Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)
ging sie auf und ließ mich durch, ebenso die innere Tür.
Ich fand die ersten Leichen auf der anderen Seite schwebend vor. Ein halbes Dutzend Männer und Frauen und ein nichtmenschliches Alien, auch wenn es eindeutig ein akzeptiertes Mitglied der Gruppe gewesen sein musste. Sie alle trugen Anzüge, und einige der Anzüge waren schwer gepanzert, aber nicht so, dass sie eine Nullraum-Schockwelle hätten aushalten können. Jedes Blutgefäß in ihrem Körper war augenblicklich explodiert, daher war ich dankbar, dass ihre Anzüge versiegelt waren. Es schwebten auch ohne zusätzliches Menschenblut und andere Flüssigkeiten noch genug Globuli von Bitech-Nährstoff-/-Abfallaustauschfluidum herum.
Die Waffen der Gruppe hingen um die Leichen herum in der Luft; sie deuteten darauf hin, dass diese Leute wahrscheinlich ein Enter- oder Abwehrkommando der Infanterie waren. Aber wie das Schiff selbst gehörten auch sie eindeutig nicht zum professionellen Militär. Jeder Einzelne von ihnen trug eine andere Art Anzug von einem anderen Hersteller, und alle Anzüge waren unüblicherweise ebenso stark personalisiert oder repariert wie die wilde Waffenmischung.
Den einzigen Hinweis darauf, dass die Gruppe paramilitärischer Herkunft war, lieferten die Abzeichen, die auf die Seiten ihrer Helme oder Brustplatten aufgebracht waren. Auf ihnen allen war eine Art geflügeltes Tier in Blau und Rot zu sehen, offenbar von einem Roboter mit einer Schablone gemalt, und das sehr schnell, was darauf hindeutete, dass sie eher Teil einer Miliz denn einer offiziellen Truppe waren.
Ich bahnte mir den Weg durch die Wolke aus Leichen und begann die Luken zu beiden Seiten der Eintrittskammer zu prüfen. Ich hatte gedacht, dass es vielleicht schwer werden würde, zur Brücke zu finden – es war ein großes Schiff und leicht, sich darin zu verirren –, aber seine grundsätzlich zivile Ausrichtung half mir. Anders als in einem Flottenschiff gab es an jeder Kreuzung, Luke, Leiter oder Rampe farbcodierte Schilder. Ich entschlüsselte rasch den Code und damit den schnellsten Weg zur Brücke.
Unterwegs schwebten noch viel mehr Leichen umher, entweder frei oder an Sitze oder auf Liegen geschnallt, ja selbst in Ecken festgeklemmt. Die meisten von ihnen steckten in Rüstungen mit dem Abzeichen der geflügelten Tierschablone und gehörten nicht zur Besatzung, sondern zu derselben Miliz wie an der Schleuse. Es waren so viele, dass ich dachte, das Schiffhätte mit einer Enterattacke gerechnet. Es war zu langsam und schlecht ausgerüstet, um selbst ein Schiff zu entern, wenn der Angriff nicht gerade einem statischen Objekt galt, etwa einer Station oder einer Mondbasis.
Die Brücke war abgeriegelt, wie ich es erwartet hatte. Der Nervencluster an der Tür verlangte mir ein wenig mehr Psitech-Kitzelei als die äußere Schleuse ab, aber am Ende kapitulierte er und öffnete sich. Ich trat wachsam hindurch, da der kurze Eingangskorridor durch eine Art diamantharten Bitech-Stein verlief. Ich kannte das Material nicht, deshalb konnte es gut sein, dass es die Insassen vor der Nullraumwelle abgeschirmt hatte.
Drinnen sah ich, dass die Abschirmung funktioniert hatte, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Die sechs Mitglieder der Brückenbesatzung waren nicht sofort gestorben. Sie hatten noch eine oder zwei Minuten gehabt, bevor die massiven inneren Blutungen in ihnen zu viel für das medizinische System ihrer Anzüge geworden waren. Mir fiel auf, dass zwei Tote außerhalb ihrer Netzkokons gestorben waren, beide mit Medisets in der Hand, die aber mit anderen Personen verbunden waren. Sicherlich hätten sie doch so vernünftig sein müssen, die Sets für sich selbst zu verwenden, anstatt damit andere Leute zu retten?
Nicht, dass das einen Unterschied gemacht hätte. Aber es sagt viel aus über meine damalige prinzliche Denkart, dass ich nicht verstehen konnte, warum jemand sich selbst für andere opfern sollte.
Die meisten Kontrolltafeln waren tot, und Flüssigkeit schäumte aus geplatzten Fluidumsleitungen und geborstenen Bildhäuten. Aber ein paar Tafeln zur Rechten der Brücke arbeiteten noch bis zu einem gewissen Grad und untermauerten meine Theorie, dass die Nullraum-Schockwelle nur einen Teildes Schiffs mit voller Kraft erwischt hatte; und obwohl selbst dieser Streifschuss genügt hatte, um alles Leben an Bord zu töten, hatte er doch nicht alle Bitech-Systeme zerstört.
Nachdem ich ein wenig an den Nervensträngen der überlebenden Schalttafeln herumgeklopft und
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