Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)
einen anderen Prinzen getroffen.
Aber warum wirkte sie dann so vertraut auf mich?
»Ihr seid als Besucher angemeldet«, sagte sie. »Wenn Ihr von der genehmigten Route zum Tempel abweicht, brecht Ihr die Flottenregeln und könnt verhaftet werden.«
Danach übermittelte sie irgendjemandem per Geistsprache etwas, aber ich konnte es nicht verstehen. Ich nahm an, dass es an den Imperialen Geist gerichtet war. Bald würde auch ich mit ihm in Verbindung stehen und müsste nicht mehr im Trüben fischen.
»Äh – und wie sieht die genehmigte Route aus?«, fragte ich.
Atalin machte sich erst gar nicht die Mühe zu antworten. Sie schniefte nur, ihr Visier glitt nach unten, und dann entließ sie die Mechbi-Soldaten mit einer wedelnden Handbewegung, bevor sie unvermittelt startete, um zum Kubus zurückzudüsen. Ihre Assassinenmeisterin blieb noch etwa eine Minute, während der sie auf Haddad herabblickte; erneut schnappte ich ein flüchtiges mentales Flüstern auf. Es musste seltsam für Assassinen sein, gegeneinander zu arbeiten, obwohl sie doch alle Priester desselben Aspekts waren; aber ich nehme an, dass es auch nicht sonderbarer war als die Rivalität zwischen den Prinzen. Schließlich gründete das gesamte Imperium auf dieser Rivalität.
»Ich habe die Route. Wir müssen nach drinnen, bevor uns die Sauerstoffreserven ausgehen«, sagte Haddad, als wir wieder allein waren. »Die Atmosphäre hier reicht nicht für höhere Lebensformen aus.«
Ich hatte nicht bemerkt, dass mein Anzug mir anzeigte, erkönne mir keine Frischluft mehr zuführen und hätte schon seinen kleinen Sauerstoffvorrat angezapft.
»Wie können sie es wagen, uns hier einfach so stehen zu lassen!«, brach es in einer sinnlosen Vergeudung kostbaren Sauerstoffs aus mir heraus. »Ich werde mich beschweren!«
»Nicht zu empfehlen, Hoheit«, sagte Haddad knapp. Er zerrte bereits an meinem Ellbogen, um mich mit sich fortzuziehen.
»Aber ich bin ein Prinz des Imperiums!«
Es klang selbst in meinen eigenen Ohren wie ein klägliches Greinen. Haddad erwiderte nichts, deshalb stellte ich das Greinen ein und beschleunigte meine Schritte.
Zwei Minuten, bevor meine Sauerstoffreserve leer gewesen wäre (obwohl ich meinen Stoffwechsel auf einen sehr niedrigen Druck eingestellt hatte), betraten wir die Fußgängerluftschleuse zum Kubus. Es war angenehm, wieder genug Sauerstoff zur Verfügung zu haben, aber wie zu erwarten war – das lernte ich gerade –, ließ Haddad mir keine Zeit, es zu genießen. Er hetzte mich durch die Luftschleuse, an Mechbi-Wachposten vorbei, die zu meiner Zufriedenheit die Hacken zusammenschlugen, als ich sie passierte, und geradewegs auf einen Senkschacht zu. Dort blieb er stehen, um zu prüfen, ob der Schacht auch wirklich funktionierte – der Notlauf war nicht abgestellt – und einen entsprechend bequemen Fall etwa zwanzig Stockwerke hinunter zu den Empfangsräumen des Tempels des Imperators in Seinihrem Aspekt des Edlen Kriegers erlauben würde.
Ich war ein wenig erleichtert, als wir die Hauptempfangshalle betraten, blieb aber wachsam. Hier bemühten sich ganze Gruppen von Altardienern, nicht Wasserfälle zum Schweigen zu bringen, sondern Dutzende von Kristalllüstern allein mittels Psitech-Energie schweben zu lassen – als weitere Probeihrer Tauglichkeit zum Vollpriester. Da sie direkt unter den gewaltigen, stachelbewehrten Lichtertürmen standen, war für die Altardiener die Motivation zur Zusammenarbeit in der Gruppe ziemlich hoch.
Wir erreichten ohne Zwischenfall das nächste Gemach. Dieser weitläufige Raum erinnerte an einen Schrottplatz; nur einen zentralen Weg hatte man freigeräumt. Überall sonst brüteten Altardiener über komplexen Mechtech-Geräten, auch wenn mir nicht klar war, welche Prüfung hier abgenommen wurde, denn die Altardiener schienen – anders als die im vorigen Raum – nicht in Gefahr zu schweben.
Ich atmete freier, als wir das Ende des Raums erreichten, denn ich nahm an, dass wir nun den eigentlichen Tempel betreten würden und ich zumindest für den Augenblick vor einem Mordanschlag sicher sein würde.
Aber als wir den nächsten Durchgang passierten, betraten wir keinen weiteren Empfangsraum. Stattdessen lag einer der Wirtschaftsräume des Tempels vor uns, ein Teil seiner Bitech-Anlagenbetreuung: eine weitläufige Recyclinghalle für organischen Abfall, die das Ökosystem eines fruchtbaren Planeten simulierte, indem sie uns einen blubbernden Sumpf aus verrotteter organischer Masse und in
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