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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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hoffte auf ein Lunch, aber der Drink war zumindest ein erster Schritt, einfach weil Angst, Humpeln und Sex mich stets schrecklich hungrig machen. Zwei der Umstände hatte ich ja schon genossen, und der dritte wartete vielleicht in nächster Nähe; wenn Mr. Posford nur etwas mehr Ähnlichkeit mit Ross Washington gehabt hätte. Da dem nicht so war, schien Essen immerhin eine gute Alternative zu sein.
    Ich überlegte, daß es kaum noch einen Sinn hätte, jetzt zu Hause anzurufen. Vielleicht stand Ben gerade am Sittichkäfig und ließ die Tür offen, während er zum Telefon lief. Die Sittiche würden wegfliegen und von Frilly verspeist werden, der sicher ein Federkiel im Hals steckenblieb, so daß sie verrückt wurde und Rover zerkratzte. Oder etwas Ähnliches.
    Mr. Posford bestellte einen Martini für mich und entschuldigte sich dann. Er sei sehr beschäftigt, sagte er. Ich unterdrückte meine Enttäuschung über das entgangene Lunch, aß alle Erdnüsse, die auf der Theke standen, und trank mein Glas aus. Dann ging ich zum Strand. Wenigstens würde ich etwas Sonnenschein und Seeluft bekommen, selbst wenn das mit dem Rettungsschwimmer nicht klappte.
    Der Strand drohte gerade von einem Sturm fortgeweht zu werden, der mit Stärke neun über ihn hinwegheulte. Mützen, Handtücher und Windsegel hoben sich, flogen fort und wurden wieder geborgen. Ich hielt meine Habseligkeiten krampfhaft fest, suchte bibbernd Schutz hinter einem Wellenbrecher und bekam jedesmal Sand in den Mund, wenn jemand kühn über mich hinwegsprang. Je tiefer ich mich duckte, um so sicherer schien ich zu sein. Ich war von der anderen Seite schon gar nicht mehr zu sehen, als ich Stimmen hörte, die vorschlugen, sich dort niederzulassen. Ich erkannte die Stimme der Frau sofort. Sie war kaum zwei Meter von meinem Ohr entfernt.
    «Ich kann es einfach nicht fassen, wie Winnie das tun konnte. Steck ihn bitte weg, Schatz. Er nützt mir nichts mehr, wenn er voll Sand ist. Aber Winnie war schon immer so vertrauensselig.» Die Frau hieß Willis. Sie war eines Tages mit ihrer Schwester bei mir erschienen und hatte zwei Kanarienvögel gebracht, und als sie Wochen später wiederkam, hatte sie über die Rechnung genörgelt. Sie meinte, sie äßen so wenig, daß es mich kaum ein paar Pennys gekostet haben könnte. Was sie nicht berücksichtigte, waren die Verantwortung, das tägliche Reinigen des Käfigs, die Routineuntersuchungen und das unaufhörliche Trällern, das ich hatte ertragen müssen.
    «Sie bei einer solchen Person zu lassen!» fuhr sie fort.
    «Und sie hatte die Frechheit, mindestens hundertmal so viel zu verlangen, wie die paar Körner gekostet haben konnten, und mit Zuckerchen und Schnuckerchen hat man doch so gut wie keine Arbeit...» Mir schwante schon damals, solche Namen für Kanarienvögel ließen nichts Gutes erwarten.
    Die Frau redete immer weiter: «Sie sagte zu Louise, George könne doch bei ihr schlafen, wenn er wolle! Ich würde George nicht mal im Umkreis von zehn Metern um mein Bett dulden, er riecht doch so furchtbar. Und als Lou sie bat, sicherheitshalber auf den Papierkram zu achten (du weißt schon, was ich meine), hat sie bloß gelacht!» Ich erinnerte mich an die schamhafte Umschreibung. Die Frau war sichtlich zusammengezuckt, als ich gefragt hatte, ob sie seine Verdauung meine. George, ein niedlicher, gutmütiger Spaniel, war wesentlich netter als alle zusammen. Er hätte sich Louises Freundin nicht mal auf einen Kilometer genähert.
    Nach einer kurzen Pause sagte der Mann: «Dann stecke ich ihn eben wieder weg. Du willst im Augenblick ja doch nicht, oder?» Er klang gereizt.
    Ich wartete gespannt auf eine Antwort. «Ich finde es ein bißchen albern, vor allem am Strand», sagte sie schnippisch. «Spiel doch selber damit, später. »
    Der Wind wehte eine Papiertüte über den Wellenbrecher. Dann erschien eine Hand, sie zu haschen, es folgte ein Gesicht, und unsere Blicke trafen sich. Wir starrten uns aus wenigen Zentimetern Entfernung an, dann legte sich die Verblüffung auf ihrem Gesicht, und das Flüstern zeigte, daß sie mich erkannt hatte.
    Jetzt würde ich nichts mehr hören können. Da der Sturm heftig an meinem Bikini und meinen Haaren zerrte, stand ich auf, um zu gehen, und gestattete mir einen schnellen Blick auf das Paar hinter dem Wellenbrecher, das nun keinen Pieps mehr sagte. Sie hockte wie ein grimmiger Fettkloß auf einem kleinen Klappstuhl und versteckte sich hinter einer Sonnenbrille und einem dicken Mantel. Neben ihr

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