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel
Autoren: Diane Cooper
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der Piste. Ich wünschte, ich hätte eine Muschel für Ben, einen Sonnenbrand oder auch nur eine Speisekarte. Etwas, um zu beweisen, daß alle recht hatten und daß ich einen freien Tag nötig gehabt hatte, obgleich mir im Augenblick eher danach war, in meinem ganzen Leben nie wieder einen freien Tag zu nehmen. Hatte er mir nicht gezeigt, daß der tägliche Trott doch das Größte ist?

Als ich zurückkam, saß ein Kind auf der Gartenbank. Ein kleines Mädchen mit einem langen Rüschenrock, runder Brille und Pferdeschwanz. Rajah saß vor ihr und blickte sie liebevoll an.
    «Hallo», sagte ich, «du bist sicher Emily. » Warum war sie nicht mit ihren Eltern in die Ferien gefahren? Ich setzte mich neben sie. Sie war sehr blaß, dünn und ernst.
    «Mami und Paps haben mich hier abgesetzt. Sie sind weitergefahren zu Tante Joyce. Sie holen mich auf dem Rückweg wieder ab.» Sie sah mich um Entschuldigung bittend an. «Ich war so traurig ohne Rajah.»
    «Er hat dich auch vermißt», sagte ich. «Ich dachte, du würdest verreisen?»
    «Nein, ich möchte nicht weg. Ich möchte mit Rajah nach Hause und dort bleiben. Ich kann Hotels nicht ausstehen. »
    Spontan sagte ich: «Ich auch nicht!» Und dann: «Ich mache uns eine Tasse Tee. »
    Ben war an der Hintertür. «Hetty hat eben angerufen», sagte er. «Der Colonel ist heute morgen gestorben.»
    «Seine Frau», korrigierte ich und eilte an ihm vorbei.
    Ben sagte traurig: «Nein, der Colonel. An Herzversagen.»
    Ich stand mit dem Kessel in der ausgestreckten Hand am Spülbecken und starrte ihn an und konnte mich vor Entsetzen nicht rühren. Die Frau des Colonels stand an der Schwelle zum Tod; Rover würde bald sterben. Aber dieses zackige Mannsbild, ihrer beider letzte Stütze... Ich war wie versteinert. Es gab Schlimmeres als einen Tag am Meer. Zuletzt ging ich zu Rovers Kiste und kniete nieder. Seine Augen waren geschlossen, und sein Atem flach.
    Diesmal meint er es wahrscheinlich ernst, dachte ich. Ich streichelte seinen Kopf und weinte etwas. Rover wartete nur noch. Er würde nicht mehr kämpfen. Er war erlöst von einer langen Wache.
    Ben brachte mich in den Garten zurück. «Ich kümmer mich um den Tee», sagte er. «Übrigens, ein Mann namens Pendle möchte für ein paar Tage einen zahmen Fuchs und eine kleine Schildkröte bringen. Und die Willoughbys wollen Bobby gegen acht holen, und ob du deinen Mann nach sechs anrufen könntest.» O mein Gott! Ich wette, er kommt zurück, dachte ich. Er wird sein Haus voller Farbtöpfe finden, sein Bett voller Hunde und seine Badewanne voller Schildkröten. Für den Fuchs blieb nur noch das Klo.
    «Zwei Enten scheinen zu fehlen», fuhr Ben fort, «und Humphrey hat ein bißchen von Ireens Ackermennigtee gebracht. Sie dachte, du könntest vielleicht ein Tonikum gebrauchen.» Sie war also nicht nur Kräuterhexe, sondern auch Hellseherin! Ich brauchte in der Tat dringend etwas. «...und er hat dauernd was von Dachsen gesagt!»
    «Auch das noch», sagte ich erschlagen. «Hier gibt es aber keine.»
    «Doch, in den Löchern unter den Bäumen, sie lagern ihre Wintervorräte ein. Zum Beispiel Enten mit Laichkrautsoße.» Ich erschauderte nicht mal. Die Enten, noch ein Geschenk, das Hetty mir vermittelt hatte, trieben sich gern herum. Gewöhnlich kamen sie abends zurück, es sei denn, es regnete sehr stark, dann mußten wir sie suchen, oder sie hockten irgendwo unter einer Hecke. Enten dürfen von Gesetzes wegen öffentliche Straßen benutzen, Hühner aber nicht, und ich bin sicher, sie wissen es. Deshalb wurden Enten immer auf ihren eigenen Füßen zum Markt getrieben. Hühner dagegen getragen.
    «Und Emily?»
    «Es geht ihr gut. Es geht ihr wirklich ganz gut.» Es klang überrascht. «Ich rufe jetzt besser meinen Mann an», sagte ich. Wenn es etwas gab, das ich unbedingt wissen mußte, würde ich es am besten zusammen mit alldem anderen verkraften können! Endlich nahm er mal selbst ab.
    «Du hast angerufen», sagte ich nach der Danke-auch-gut-Routine.
    «Ja», sagte er. Dann mißtrauisch: «Du warst aus?»
    Es war ein Vorwurf. Ich überhörte ihn. Er selber war fast nie da.
    «Ja», sagte ich. «Was gibt’s?»
    «Mein Bein. » Seine Stimme wurde wehleidig. «Ich muß es hochlegen. Ich hab dir doch erzählt, daß ich hingefallen bin. » Er hatte mir überhaupt nichts erzählt, außer daß es ihm gutgehe. «Über den Stock, den ich benutzt habe, weil ich mir den Knöchel verstaucht hatte, als ich mir die Fußnägel schnitt. Jedenfalls
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