Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)
-gezupft hatte, gelang es mir, einen Statusbericht auf die Bildhaut zu bekommen. Was ich entdeckte, war wenig ermutigend. Das Schiff besaß zwei Herzen. Das Hauptherz war tot, tot, tot, aber das kleinere Hilfsherz arbeitete noch. Der größte Teil seiner Leistung verpuffte durch beschädigte Leitungen, und wenn das so weiterging, würde es ausbluten. Doch wenn ich rasch genug zu ihm gelangen und seine Fluidumsvorräte umleiten konnte, würde das eine Weile vorhalten. Anschließend würde ich mithilfe von Energie das Kommandosystem zu einem Gutteil reparieren oder neu züchten können, zumindest ein paar der Bitech-Schubdüsen wieder zum Laufen bringen und dann …
Meine nächsten Schritte würden davon abhängen, wie die Situation sich entwickelte. Vielleicht gab es auf dem Planeten, den ich beobachtet hatte, weitere Schiffe, die schon Kurs auf mich genommen hatten. Andere konnten jederzeit durch das Wurmloch kommen.
Ich versuchte, nicht daran zu denken, während ich aus dem Kontrollraum lief, hinunter und Richtung Außenwand zum Hilfsherz. Wenn ich das Herz retten konnte, war alles möglich. Wenn ich es nicht konnte, gab es noch immer die Kapsel für eine so gut wie schwerelose Flucht. Sie würde mich mindestens zum Planeten bringen, und ich wäre zumindest nicht schlechter dran.
Ich war in Eile und auch ein wenig unvorsichtig. Als ich in den Technikbereich für den Hilfsantrieb kam, musste ich mir den Weg durch Hunderte schwebender Leichen in Anzügen bahnen. Daher war ich ein wenig überrascht, als sich die Türvor mir öffnete und ich eine Gestalt sah, die neben der gewaltigen, pulsierenden Kugel aus Grün und Pink arbeitete – dem Schiffsherzen.
Wer auch immer es war, er wandte mir den Rücken zu, und ich hätte ihn fast erschossen, als reine Vorsichtsmaßnahme. Aber ich konnte es gerade noch verhindern, tippte auf den Nervencluster, damit die Tür offen blieb, presste mich an die Wand und drückte die Taste für meine Lautsprecher.
»Achtung!«
Die Gestalt im Anzug zuckte zusammen, und eine Hand fuhr an die Seitenwaffe.
»Nicht bewegen oder ich schieße!«, dröhnte ich aus meinem Anzug.
Die rechte Hand erstarrte und blieb auf dem Gürtel liegen. Ich konnte nicht sehen, was die Person mit der linken Hand tat, die vorn und außerhalb meines Sichtfelds war.
»Ich habe den Hauptnerv des Schiffsherzen freigelegt«, krächzte eine Stimme. Die Stimme einer Frau, angespannt und aggressiv. »Ich werde das Herz in die Luft jagen, Pirat!«
Ich dachte eine Sekunde lang über die Lage nach. Mein Nadelgewehr würde vielleicht ihren Anzug nicht durchdringen, der nach einem erheblich neueren Mechtech-Modell aussah als die anderen an Bord. Und selbst wenn der Schuss durchging, würde sie womöglich nicht sofort sterben und noch den Selbstzerstörungsmechanismus des Herzens aktivieren.
Hier schienen Verhandlungen das Mittel der Wahl zu sein, auch wenn einem Prinzen Verhandlungen eigentlich gegen den Strich gehen.
14
»Ich bin kein Pirat«, sagte ich. »Ich bin ein Überlebender. Du darfst dich langsam umdrehen. Ich schieße nicht. Vorläufig.«
»Ich habe die Hand am Nerv; meine Finger umschließen ihn. Wenn du schießt, drücke ich zu, und er explodiert.«
»Verstanden«, sagte ich. Es wäre sehr ärgerlich gewesen, das Schiffsherz jetzt noch zu verlieren. Erst mit Verspätung realisierte ich, dass die Explosion auch mich töten oder ernsthaft verletzen konnte, und ein plötzlicher Angstschub ließ mich schneller sprechen. »Wir können über alles reden.«
Sie wandte den Kopf. Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen, da sie das Visier geschlossen hielt. Ich rümpfte die Nase, damit Eckie mein Visier durchsichtig werden ließ. Bestandteil meines Dominanztrainings war es gewesen, das Subjekt mit den Augen festzuhalten. Nicht, dass meine Fähigkeiten noch dieselben wie früher gewesen wären. Zum Beispiel konnte ich nicht mehr durch bloßes Augenzwinkern eine mimetische Prägung herbeiführen oder exakt die Pupillenerweiterung von jemand anderem messen, um zu prüfen, ob er log, oder minütlich Blutdruck und Temperatur messen und so weiter.
»Ich bin kein Pirat«, wiederholte ich. »Mein Schiff wurde beim Austritt aus dem Wurmloch von irgendetwas getroffen. Ich war der Einzige, der eine Rettungskapsel hatte. Und dies war das nächste Schiff.«
Das Visier der Frau hellte sich langsam auf. Ich konnte nicht viel sehen, da sie eine Atemmaske über Nase und Mund trug,aber ihre Augen waren von einem sehr dunklen Blau
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